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Der Augensammler

Der Augensammler

Titel: Der Augensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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Milchshake trinken will. So mühsam war das Atmen mittlerweile geworden. Es ging um das Panini-Heft!
    Mann, seins war nicht mal annähernd vollständig gewesen.
    Also waren sie damals um die Wette getaucht. Er, Jens und Kevin. Wobei .
    Eigentlich müsste es ja anders heißen. Kevin, Jens und er. Oder Jens an erster Stelle.
    Nur nicht der Esel, dachte Tobias und steckte die Münze wieder in den Schlitz der Schraube. Der Esel nennt sich nie zuerst.
    Das wusste er von Frau Quandt, derselben Deutschlehrerin, mit der sie den Text über den Schiffbrüchigen gelesen hatten. Der Typ, der sich immer auf die Zunge biss, um Spucke zu produzieren.
    Tobias presste die Schneidezähne noch fester zusammen. Scheißtipp. Funktioniert nicht.
    Er musste husten, wodurch er schon wieder abrutschte. Scheißschraube. Scheißdunkelheit. Scheiß auf Frau Quandt. Der verdammte Speichel blieb aus. Das Einzige, was sich vermehrte, war der Schmerz. Die Zunge war schon ganz wund und fühlte sich an wie ein Stück Leder. Und sein Kopf dröhnte wie damals, als er viel zu lange unter Wasser geblieben war, nur um dieses bekloppte Sammelheft zu bekommen.
    Und das war ihm ebenso wenig gelungen, wie endlich dieses Schloss zu öffnen.
    Vier Umdrehungen hatte er schon gezählt. Vielleicht sogar fünf. Dann war ihm die Münze aus der Hand gefallen, mit der er die Schraube im Schloss bewegte, und er war bei der Suche nach ihr eingeschlafen. Jetzt wusste er nicht, wie viel Zeit er verpennt hatte, hier in dieser ewigen Finsternis. Wenn die Kopfschmerzen nicht so schlimm wären, wäre er sich nicht mal sicher, ob er überhaupt aufgewacht war. Er steckte die Münze wieder in den Schlitz und schaffte eine weitere halbe Umdrehung.
    Kacke, wieso schwitze ich so doll, dass mir die Münze immer wieder aus den Fingern gleitet, aber mein Mund ist trocken wie...?
    Ja, wie was? Auf einmal fühlte er sich leer. Sein Kopf dröhnte, und er war zu müde, um einen passenden Vergleich zu finden.
    Wie Arschwasser, wollte er sagen, aber das ergab ja gar keinen Sinn.
    Tobias zuckte zusammen, als er eine hysterische Lache hörte, bis ihm klar wurde, dass es seine eigene war. Er leckte sich den Schweiß von der Oberlippe und wusste, dass er einen Fehler machte. So wie in der Geschichte um den Schiffbrüchigen, der das Meerwasser getrunken hatte und nur noch durstiger wurde. Damals hatte er sich überlegt, warum der Mann auf dem Floß nicht sein eigenes Blut trank.
    Aber das war vermutlich eine ebenso beschissene Idee wie die Nummer mit dem Schloss hier.
    Er würde hier niemals rauskommen. Würde nie das Ding öffnen können, in dem er lag.
    Was immer das auch ist!
    Er würde ersticken und gleichzeitig erschwitzen. Hah!
    Tobias kicherte. Erschwitzen. Geiles Wort, fast noch besser als Arschwasser.
    Klick!
    Tobias schrak zusammen. Klack!
    Dann quietschte es, und es gab ein letztes, etwas leiseres Klicken.
    Tobias stemmte sich mit den Ellbogen auf, drückte den Kopf gegen die nachgiebigen Wände über sich. Die Münze, die ihm als Schraubenzieher gedient hatte, hatte er wieder verloren, doch das war jetzt nebensächlich. Das konnte ihn nicht vom Lachen abhalten.
    Ein Lachen, das von Sekunde zu Sekunde lauter wurde und in einen lauten Jubelschrei überging.
    Ich habe es geschafft.
    Erst hatte er es gehört, nun konnte er es fühlen: Das Vorhängeschloss war aufgesprungen und baumelte nur noch lose an der geöffneten Angel. Tobias' Finger zitterten, aber diesmal rutschte er nicht ab, als er das Schloss löste. Dann tastete er nach der Öse, durch die der Haken geführt hatte, und stellte fest, dass es zwei Ösen waren. Zwei dünne Metallplättchen mit einem Loch am Kopfende, die sich wie die Zeiger einer Uhr gegeneinander drehen ließen. Von da an ging alles ganz schnell.
    Tobias begriff, dass es sich um den Zug eines Reißverschlusses handelte, der parallel zu seinem Körper über ihm hinweg in der Wand verlief. Weil das Band des Reißverschlusses unter einem Saum versteckt gewesen war, hatte er die Erhebung für eine bedeutungslose Naht gehalten. Aber in Wahrheit war sie . ... der Ausgang?
    Er hielt die Luft an, um die letzten Kraftreserven in seinem dürren Körper mobilisieren zu können. Dann versuchte er mit schwitzenden Fingern, die beiden Reißverschlussgriffe in die jeweils entgegengesetzte Richtung zu ziehen. Problemlos.
    Das ist ja geil, dachte er und zog den Verschluss immer weiter auf. Der Schlitten des Reißverschlusses glitt wie eine Kufe über die Eisbahn.
    Tobias wollte

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