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Der Ausflug

Titel: Der Ausflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Dorrestein
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Weihnachtsschmucküberladenen Straßenstand voller Ungeduld einen von Harz klebenden Tannenbaum gekauft und ihn auf dem Fahrrad nach Hause transportiert. Dann hatte er sich auf dem Dachboden auf die Suche nach den Kartons gemacht, auf denen in Veronicas Handschrift »Weihnachten« stand. Es waren ganze vier. Anschließend hatte er seinen Mantel wieder angezogen, den klebrigen Baum erneut aufs Rad gebunden und ihn gegen einen größeren eingetauscht, den er bei der Heimkehr im Gartenzimmer aufgestellt hatte. Das Schmücken hatte ihn Stunden gekostet. Irgendwas stimmte mit den Lichtern nicht. Nur mit Mühe hatte er sie überhaupt angekriegt, und nun flackerten sie unstet.
    Jetzt hatte er sich eine Tasse Tee gemacht, um ein bisschen zu verschnaufen. Aber das war nicht ratsam, wie er nur zu bald merkte. Denn sogleich ging ihm alles Mögliche durch den Kopf. Also lieber ran an diese Christbaumkugeln in der Glasschale aus der Zeitschrift. In der Schublade unter dem lange nicht benutzten Backofen fand er eine längliche Glasschüssel mit schwarz verkrusteten Ecken: Spuren von Gerichten, die Veronica noch zubereitet hatte, Lasagne, Sauerkraut mit Ananas. Er hatte ihr mal eine Schürze geschenkt, auf der der nackte Torso einer Frau abgebildet war. Veer mit dieser bescheuerten Schürze um, daran musste er jetzt wieder denken.
    Mit einem Topfkratzer säuberte er die Schüssel und arrangierte darin die Christbaumkugeln, die nach dem Schmücken des Baums noch übrig geblieben waren. Es sah merkwürdig unbezaubernd aus. Aber Moment mal. Er hatte doch noch Puderzucker im Haus, von den Puffern, die sie neulich in der Mikrowelle gemacht hatten. Mit gerunzelter Stirn bestäubte er die Kugeln damit. So in der Auflaufform sah das Ganze noch am ehesten wie ein Gericht von Beatrijs aus. Vielleicht ein paar Zweige vom Baum dazu. Na bitte, das ging jetzt schon mehr in Richtung Weihnachtsgesteck. Nun brauchte er nurnoch etwas Rotes, rotes Geschenkband oder so. Er spähte um sich herum. Nach oben gehen und ein T-Shirt von einem der Jungen in Streifen reißen? So weit kam’s noch.
    Dann doch lieber ein paar Kerzen, davon hatte er reichlich. In einem der Kartons lag noch eine unangebrochene Schachtel aus der Imkerei. Eine Kerze in jede der vier Ecken der Form, und eine in die Mitte, das war’s. Er zündete sie an, ließ etwas Wachs auf den Boden tropfen und drückte sie mit vom Zucker klebrigen Fingern darauf fest.
    Gerade rechtzeitig: Er hörte Niels und Toby schon in der Diele. Schnell schob er die Kartons unter den Tisch, tat den Puderzucker in den Küchenschrank zurück und stellte sich neben dem Baum auf. »Kommt mal ins Gartenzimmer, Jungs!«, rief er mit belegter Stimme. Er fühlte sich irgendwie aufgeschmissen. Langsam kenterte in der Kugelschale die erste Kerze, wie um das Sinnlose, ja vielleicht auch Pathetische seiner Anstrengungen zu unterstreichen.
    Toby kam auf Socken hereingesaust und blieb dann wie angewurzelt stehen. »Pa-pa!«, sagte er, mit kugelrunden Augen auf den Tannenbaum schauend.
    »Schön?«
    »Ja, aber Pap! Die Glocke muss doch oben rein!«
    »Ach ja«, sagte Laurens. »Wenn ich dich nicht hätte.« Er hob sein Kind hoch und gab ihm rasch einen Kuss in den schmalen Nacken. »So, häng du sie mal richtig hin.«
    Auf seinem Arm sitzend, sorgte Toby im Baum für Ordnung, wobei er lauthals »Stille Nacht« anstimmte. Wie dünn und kalt seine Fußgelenke waren. »He, Krokodil. Bei eurem Tannenbaum in der Schule hängt die Glocke sicher auch obendrin, hm?«
    Tobys Gesang verstummte, und er schaute ihn etwas befremdet an. »Nein, aber so hat Mama es doch immer gemacht!« Beinahe hätte er eingewendet: Das kannst du doch gar nichtwissen. Das Gedächtnis wurde erst nach dem dritten Lebensjahr aktiv, hatte Veronica selbst zumindest immer behauptet, aufgrund irgendeiner biochemischen Ursache. Aber es gab natürlich Alben voller Weihnachtsfotos aus besseren Zeiten. Das musste die Erklärung sein.
    Niels kam jetzt auch herein. Jacke aus, Niels... oder lass. »Wir machen es uns hier in der nächsten Zeit urgemütlich, Männer.«
    »Warum ist der auf Langsam-Blinken eingestellt?«, fragte Niels. »Schnell ist viel cooler.« Er lief zum Kabel der flackernden Birnchen und drückte auf dem Kasten einen Knopf ein, der Laurens bis dato entgangen war. Sofort pulsierten die Lichter doppelt so schnell. Nicht lange, und sie würden alle vergehen vor Kopfschmerzen.
    Toby fing an zu kichern. Er zeigte auf die Schale mit den Kugeln. »Die

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