Der Aurora Effekt
diese Person arbeitet dort gar nicht.«
Verwundert zog Winter die Augenbrauen hoch. »Was?«, stieß er nur aus. »Wie hieß denn die Person?«
Angelique kramte daraufhin in ihrer Handtasche herum und holte nach kurzer aber eindringlicher Suche mit ihrer charmanten Art den Zettel mit der Telefonnummer aus der Tasche, die sie sich notiert hatte. »Hier steht der Name, es war ein gewisser ›Kurt Mix‹.«
Narbengesicht, schoss es Winter blitzartig durch den Kopf und er verstand die Welt nicht mehr.
Es dauerte eine ganze Weile, bis das Bild wieder klar wurde in seinem Kopf. Was sollte das heißen, diesen ›Kurt Mix‹ hat es nicht gegeben, er hatte doch direkt vor ihm gesessen und die Nachricht überbracht, dass Isabel, seine Isabel vermisst wurde. Diese Meldung in der Zeitung über die Killerwelle. Warum, wenn es diese Welle gar nicht gab. Langsam sortierten sich Winters Gedanken wieder und er nahm die vor ihm sitzende Angelique wieder wahr, die auf eine Reaktion von ihm wartete. »Dieser Kurt Mix, das ist genau der Mann, von dem ich die Nachricht über Isabels Verschwinden erhalten habe. Da, wo du jetzt sitzt, hat er gesessen und mich gefragt, ob Isabel Kontakt mit mir aufgenommen hätte.«
»Das wird ja immer mysteriöser.«
In diesem Moment öffnete sich die Tür einen Spalt und ein etwas verschämter Frank Stein lugte herein. »Entschuldigung, Mark, würdest du bitte mal eben auf den Knopf mit der Freisprechanlage drücken.« Ein leicht schelmisches Grinsen huschte über sein Gesicht. »Man hört Euch nämlich grad überall in der Agentur.«
Winters Blick fiel auf die Telefonanlage und da sah er auch schon das Symbol für die Freisprechdurchsage leuchten. Was hatte er alles in den letzten Minuten von Angelique gehört oder selbst gesagt? O.K., er würde später mit den Kollegen darüber reden.
»Schon wieder die Putzfrau, wir müssen dringend mal mit der reden«, bemerkte Stein rasch und zog sich aus dem Konferenzraum mit einem Augenzwinkern zurück.
Winter war schon klar, dass Peter Falk den anderen von der hübschen DLR-Pressesprecherin erzählt hatte, die ein Auge auf Winter geworfen hatte und er wohl auch eins auf sie. Nun war die ganze Agentur neugierig, was sich da wohl anbahnte und da hatte wohl zufällig jemand die Durchsagetaste im Besprechungsraum berührt.
Angelique schien ähnliche Gedanken zu hegen, jedenfalls begann sich ihr Gesicht langsam zu entspannen. »Mark, ich würde das gerne zusammen mit dir durchziehen. Wie sieht`s aus, wollen wir herausfinden, was dahinter steckt?«
Sichtlich überrascht von der plötzlichen Entschlossen-heit zeichnete sich nun auch auf Winters Gesicht ein Ansatz eines Lächelns ab. »Gerne, ich würde mich riesig darüber freuen, Angelique.«
Nachdem sie noch ein paar unverfängliche Nettigkeiten ausgetauscht hatten, brachte Winter Angelique noch bis zum Ausgang des Gebäudes, an dem sie kurz innehielten.
»Du Mark, ich tue das nicht aus reiner Neugierde. Ich möchte damit dir helfen, weil du mir wichtig bist.«
Winter, ergriffen von Angeliques Offenheit, brachte nur ein »Dankeschön, ich freu mich sehr, dass du mir hilfst« heraus. Bewusst verzichtete er jedoch auf den Zusatz »… Isabel zu finden«. Für Winters Empfinden eindeutig zu nah standen sie sich gegenüber und blickten sich einfach nur an. Winter wollte gerade seinen nächsten Satz vorsichtig formulieren, als Peter Falk zur Agentur hereinkam und mit großen Schritten auf sie zusteuerte und damit den Moment der Nähe zerstörte.
»Hallo, Frau Brockhaus, schön sie zu sehen.«
»Hallo, Herr Falk, die Freude ist ganz auf meiner Seite«, antwortete Angelique mit dem perfekten Lächeln einer Pressesprecherin. Die Fassade war wieder aufgebaut und der Augenblick verloren.
Angelique verabschiedete sich rasch mit einem Händedruck bei Falk und Winter, nicht ohne diesen noch mal mit ihrem liebevollen Lächeln zu bedenken.
Winter wollte gerade Falk ins Büro folgen, entschloss sich aber plötzlich anders. Er brauchte frische Luft und entschied sich kurzerhand für einen kleinen Spaziergang. Unterwegs kam ihm die spontane Idee, seinen alten Schulfreund anzurufen. Wäre mal ein Versuch wert und überhaupt interessierte Winter sich schon, was aus Stefan Schneider nach all den Jahren geworden war. Der perfekte Zeitpunkt für einen Anruf, schoss es Winter durch den Kopf und suchte in seiner Manteltasche nach der Visitenkarte und seinem iPhone-Handy.
»Stefan Schneider, schön dass sie mich anrufen,
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