Der Aurora Effekt
Euch also hier morgen alleine, brennt mal die Bude hier nicht ab und schließt abends alles wieder ab. Ich werde dann Montag wieder bei Euch sein.«
Mit einem Augenzwinkern verabschiedete Falk sich von Winter und ließ diesen alleine im Büro zurück. Winter machte sich, im Glauben, als Letzter die Agentur zu verlassen, auch auf den Weg. Er übersah dabei aber den schwachen Lichtschein, der unter Frank Steins Tür auf den Flur schien. Im abgedunkelten Raum hockte Stein fieberhaft verkrampft vor seinem leuchtenden Monitor und durchsuchte das Internet nach Informationen für Winter. Was er dabei entdeckte, fesselte ihn so sehr, dass er die Zeit vergaß. Bis in die frühen Morgenstunden hackte er so auf die Tasten ein und sammelte Material. An Schlaf war nicht mehr zu denken. Stein schüttete einen Kaffee nach dem anderen herunter, ohne die Augen von dem Bildschirm zu lösen. Erstarrt saß er vor seinem Computer, seine Umgebung nicht mehr wahrnehmend. Innerlich aufgewühlt und total geschockt von dem, was er da gefunden hatte. Nein, das durfte einfach nicht wahr sein.
Am Samstag Morgen, viertel nach elf, fuhr Winter nicht ganz pünktlich auf die Pforte des DLR zu, vor der Angelique, eingehüllt in einen elegant geschnittenen schwarzen Mantel, mit einem trotzig grinsenden Gesicht auf Ihn wartete.
»Mark Winter, daran arbeiten wir aber noch. Du weißt schon, dass es ganz schön kalt ist um diese Jahreszeit?«
Winter mochte dieses Spiel mit den ausgesprochenen Nachnamen, obwohl sie sich bereits deutlich näherstanden. Es hatte einen gewissen Reiz und so antwortete Winter, breit grinsend, »Guten Morgen Frau Brockhaus, ich bitte zu entschuldigen, der Verkehr.«
»Ah ja, der Verkehr? O.K., Herr Winter, einmal lassen wir das noch mal durchgehen.«
Angelique kuschelte sich auf den Beifahrersitz und begann, sich in der wohligen Wärme von Winters Firmen-BMW zu räkeln.
Winter beobachtete fasziniert die scheinbar so unkomplizierte DLR-Pressesprecherin neben sich, die gerade ein Gähnen unterdrückte. »So ganz wach scheinst du aber noch nicht um diese Uhrzeit zu sein?«
»Hey Du, ich hab mir noch die halbe Nacht um die Ohren geschlagen wegen dieser Sache. Außerdem konnte ich davon absolut nicht abschalten. Aber dazu erzähle ich dir später was. Fahr erstmal los, hier vom Hof runter.«
Winter drehte den Wagen und fuhr Richtung Kölner Innenstadt, wo sie ein kleines Café in Altstadtnähe auf-suchten und sich dort entspannt niederließen. Nur wenige Gäste waren anwesend, Angelique und Winter suchten sich einen etwas abseits gelegenen Platz an dem man in Ruhe reden konnte.
»Wie wäre es, Lust auf einen Kaffee? Ich schau mir mal die Karte an, was die hier sonst noch so alles anbieten«. Angelique fing an, in der Speisekarte zu blättern, die Winter ohne Probleme über Kopf von der anderen Seite des Tisches mitlesen konnte. Wie alle Linkshänder verfügte auch Winter über diese Gabe, ein komplettes Buch auch mal über den Kopf lesen zu können. Das wäre ungemein entspannend, hatte ihm einmal ein Freund gesagt und in der Tat war es auch so, man las zwar etwas langsamer aber viel intensiver und konnte so deutlich schneller abschalten. Seit dem hatte Winter sich einen richtigen Sport daraus gemacht und las, so viel es ging, auf dem Kopf, was seine Mitmenschen schon oft zu einem unverständlichen Schmunzeln hingerissen hatte. So wurde er, als er an der Hamburger Alster letzten Sommer auf einer Parkbank beim Lesen saß, auch schon mal als Spanner von einer älteren Dame beschimpft, da er angeblich immer nur über sein Buch luken würde, weil er dies ja so gar nicht lesen könne.
»Ich hab`s, ich nehme einen Kaffee Latte«, schlug Angelique vor.
Winter folgte ihrem Vorschlag und bestellte ebenfalls das gleiche Getränk, wobei er Angelique nicht aus den Augen lies.
Als die Bedienung sich entfernt hatte, veränderte sich Angeliques Gesichtsausdruck und sie begann mit ernsten Worten Winter zu berichten: »Mark, ich hab mich gestern Abend noch mal mit dieser HAARP-Anlage befasst, ich hatte dir das ja schon angedeutet. Ich hab da mal was ausgedruckt, Moment, hab ich hier gleich in meiner Tasche.« Angelique zog eine Mappe mit diversen Zetteln aus Ihrer Handtasche und legte diese vor Winter auf den Tisch. »Hier sind erstmal ein paar Fotos von der Anlage und ein paar Infos, lies dir das mal bitte eben durch«.
Winter war etwas enttäuscht, dass das Gespräch schon wieder so sprunghaft in eine rein sachliche Bahn
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