Der Aurora Effekt
amerikanischem Akzent von sich.
»Wie kann ich ihnen helfen?«, fragte Winter verwirrt.
»Seit drei Tagen vermissen wir die Besatzung des deutschen Forschungsschiffs Polarstern«, antwortete Franke und schaute Winter mit eindringlichem Blick in die Augen. »Das Schiff wurde gestern führerlos im Polarmeer aufgebracht. Von der Besatzung fehlt jegliche Spur. An Bord befand sich auch jemand, den sie kannten, ihre Frau Isabel Winter.«
Nur langsam drang diese Nachricht an Winters Gehirn. Isabel verschollen, seine Isabel? »Sind sie sicher, dass es sich dabei um meine Frau handelte«, fasste sich Winter und kannte doch schon die Antwort. Isabel war als Meeres-biologin auf Forschungsschiffen zuhause. Er begann zu frösteln und schaute unsicher die zwei unbeweglich vor ihm sitzenden Männer an, die gerade eine Seekarte mit der markierten Stelle vor ihm ausbreiteten, an der die Polarstern verlassen aufgebracht wurde.
»Herr Winter, an dieser Stelle haben wir das leere Schiff entdeckt. Von der Besatzung haben wir bisher noch keine Spur. Aber vielleicht wurden sie ja gerettet. Wir müssen wissen, ob Ihre Frau in den letzten Tagen vor oder nach ihrem Verschwinden noch Kontakt mit Ihnen aufgenommen hat, um unsere Suche entsprechend einkreisen zu können. Vielleicht sind sie ja mit einem Beiboot für eine biologische Untersuchung unterwegs und sind irgendwo zwischen den Eisschollen gestrandet«, setzte der Mann mit fester, etwas zu lauter Stimme an. »Unsere Suchmannschaften haben rund um die Uhr die betreffende Gegend abgesucht, ohne Erfolg. Aber vielleicht wurde die Besatzung ja auch von einem vorbeifahrenden Schiff aufgenommen und konnte schon ein Lebenszeichen absetzen.«
Jetzt brauchte Winter dringend frische Luft. Nein, seine Isabel hat sich nicht bei ihm gemeldet. Schon seit über einem Jahr nicht, wie hatte er sich nach einem Anruf von ihr gesehnt. Er stand auf und öffnete ein Fenster, dann setzte er sich wieder hin und blickte Narbengesicht abschätzend an. Er mochte diesen Mann von Anfang an nicht. »Nein, meine Frau hat sich nicht bei mir gemeldet.«
»Sind sie da wirklich sicher?«, setzte Franke nach.
»Verdammt ja, meine Frau hat sich seit einem Jahr nicht mehr bei mir gemeldet und es wäre besser, wenn sie jetzt gehen würden«, brüllte Winter los. Er sprang auf und wies den zwei Herren den Weg zu Tür. Er wollte nur noch alleine sein.
Zögerlich erhoben diese sich. »Ich geb Ihnen meine Karte Herr Winter, sollten sie doch noch etwas von Ihrer Frau hören, bitte rufen sie mich unbedingt in meinem Büro an«, verabschiedete sich Franke. Narbengesicht folgte ihm grußlos.
Nachdem Winter die Tür wieder geschlossen hatte, setzte er sich und sackte in sich zusammen. Nach einem Jahr hörte er wieder etwas aus Isabels Leben und jetzt wurde sie vermisst. Er konnte doch jetzt nicht hier so einfach nur rumsitzen und warten. Er musste `was unternehmen. Nur was?
In diesem Moment flog die Tür auf und Petra Mende stecke Ihren Kopf herein. »Ich hab gesehen, dass die zwei Grimassen wieder weg sind, hast du Zeit für ein Telefonat, ich hab das DLR dran für dich.«
»Ja, danke Petra, stell mir das Gespräch einfach hier ins Besprechungszimmer», antwortete Winter, unfähig, sich jetzt bis zu seinem Schreibtisch zu bewegen.
Sekunden später klingelte das Telefon im Besprechungsraum und Winter hob nach dem dritten Klingeln ab, nachdem er sich wieder etwas gesammelt hatte.
»Hallo, hier ist Angelique. Schön, Deine Stimme zu hören, Mark.«
Da Angelique Brockhaus am nächsten Tag noch eine Veranstaltung mit einer indischen Delegation im Kölner Hyatt hatte, mit denen das DLR zusammenarbeitete, wollte man sich auch gleich dort zum Mittagessen treffen.
Winter durchschritt die Drehtür des Kölner Luxushotels und wurde sogleich vom tösendem Wasserrauschen der imposanten Fontänen im Foyer des Hotels empfangen. Er brauchte gar nicht erst an der für dieses Hotel etwas zu klein geratenen Rezeption hinten links in der Ecke nachfragen, wo er Angelique finden würde, sie hatte ihn schon gesehen und kam strahlend die Treppe herunter auf ihn zu. Nachdem man sich etwas zu förmlich per Handschlag begrüßt hatte, setzte man sich ins Restaurant direkt ans Fenster mit einem atemberaubenden Blick auf den Rhein, die Deutzbrücke und den dahinter liegenden Kölner Dom.
Winter, noch völlig verwirrt von der Nachricht über das Verschwinden seiner Isabel, fasste einen Entschluss. Nein, er würde das hier rein geschäftlich
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