Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Aurora Effekt

Titel: Der Aurora Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wolf
Vom Netzwerk:
zu gehen. Ladies first, Frau Brockhaus, und geben sie sich gar nicht erst der Illusion hin, von hier fliehen zu können.«
     
    Narbengesicht und sein ebenfalls düster dreinblickender Partner trieben Angelique und Winter hinaus ins Freie, die angesichts der klirrenden Kälte froh darüber waren, ihre Winterjacken in dem relativ kühlen Hauptgebäude gar nicht erst ganz ausgezogen zu haben. Verzweifelt suchte Winter nach einem rettenden Ausweg und blickte sorgenvoll zu Angelique, die seine liebevollen Blicke erwiderte, als Narbengesicht sie plötzlich grob mit seiner Pistole zur Eile antrieb. Es musste doch eine Möglichkeit geben, aus dieser Situation heil herauszukommen. Winters Gehirn arbeitete auf Hochtouren, während sie sich langsam auf einer schmalen, von dichtem Tannenwald umsäumten, verschneiten Strasse weg vom Hauptgebäude in Richtung Antennenfeld bewegten.
    Die langgezogene Strasse machte einen langsamen Knick und endete nach wenigen Minuten Fußmarsch am Antennenfeld, das mitten auf einer riesigen Lichtung lag, von außen durch den dichten Tannenwald perfekt vor Blicken geschützt. Angesichts der hunderten von Antennen, die surreal vor ihnen lagen, blieb Winter ehrfurchtsvoll erstarrt stehen. Erst jetzt hatte er eine gewisse Ahnung, welche Energie diese Anlage umsetzen konnte. Nein, das waren nicht einfach nur ein paar Antennen. Das hier war gigantisch. Soweit das Auge reichte symmetrisch angeordnete Antennen, die aus dem Schnee ragten, verbunden wie ein riesiges, jedoch quadratisches Spinnennetz. Von diesem gigantischen Antennenwald ging ein seltsames tiefes Brummen aus, so dachte Winter jedenfalls im ersten Moment. Je näher sie jedoch dem Feld kamen, desto eher fühlte es sich für Winter an, als ob das Brummen nicht zu hören sei, sondern direkt aus seinem Inneren kam. Es brummte in ihm, so schien es.
    »Nur keine falsche Scheu. Immer rein in die gute Stube.« Narbengesicht war dicht hinter ihnen, wohingegen der andere Mann sich absichernd etwas hatte zurückfallen lassen, man wollte keine ungewollten Zeugen haben.
    »Das hier, Herr Winter, ist der Traum, aus dem wir Amerikaner unsere neue Weltherrschaft begründen, aber das soll nicht mehr ihr Problem sein. Darf ich sie bitten, jetzt rasch ein paar Schritte zu den Antennen zu laufen. Es soll ja alles möglichst echt aussehen, wenn der Wachdienst hier ordnungsgemäß seine Pflicht ausgeübt hat. Schließlich ist dies hier ja ein militärischer Sicherheitsbereich.« Narbengesichts Stimme wurde monoton. »Darf ich bitten.«
    Angelique und Winter sahen sich hilfesuchend zur Seite um, mussten aber schnell feststellen, dass die Antennen keine geeignete Deckung bei einem überstürzten Fluchtversuch bieten konnten.
    »Angelique?« Winter nahm zärtlich ihre Hand und blickte sie wortlos an.
    »Ich weiß, Mark«, flüsterte sie und lächelte. »Aber ich weiß auch, dass wir nur noch eine Chance haben«, fügte sie plötzlich energisch hinzu und drehte sich plötzlich blitzartig in die Richtung von Narbengesicht um und warf ihm einen faustgroßen Eisball mitten ins Gesicht, den sie vorher unbemerkt in einer Hand geformt hatte.
    Völlig überrascht von dieser unerwarteten Gegenwehr taumelte Narbengesicht kurz, um sich relativ schnell wieder zu fassen. Da war es jedoch schon zu spät und Winter war über ihm und schlug ihm die Pistole aus der Hand, die daraufhin im Schnee verschwand. Narbengesicht tastete hilflos nach der Waffe und rief seinen Partner zur Hilfe. Dieser war jedoch mindestens hundert Meter von den dreien entfernt und zu Angeliques und Winters Glück unbewaffnet.
    Narbengesicht wurde mit Tritten an Stellen, an denen es besonders wehtut, rasch außer Gefecht gesetzt. Angelique und Winter rannten wie besessen durch das Antennenfeld in Richtung rettendem Tannenwald.
    »Alle Achtung, Frau Brockhaus, waren sie mal in der Kugelstoss-Damenmannschaft?«
    Angelique grinste verschmitzt. »Nein, aber ich habe drei Brüder.«
    Winter warf einen Blick zurück und sah Narbengesicht und seinen Partner rasch die Verfolgung aufnehmen. Zwischen ihnen lagen keine zweihundert Meter. Zum Glück schien Narbengesicht aber seine Pistole in der Eile nicht im Schnee gefunden zu haben.
    Angelique stolperte und fiel der Länge nach in den Schnee, rasch zog Winter sie an den Armen wieder hoch und sie rannten weiter. Winters Puls hämmerte und er atmete schwer, angesichts der immer näher kommenden Verfolger setzte er jedoch ungeahnte Energiereserven frei. Hatte denn dieses

Weitere Kostenlose Bücher