Der Aurora Effekt
Gegend irren dürfen.«
Angelique sah ihn vorwurfsvoll lächelnd an. »Herr Winter, ich gehe doch stark davon aus, dass sie den Limousinenservice gleich mit Chauffeur gemietet haben.«
»Selbstverständlich die Dame, der Sekt ist natürlich auch schon kaltgestellt.«
Scherzend gingen sie so über den weitläufigen Parkplatz und fanden auch nach einigem Suchen den schwarzen Geländewagen. Rasch hatte Winter sich mit den Schaltern und Funktionen des Wagens vertraut gemacht und rangierte ihn geschickt aus der Parklücke.
Gleich nach ihrer Abfahrt zog ein Mann, der sie die ganze Zeit beobachtet hatte, sein Handy und begann hektisch zu telefonieren. In der Hand hielt er ein Foto, auf denen Angelique und Winter gemeinsam in einem Auto vor einem Friedhof zu sehen waren.
Im Sheraton-Anchorage angekommen aßen sie noch eine Kleinigkeit im dortigen Restaurant und checkten dann völlig übermüdet in ihre Zimmer ein. Winter hatte im Reisebüro in Deutschland zwei Einzelzimmer reserviert, er war gefühlsmäßig einfach noch nicht so weit, sich auf eine neue Beziehung einzulassen. Er musste erst herausfinden, was mit Isabel passiert war und dafür benötigte er einen klaren Kopf. Ihre Zimmer lagen nebeneinander im fünften Stock des Hotels, mit einem bei Tageslicht herrlichen Ausblick auf die nahen, schneebedeckten Berge. Verlegen standen sie auf dem Flur mit ihren Zimmerschlüsseln in der Hand. Angelique verabschiedete sich nach einem Moment der Stille rasch mit einem Wangenkuss von Winter, den Winter lächelnd erwiderte. Er war Angelique dankbar, dass sie ihm für seine Gefühle den noch notwendigen Freiraum ließ. Nachdem Winter einige Sachen aus seinem Koffer ausgepackt hatte, schaute er aus dem Fenster und grübelte über den bevorstehenden Tag. Minutenlang starrte er so in die Dunkelheit. Was würde sie morgen erwarten, wenn sie die restlichen 400 km bis zum HAARP-Projekt hinter sich gebracht hatten? Würde er einen Hinweis auf Isabel finden? Winter blickte hinunter auf die vom Schnee befreiten Straßen und die wenigen, dick in ihre Jacken eingehüllten Passanten, die angesichts der klirrenden Kälte rasch vorbeieilten. Die Müdigkeit breitete sich in ihm in allen Gliedern aus und die Zeitumstellung von zehn Stunden machte ihm ordentlich zu schaffen. Was für ein langer Tag, er benötigte jetzt dringend Schlaf, viel Schlaf. 22.24 h zeigte sein Wecker, um 7.00 h wollte er sich mit Angelique zum Frühstück treffen. Gähnend drehte er sich weg vom Fenster und schlich ins Bett. Im Zimmer neben ihm stand eine dunkelhaarige Person ebenfalls am Fenster, die in die Dunkelheit blickte und entsetzt ihr Mobiltelefon ans Ohr hielt.
Nach einem kurzen Frühstück saßen Angelique und Winter bei strahlend blauem Himmel in dem Range Rover auf dem Weg in Richtung der Ortschaft Gakona und das dortige, nahegelegene HAARP-Projekt. Das Navigations-system zeigte eine voraussichtliche Reisezeit von fünf Stunden an. Angelique war ungewohnt ruhig und in sich gekehrt und Winter machte sich Sorgen.
»Heute so schweigsam?«, fragte er vorsichtig mit einem liebevollen Blick auf Angelique.
»Ich bin noch etwas müde, Mark, mach dir mal wegen mir keine Gedanken. Pass lieber auf, dass wir hier nicht die Strasse aus den Augen verlieren.«
Der so genannte Highway war in der tat mehr ein etwas besserer, weitgehend vom Schnee befreiter Pfad, den der Range Rover jedoch ohne Mühe bewältigen konnte. Mit mäßigem Tempo fuhren sie mitten durch eine atemberaubende Schnee- und Eislandschaft, vorbei an markanten Bergformationen, dem so genannten Lion Head und weiteren Gletschern, darunter auch einige noch aktive Vulkane. Es herrschte fast kein Verkehr auf der Straße und Angelique holte Ihre Unterlagen über das HAARP-Projekt aus der Tasche und begann, darin versunken zu blättern.
»Ich kenn dich gar nicht so ruhig, Angelique, ist es wegen gestern Abend und der getrennten Zimmer?«, wagte Winter sich vor.
»Quatsch, völliger Blödsinn«, entrüstete sich Angelique. »Wie kommst du denn jetzt darauf? Nein, mach dir um mich mal keine Sorgen. Ich hab lediglich noch mit der Zeitumstellung zu kämpfen.« Angelique blätterte jetzt eifrig in ihrer Mappe und fragte »Wusstest du schon, dass ein Großteil der finanziellen Mittel für das HAARP-Projekt aus ungeklärten Quellen kommt?«
Winter, der sehr wohl den plötzlichen Themenwechsel registrierte, zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Ich dachte, das wäre vorwiegend offiziell ein ziviles Projekt
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