Der Aurora Effekt
durchziehen. Aber trotzdem löste die Frau, die da so vor ihm saß, irgendwas in ihm aus, was er schon ewig in Vergessenheit geglaubt hatte.
»Hallo Mark, ich freue mich, dass du Zeit hattest zu kommen, war viel Verkehr auf der Autobahn?«, begann Angelique mit Smalltalk das Gespräch und blieb auch gleich beim du.
»Nein, war kein Problem, ich bin relativ zügig durchgekommen. Ich hab auch auf Verdacht noch mal gleich alle Unterlagen mitgebracht, falls wir davon noch `was benötigen«, lenkte er dann auch gleich das Gespräch in die für ihn gewünschte Richtung.
Angelique legte den Kopf zur Seite, lächelte ihn mit ihrem hinreißenden Lächeln an und nahm die Speisekarte in die Hand. »Sollten wir nicht erst einmal etwas essen, also, ich hab einen Bärenhunger«.
»Oh, natürlich, sorry. Hervorragende Idee. Kannst du was empfehlen?« Winter mahnte sich selbst zur Besonnenheit, begann ebenfalls, durch das Menü zu blättern und schaute immer wieder zwischendurch über die Karte auf Angelique, die dies sehr wohl mitbekam, aber nicht zurückschaute.
Nachdem man beim Kellner bestellt, die Getränke erhalten hatte und sich für Winters Befinden schon viel zu lange zu tief in die Augen geblickt hatte, fing man an, sich langsam an das Thema heranzutasten. Froh darüber, nun wieder einigermaßen festen Boden unter den Füßen zu haben, kramte Winter in seinen Unterlagen und holte die Entwürfe heraus, die Angelique interessiert betrachtete.
»Das sieht ja super aus, ich bin begeistert«, freute sich Angelique über das was sie da sah.
»Wir haben die Farben entsprechend der verschiedenen Bereiche des DLR, Luftfahrt, Weltraum, Verkehr und Energie, differenziert, um eine klare Unterteilung sichtbar zu machen«, führte Winter fort. Er machte eine kurze Pause und wollte gerade weiterreden, als er auf dem Nachbartisch eine bekannte Boulevardzeitung liegen sah, mit einer für dieses Heft typischen Schlagzeile. Mit einemmal wich sämtliche Farbe aus seinem Gesicht, als er den Aufmacher las. ›Kreuzfahrtschiff in Arktis von Monsterwelle versenkt. Über 3.000 Menschen tot‹, hieß es da. Wurde nicht auch das führerlose Schiff von Isabel in der Arktis aufgetrieben? Vielleicht wurde die Polarstern ja auch von so einer Welle getroffen und hatte die Besatzung ertränkt, schoss es ihm sofort durch den Kopf. Ihm wurde schwindelig.
»Geht es dir nicht gut?«, erkundigte sich Angelique besorgt bei Winter. Ihr fiel auf, dass irgendetwas nicht stimmte.
»Doch, es ist nur…« begann Winter stockend. »Es ist die Nachricht dort in der Zeitung. Das gesunkene Kreuzfahrtschiff, das von einer Riesenwelle getroffen wurde. Weißt du, seit einigen Tagen wird meine Frau vermisst, die sich auf einem Forschungsschiff ganz in der Nähe aufgehalten haben könnte. Vielleicht wurde ihr Schiff auch von der Monsterwelle getroffen.« Plötzlich hatte er das Bedürfnis, mit ihr über alles zu sprechen. Auch, wenn sie ihn danach sicher nie wieder ansehen würde, es musste jetzt einfach raus. Er brauchte einfach jemanden, mit dem er darüber reden konnte. Jetzt. Sicherlich unpassend gleich beim ersten Date von seiner Frau zu sprechen, schoss es ihm durch den Kopf. Ein Date schien dies hier ja definitiv irgendwie zu sein, wenn er Angeliques vertraute Blicke, die sie ihm zuwarf und die zu ihm leicht vorgebeugte Haltung und das verträumte Spielen mit ihren Haaren richtig deutete.
»Das ist ja schrecklich, das tut mir leid«, gab sie aufrichtig bestürzt zurück. »Ich habe auch schon bei uns im Institut davon gehört. Es gab gestern kein anderes Thema als diese Riesenwelle. Ausgelöst wurde die Welle laut den Meldungen der Nachrichtenagenturen durch ein Seebeeben, das eine große Verwerfung des Meeresbodens ausgelöst hat, aus dem Methangas ausgetreten sein soll.«
»Weißt Du, meine Frau hat mich vor einem Jahr verlassen, erst gestern hab ich von der Polizei erfahren, wo sie steckte. Ich weiß, das ist jetzt vielleicht nicht passend, aber ich muss einfach irgendetwas tun, um sie zu finden.«
»Mark, ich mach mich gerne gleich im Institut schlau. Weißt du denn, wo genau sich deine Frau im Polarmeer aufgehalten hat? War es wirklich genau an der Stelle, wo das Kreuzfahrtschiff von der Welle getroffen wurde?«
»Ich erkenne die Stelle auf der Karte wieder, die unter der Meldung abgedruckt wurde. Das ist die selbe Stelle wie auf dem Kartenausschnitt, den mir gestern die Küstenwache gezeigt hat.«
»Bist du dir sicher Mark?« Angelique betrachtete
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