Der Aurora Effekt
und er informierte Falk über das gerade geführte Gespräch.
Peter Falk wirkte wie erstarrt. »Das ist ja schrecklich, das kostet der Agentur den Kopf. Wir hatten den Auftrag schon fest eingeplant, Mark. Weißt du, was das heißt? Wir haben angesichts der derzeit schwachen Auftragslage dann für zwei Monate Leerlauf, wie sollen wir das abfangen?«
Winter zuckte mit den Schultern und fragte sich, wieso auch Angelique ihn plötzlich nicht mehr sprechen wollte und sich offenbar sogar an ihrem eigenen Handy verleugnen lässt. Hatte er irgendetwas Falsches getan oder gesagt? Winter konnte sich absolut keinen Reim darauf machen.
Peter Falk griff zum Telefon und wählte die Nummer der DLR-Zentrale und ließ sich mit Leon Windhorst verbinden. Nach einer kurzen Begrüßung verstummte Peter Falk und hob den Blick zu Winter und schüttelte langsam den Kopf. Peter Falk legte grußlos auf, »man wünscht keine Zusammenarbeit mehr mit unserer Agentur«. Falk schlug auf den Tisch, »das können die jetzt doch nicht einfach so mit uns machen. Verdammt!«
Winter schossen tausend Gedanken gleichzeitig durch den Kopf, aber keiner ergab eine sinnvolle Erklärung für das Verhalten des DLR-Projektleiters. Viel weniger aber erklärte irgendeiner dieser Gedanken Angeliques plötzlichen Rückzug.
»Peter, ich brauche den Wagen, jetzt.«
Peter Falk sah Winter fragend an. »Du machst jetzt aber nicht irgendeinen Scheiß Mark, oder?«
»Versprochen Peter, ich fahr da nur jetzt sofort hin. Wir lassen uns doch von denen nicht einfach so abservieren«, und ich mich auch nicht von Angelique, ergänzte er in seinen Gedanken.
Peter Falk warf ihm den Schlüssel aus der Schublade zu und wünschte ihm viel Glück.
Winter, voller neuer Energie und Tatendrang, schnappte den Schlüssel aus der Luft, zwinkerte Falk zu und drehte sich affektiert auf dem Absatz um. »Die Sippe kauf ich mir«, gab er übermütig von sich, als er das Büro verließ und merkte schon nicht mehr, mit welchem sorgenvollen, voraus-ahnenden Blick Peter Falk ihm hinterher sah.
Minuten später rauschte der BMW mit Winter hinter dem Steuer aus der Tiefgarage des Bürogebäudes der Agentur. Mit einem für ihn etwas ungewöhnlich rücksichtslosen Fahrstil fädelte er sich rasch ein auf die Autobahn in Richtung Köln. Winter war geladen und die innere Unruhe zermürbte ihn, wobei er sich selbst die Frage stellte, was ihm mehr zu schaffen machte. Die Ablehnung des Agenturauftrags, die Ungewissheit über die Ereignisse oder Angeliques Ablehnung.
Die Strecke zum DLR legte er in neuer Rekordzeit zurück und er war froh, nicht auch noch in eine Radarfalle gefahren zu sein. Langsam fuhr er auf die bewachte Einfahrt des Luft- und Raumfahrtzentrums zu, wo er direkt von einem Wachmann angesprochen wurde.
»Guten Tag, mein Name ist Mark Winter von der Agentur ›Wunschfabrik‹. Ich würde gerne eine Frau Brockhaus besuchen«, sagte Winter betont gelassen zu dem Uniformierten.
Dieser bat kurz um einen Moment Geduld und verschwand in seinem Wachhäuschen, wo Winter ihn zum Telefonhörer greifen sah.
Nach einem kurzen Gespräch kam der Wachmann zurück. »Es tut mir leid, Herr Winter, ich darf sie nicht reinlassen und muss sie bitten, das Gelände sofort wieder zu verlassen.«
Winter, ungläubig, was er da gerade gehört hatte, starrte den Wachmann ärgerlich an. »Guter Mann, ich will da jetzt sofort rein, was soll denn dieser Mist? Ich komme von der Agentur, die ihre Organisation betreut.«
»Ich habe klare Anweisungen erhalten, sie nicht einfahren zu lassen. Ich möchte sie jetzt noch einmal dringlich bitten, zu wenden«, kam es energischer vom zerknirscht dreinblickenden Wachmann zurück.
Winter zuckte resigniert mit den Schultern »Dann eben nicht, ich wünsche ihnen noch was.« Mit quietschenden Reifen setzte er zurück und drehte den BMW. Nicht mit ihm, so nicht, schoss es ihm durch den Kopf, dann eben auf einem anderen Weg.
Geschickt lenkte er den BMW auf einen Seitenweg, von dem er zwar freie Sicht auf die Einfahrt des DLR hatte, von den Wachmännern aber nicht so ohne weiteres gesehen werden konnte. Er würde warten, irgendwann würde Angelique schon an ihm vorbeifahren. Er hatte Zeit.
Mit beschlagenen Scheiben stand der BMW immer noch gegen 19.00 Uhr dort, ohne dass Winter Angelique gesehen hatte. Er fröstelte ein wenig, zwar schaltete er immer wieder zwischendurch die Heizung an, um den Innenraum aufzuheizen, doch nach Stunden des Wartens hatte sich
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