Der Aurora Effekt
Hauptkomplex während der Sommermonate besuchen, das Antennenfeld dagegen ist tabu. Ich fürchte, da werden die auch für uns keine Ausnahme machen, Mark.«
Nachdem sie der Abbiegung wenige Minuten durch einen idyllischen Tannenwald gefolgt waren, gabelte sich die Straße und mitten vor ihnen lag plötzlich das schmucklose Hauptgebäude der HAARP-Anlage. Vor dem Gebäude stand ein verwittertes Warnschild mit dem Hinweis, das allen Anforderungen des Kommandanten unverzüglich Folge zu leisten ist. Kommandant, schoss es Winter durch den Kopf. Nette Bezeichnung für Wissenschaftler, die hier ja angeblich nur arbeiten sollen.
Winter stutzte, als er langsam auf einen der freien Parkplätze fuhr und er eine Parkreihe vor sich den silbernen Jeep mit dem Bärenkopf wiedererkannte.
Vor dem Eingang des Verwaltungsgebäudes wartete bereits eine kleine Gruppe ungeduldig auf den Einlass. »Das müssen die Wissenschaftler und Studenten aus Boston sein«, sagte Angelique, die sofort anfing zu frösteln, nachdem sie den warmen Range Rover verlassen hatte. Schüttelnd zog sie sich Ihren Wintermantel bis tief ins Gesicht und schlang ihre Arme angesichts der Kälte um ihren Körper.
Winter blickte sich suchend um, konnte aber keinen der Männer aus dem Jeep in der wartenden Gruppe wieder erkennen.
»Mark, ist irgendwas? Du siehst etwas konfus aus«, fragte Angelique, die bemerkte, dass Winter sich, nachdem er aus dem Auto gestiegen war, nicht vom Fleck bewegte.
Winter schüttelte den Kopf und wollte Angelique nicht durch irgendwelche Spekulationen beunruhigen. Er wusste nicht, wie er es beschreiben sollte, aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass er, seitdem er hier in Alaska war, beobachtet wurde. »Nein, ich überlegte gerade nur, wo die Antennen stehen, ich seh hier überhaupt gar keine«, gab er dann auch vorsichtig zurück.
Angelique lachte ihr süßes Lächeln: »Herr Winter, hätten sie sich vorher etwas besser informiert, wüssten sie, dass die Antennenfelder in etwa ein Kilometer Entfernung, vor unliebsamen Blicken versteckt, mitten in einem gerodeten Tannenwald liegen. Aber nein, der Herr verlässt sich ja lieber auf seine allwissende Sekretärin.« Verschmitzt funkelte sie ihm direkt in die Augen.
Winter konnte nicht anders als herzhaft lachen. »Frau Brockhaus, es ist mir eine Ehre, sie hier an meiner Seite zu haben. Was würde ich nur ohne sie hier machen.« Feixend gingen sie zu der wartenden Gruppe. Dort wurde bereits unter den Studenten diskutiert. Es ging um Ionenkrümmung, wissenschaftliche Ausrichtung des HAARP-Projekts und ein hochgeschossener, hagerer Mann mit einer Nickelbrille gab zu bedenken, dass in den letzten Jahren die weltweiten Naturkatastrophen zugenommen hätten und dass man gleich diesbezüglich konkrete Fragen stellen würde.
Plötzlich ging die Eingangstür auf und ein kahlköpfiger Mann mit einem grauen Ziegenbart kam ihnen entgegen. Die Diskussionen in der Gruppe verstummten schlagartig und es lag eine gewisse Spannung in der Luft.
»Guten Tag und willkommen bei HAARP,« begann er seine Begrüßung herunterzuleiern, mit der er sicherlich schon genauso hunderte Gruppen vor ihnen empfangen hatte. »Mein Name ist Dr. Pielgrim, ich werde sie jetzt durch die Anlage führen. Vorher muss ich sie aber noch ausdrücklich darauf hinweisen, unbedingt in dieser Gruppe zusammenzubleiben. Es ist in jedem Fall untersagt, sich von der Führung zu entfernen.«
Die Gruppe registrierte die Worte mit einem abfälligen Murmeln. Für ein öffentliches wissenschaftliches Projekt stellte man sich hier anscheinend ganz schön engstirnig an.
»Ich darf sie bitten, mir jetzt zu folgen.« Dr. Pielgrim drehte sich mit einer anscheinend perfekt einstudierten und über die Jahre verfeinerten Choreographie auf dem Absatz um und ging zurück ins Gebäude. Die Gruppe mit Angelique und Winter folgten ihm schweigend.
In einem schlichten Konferenzraum, natürlich mit amerikanischer Fahne neben einem Rednerpult, erhielt die Gruppe erste Informationen über die Anlage und die wissenschaftlichen Projekte.
Mit monotoner Stimme spulte Dr. Pielgrim sein Programm ab und begann mit Ausführungen über den Baubeginn der Anlage bis hin zur ersten Betriebsnahme im Jahr 1997. Winter hörte vieles, was er bereits über Angelique erfahren hatte, von Wettermanipulation und den anderen kritischen Dingen, die Angelique zu bedenken gegeben hatte, hört er jedoch nichts. Für ihn klang Pielgrims weichgespülter Vortrag wie auswendig
Weitere Kostenlose Bücher