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Der Aurora Effekt

Titel: Der Aurora Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wolf
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Kondenswasser von innen an den Scheiben gesammelt und die Kälte kroch ihm in die Knochen. Mit seinem Ärmel wischte er sich alle paar Minuten ein freies Guckloch an der Scheibe frei, damit er durch die beschlagene Frontscheibe überhaupt noch irgendetwas sah. Um die Batterie des BMW zu schonen, hatte er das Radio schon vor Stunden ausgeschaltet und harrte so lautlos angespannt wartend im Dunkeln aus. Nichts, Angelique kam nicht raus, oder war gar nicht mehr da? Hatte er sie doch verpasst?
    Um 19.45 Uhr kam sie. Winter erkannte sie schon von weitem an ihrem zügigen, unnachahmlichen koketten Gang.
    Anscheinend würde sie abgeholt werden, jedenfalls blieb sie wartend an der Einfahrt stehen und schaute auf ihre Uhr. Winters Chance.
    Rasch startete Winter den Motor und fuhr bis direkt wenige Meter vor Angelique, die erschrocken aufblickte.
    »Was machst du denn hier Mark, ich kann jetzt nicht mit dir sprechen, du musst ganz schnell wieder weg hier bitte.« Angelique wirkte völlig konfus und abwesend.
    »Was ist passiert, Angelique, ich verstehe das alles nicht. Bitte erklär es mir.« Winter war aus dem Wagen gesprungen und stand direkt vor ihr.
    »Mark bitte, nicht jetzt und nicht hier. Es geht wirklich nicht.« Angelique drehte sich von ihm weg und ging ein paar Schritte weg vom DLR-Eingang. Winter eilte ihr hinterher, »Angelique bitte, du kannst mich doch jetzt hier nicht so einfach stehen lassen, nach all dem, was passiert ist.«
    »Genau Mark, es ist schon viel zu viel passiert und ich kann und will da jetzt nicht drüber reden.« Gehetzt blickte sie sich zu allen Seiten um. »Mark, es gab Ärger. Riesigen Ärger. Bitte fahr jetzt wirklich.« Angelique sah ihn mit verzerrtem, ängstlichem Blick direkt in die Augen.
    Winter sah sie entmutigt an, all seine Energie war verflogen. Er drehte sich wortlos um und schlich frustriert zurück zu seinem BMW und verstand die Welt nicht mehr.
     
    Die Beerdigung von Frank Stein war am frühen Dienstag morgen. Es war ein herrlich sonniger Tag und ein leichter frischer Wind wehte über den Hamburger Friedhof Ohlsdorf, dem größten Parkfriedhof der Welt. Mitten in dieser Oase der Ruhe, unter alten Baumbeständen, lagen die Grabstätten. Enge Angehörige Steins sowie sämtliche Mitarbeiter der Agentur standen am offenen Grab und hörten auf die Singsangstimme des Pastors. Vögel zwitscherten und die Sonne warf ein beruhigendes Licht auf die Anwesenden. Petra Mende trug eine dunkle Sonnenbrille, obwohl sie schon seit einiger Zeit nicht mehr zu Tränen fähig war. Auch Peter Falks Gesicht schien in den letzten Tagen um Jahre gealtert zu sein. Winter stand in seinem dunklen Wintermantel etwas abseits, er wollte später nach der Zeremonie in Ruhe von Frank Stein Abschied nehmen. Auch er war gezeichnet, die letzten schlaflosen Nächte hatten grosse Augenringe auf Winters Gesicht hinterlassen. Er war müde, müde und ausgelaugt. Regungslos verfolgte er die Zeremonie, das Segnen und Herablassen des Sargs, der Abschied der Angehörigen, die Blumen und Erde als letzten Gruß in die Grube warfen und dann der herzzerreißende Zusammenbruch von Steins Mutter am Grab. Winters Knie wurden weich und er dachte unweigerlich an seine Mutter, die er vor wenigen Jahren beerdigen musste. Frank Steins Tod war einfach so sinnlos.
    Wenig später stand Winter alleine vor dem offenen Grab und warf zum Abschied Frank Steins Computermaus in die Grube, sein Lieblingshandwerkszeug.
    Stumm stand er minutenlang so da, als sich von hinten sanft eine Hand auf seine rechte Schulter legte, die Hand von Angelique Brockhaus.
    Schweigend nahm Winter erleichtert Angelique an die Hand und gemeinsam entfernten sie sich auf einem mit Laub bedeckten Naturweg von Steins Grabstätte.
     
    Fröstelnd stieg Angelique in Winters BMW ein und rieb sich die Hände. Unsicher schaute sie zu Winter auf den Fahrersitz.
    »Warum, Angelique?«, fragte Winter leise.
    »Unser Chef hat einen seltsamen Anruf von der NASA aus den Staaten erhalten, der ihn völlig aufgescheucht hat. Man drohte ihm mit dem Entzug nicht unerheblicher finanzieller Mittel, falls man weiterhin mit eurer Agentur kooperiert. Mir hat er dann persönlich mit Rausschmiss gedroht, wenn ich mich weiter mit dir treffe.« Angelique hielt kurz inne und schluckte, bevor sie weitersprach. »Mark, ich hab mich zunächst einschüchtern lassen, ich hatte überhaupt keine Ahnung, was das jetzt plötzlich zu bedeuten hatte und worum es überhaupt genau geht. Vor allem hat die

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