Der Aurora Effekt
vorgetragen. Schnell schweiften seine Gedanken ab zu Isabel. Seiner Isabel. War sie es noch? Oder bewegte er sich gefühlsmäßig gerade auf einer ganz anderen Ebene. In Zwietracht mit sich selbst stierte er gedankenversunken vor sich und merkte gar nicht, dass Dr. Pielgrim nach endlos langen dreißig Minuten seinen Vortrag endlich beendet hatte.
Angelique stieß ihn leicht in die Seite. »Guten Morgen, Herr Winter, sie dürfen sich jetzt auch wieder an der Führung beteiligen.«
Winter fühlte sich ertappt und lächelte Angelique entschuldigend an, was diese mit einem wissenden Blick verständnisvoll erwiderte. »Schon O.K., Mark.«
Wie eine vom Pausengong nach einer langweiligen Unterrichtsstunde aufgeweckte Schulklasse sprangen die Teilnehmer der Gruppe auf, nachdem Dr. Pielgrim erklärt hatte, sie nun herumzuführen.
Er ging voraus und geleitete sie durch das schmucklose Gebäude, das den Charme einer Industriehalle hatte.
Vor einer Eisentür hielt er. »Hier hinter befindet sich der Kontrollraum. Wir werden dort jetzt kurz hereinschauen, ich bitte sie aber, ruhig zu sein, da dort gearbeitet wird. Ihre Fragen dazu beantworte ich gleich nach unserer Führung wieder in unserem Konferenzraum.«
Jetzt wurde es anscheinend spannend. Winter schob sich hinter Angelique dicht gedrängt durch die Eisentür in den Kontrollraum. Hier sah es aus wie in der kleinen Ausführung von Houston Control. Überall Monitore und technische Geräte, auf die Wissenschaftler mit rot unterlaufenen Augen starrten. Winter war irgendwie enttäuscht beim Anblick des nüchternen Raumes mit den gesichtslosen Mitarbeitern des HAARP-Projekts, aber was hatte er erwartet? Wohl kaum Isabel, die ihn mit einem »Schön, dich zu sehen, Mark« begrüßen würde.
Dr. Pielgrim flüsterte: »Von hier aus kontrollieren wir die gesamte Anlage und können einzelne Experimente und Routinen fahren.«
Rasch verließen sie den Raum, um nicht weiter zu stören und blickten hinter die nächste, direkt neben dem Kontrollraum liegende Tür. »Von diesem Generatorraum beschicken wir das Antennenfeld mit Energie«, hörte Winter Dr. Pielgrim dicht vor sich sprechen. Langsam folgten Angelique und er mit etwas Abstand der Gruppe.
Angelique bemerkte Winters etwas abwesenden Blick und legte einen Arm um ihn »Ich weiß, was du denkst, Mark, aber geb die Hoffnung nicht auf. Vielleicht finden wir hier ja noch irgendeinen Hinweis.«
»Ja, aber ich habe irgendwie den Verdacht, dass das nicht geht, wenn wir weiterhin bei dieser Gruppe bleiben. Es muss doch eine Möglichkeit geben, sich auf eigene Faust kurz abzusetzen.«
Angelique wollte gerade antworten, als sie auf den einzelnen Generatoren eine Beschriftung las, die Ihr für den Bruchteil einer Sekunde das Blut in den Adern gefrieren ließ. Sie blieb vor Schreck erstarrt stehen, fasste sich aber sofort wieder. »Mark, die haben hier echt Humor, lies mal die Aufschrift auf Ihren Generatoren. Nett, wie die hier liebevoll ihr Arbeitsgerät betiteln.«
›Engel 1‹, lass Winter mit offenem Mund auf dem ersten Generator. »Die scheinen hier ja eine ganz besondere Beziehung zu ihrer Arbeit zu haben.«
»Hauptsache, die fühlen sich hier nicht so als wenn sie der Meinung sind, Gott spielen zu dürfen«, gab Angelique bedeutungsschwer zu bedenken.
Winter schüttelte den Kopf und folgte langsam der Gruppe mit einem, sein Führungsprogramm exakt abspielenden Dr. Pielgrim.
Nachdem sie weitere Räume der Anlage gesehen hatten machte sich erneut Unruhe in der Gruppe breit. Winter hatte nicht mitbekommen, was ein Student mit einem blonden Wuschelkopf gerade Dr. Pielgrim gefragt hatte, offenbar schien die Antwort von Dr. Pielgrim aber die Gruppe zu verärgern.
»Wieso dürfen wir das Antennenfeld nicht betreten, das kann doch jetzt nicht ihr Ernst sein«, hörte Winter einen der aufbrausenden Studenten sich beschweren.
»Aufgrund der dort existierenden Ladungen und laufenden Experimente ist es lebensgefährlich, das Gelände zu betreten. Es tut mir leid meine Damen und Herren, aber unsere Führung ist an dieser Stelle zu Ende. Gerne stehe ich Ihnen jetzt jedoch im Konferenzraum noch für ihre Fragen zur Verfügung.
»Wir reisen doch nicht Tausende Kilometer und sehen nicht mal das Herzstück der Anlage! Das können sie jetzt aber nicht mit uns machen«, entrüstete sich eine andere dunkelhaarige Studentin.
Ein heftiges Wortgefecht zwischen den Studenten und Dr. Pielgrim entstand.
Winter blickte kurz zu Angelique und
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