Der Aurora Effekt
davon halten sollte und starrte Winter verwirrt an.
Winter verabschiedete sich rasch mit einem kurzen Nicken und begab sich zu seinem Schreibtisch. Petra und Frank schoss es ihm durch den Kopf und er musste bei dem Gedanken lächeln, warum nicht.
An seinem Platz angekommen checkte er noch kurz die Emails und verspürte überhaupt keine Lust mehr, noch so richtig wieder mit Arbeit zu beginnen. »Was soll`s, das kann bis morgen warten«, flüsterte er vor sich hin, nahm seinen Mantel und machte sich auf den Heimweg. Vor der Tür fing ihn die Alte von Gegenüber ab. »Guten Abend, ich heiße übrigens Hildegard Beckstein«, erschrak die Frau mit dem wachen Blick Winter, der gerade in Gedanken versunken auf die Strasse trat.
»Hallo Frau Beckstein. Mein Name ist Mark Winter. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend.«
Die Alte entblößte Ihre lückenhaften, gelben Zähne, sagte aber weiter nichts.
Winter war der Alten irgendwie dankbar, war es doch so eine Art Highlight nach einem ziemlich verkorksten Tag. Er wollte nur noch nach Hause und rasch ins Bett. Vielleicht öffnete er noch einen schönen Rotwein, aber mehr sicherlich nicht. Winter konnte da noch nicht wissen, welche seltsame Nachricht er am nächsten Morgen erhalten sollte.
Am nächsten Morgen war Winter pünktlich im Büro und ließ sich gleich von Petra Mende, die gerade am Automaten stand, einen dampfend heißen Kaffee mitbringen. Winter schaltete seinen iMac ein und wollte gerade mit seiner Arbeit beginnen, als das Telefon schellte.
»Hallo Mark, hier ist Angelique. Ich muss dich dringend unter vier Augen sprechen.«
»Angelique, schön deine Stimme am frühen Morgen zu hören. Was ist denn los?«, kam es verdutzt aber dennoch leicht überheblich von Winter zurück.
»Mark, ich kann dir das nicht am Telefon sagen, ich weiß nicht genau, was das zu bedeuten hat, aber es macht mir Angst. Verstehst du Mark, große Angst.«
Winter, sichtlich irritiert, war plötzlich hellwach. »Angelique, wovon redest du überhaupt?«
»Ich kann dir das jetzt nicht so genau sagen, wir müssen uns dringend treffen. Nur soviel, die Monsterwelle, die das Kreuzfahrtschiff versenkt haben soll, diese Welle hat es nie gegeben.«
Am Nachmittag saßen sich eine verstörte Angelique und ein Unheil ahnender Winter im Besprechungszimmer der Agentur angespannt gegenüber. Das Szenario hatte irgendetwas von einem Gefängnisbesuch, schoss es Winter unweigerlich in den Kopf. Mit unsicherem Blick saß Angelique ihm dort am grauen Konferenztisch gegenüber, auf dem lediglich ein schwarzes Telefon stand. Im nüchtern gehaltenen Raum stand lediglich eine Zimmerpflanze, die Wände waren kahl. Damit die Gedanken auf das Wesentliche, die Personen, gelenkt werden und nicht durch irgendwelche Bilder abgelenkt würden, so hatte Falk dies begründet. Fehlte nur noch ein Wärter, der Ihr Gespräch bewachte. Zaghaft war Ihre Begrüßung mit einem einfachen Händeschütteln ausgefallen, zu sehr war Angelique bedrückt von dem, was sie herausgefunden hatte.
»Mark, ich hab keine Ahnung, auf was wir da gestoßen sind, aber im Institut haben wir die Aufzeichnungen des Zeitraums durchgesehen und da gab es keine Riesenwelle. Wir haben bei der DLR eine nahtlose Satellitenüberwachung im Rahmen unseres Killerwellen-Forschungsprogramms, aber eine Welle war in der Region garantiert nicht zu finden.« Angelique schaute Winter eindringlich direkt in die Augen.
Unbehaglich von ihrem plötzlich fixierten Blick auf ihn und immer noch das verdauend, was sie gesagt hatte, antwortete er zögerlich. »Aber in der Zeitung stand doch ›Schiff von Monsterwelle getroffen‹. Auf welcher Grundlage basiert denn dann diese Meldung?«
»Mark, das ist ja das Komische, das mir solche Angst macht. Ich habe bei der Zeitung nachgefragt und nach eingehender Bearbeitung des leitenden Redakteurs hat mir dieser die Quelle verraten. Die Meldung kam direkt von der Küstenwache hier aus Hamburg. Erinnert dich das an was?«
Mark dachte sofort an Narbengesicht und seinen Partner, die ihm die Nachricht über Isabels Verschwinden so schonungslos vor den Kopf geknallt hatten. »Ja, da klingelt es bei mir. O.K., aber warum gibt die Küstenwache eine solche Meldung heraus, wenn die doch offensichtlich gar nicht stimmt?«
»Mark, die Küstenwache hat diese Meldung auch gar nicht herausgegeben. Ich habe unter der Telefonnummer angerufen, die der Reporter mir gegeben hat und wollte die betreffende Person sprechen. Aber
Weitere Kostenlose Bücher