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Der Ausflug

Titel: Der Ausflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Dorrestein
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natürlich niemals träumen können, dass ich mit Laurens zusammen wäre. Stimmt’s?«
    Gwen lächelte müde und nickte. Was versuchte sie sich weiszumachen? Veronica hätte niemals über ihre Eskapade gelacht. Sie hätte sie kräftig durchgeschüttelt. Schlag dir das bloß aus dem Kopf, Gwennie, kein Rumgemache mit dem Kerl einer Freundin, noch dazu einer deiner besten Freundinnen, die im Krankenhaus liegt, wohlgemerkt. Du bist wohl nicht ganz dicht.
    Morgen würde Bea nach Hause kommen. Sie hatte extra noch angerufen.
    Gwen dachte: Eben, und das wird mich dann vor weiteren Fehltritten bewahren, so wird es sein, das wär’s, Ende der Geschichte.Es war eine beklemmende Vorstellung, Beatrijs und Leander wieder zusammen zu sehen, was früher oder später unweigerlich geschehen würde. Sie nahm es Beatrijs schon im Vorhinein übel, wie mies sie sich dann fühlen würde.
    »Ich hatte ein rosanes Kleid an«, sagte Bobbie träumerisch. »Und Klaar und Karianne waren die Brautjungfern. In der Kirche wurde auf der Orgel diese Musik gespielt, weißt du: Pa-Pa-pa-paah! Alle sangen mit. Du auch, Gwen. Du hattest einen Hut mit Pfauenfedern auf, aber das hast du selbst zum Glück nicht mitgekriegt, sonst hättest du dich zu Tode geschämt, denn neben dir saß dieser berühmte Schlagerstar Marco Borsato und neben dem auch noch sein Doppelgänger Frans Bauer. Ich fand, es war ein Traum. War es ja auch. Gut, nicht?«
    »Ich würde gern mal in Urlaub fahren.«
    Verstört schaute Bobbie sie an. »Wie kommst du denn jetzt plötzlich darauf?«
    Sie sah es genau vor sich. Eine Woche nur für sich selbst und ihre Träume und Gedanken. Nur eine einzige, mickrige Woche. War das nun wirklich zu viel verlangt? Bald hatten die Mädchen wieder schulfrei, und im Haus würde tagaus, tagein, von frühmorgens bis spätabends der Teufel los sein. Sie würde nicht eine Sekunde zu sich selbst kommen.
    »Wir können nicht einfach so weg! Ich kann doch den Laden nicht einfach zumachen!«
    »Na, dann bleibst du hier.« Wo stand eigentlich geschrieben, dass man in einer Familie immer auf alle Rücksicht nehmen und die Interessen anderer über die eigenen stellen musste? Fünfzehn Jahre lang war sie hier wegen Timos Bienen ununterbrochen ans Haus gefesselt gewesen. Jetzt, da die letzten Völker tot waren, war sie endlich frei. Das wurde ihr plötzlich richtig bewusst.
    Bobbie hörte auf, in der Suppe zu rühren. »Als wenn TimoSpaß daran hätte, ohne mich in Urlaub zu fahren! Das hab ich ja noch nie erlebt!«
    »Dann bleibt Timo halt zu Hause, bei dir!« Allmählich wurde sie wütend. »Und die Mädchen brauchen auch nicht mitzukommen, sonst verpassen sie ja eine Judostunde oder irgendetwas anderes Wichtiges. Und Babette bleibt auch hier, denn die merkt nicht mal, wo sie ist, wenn ihr nur hin und wieder einer eine Flasche reinschiebt, ganz egal, wer.«
    »Aber dann bist du ja völlig allein.« Unsicher befingerte Bobbie das Schlüsselband um ihren Hals.
    »Ja. Schrecklich, was?«
    Bobbies Miene erhellte sich, als sehe sie plötzlich ein Licht in der Finsternis. »Da bleibst du doch besser einfach bei uns, hm?«
    »Ich schick euch eine Karte, wenn ich Heimweh bekomme.« »Nein, wirklich, das krieg ich nicht übers Herz. Okay, Gwen, also gut. Dann komm ich mit.«
    »O mein Gott«, entfuhr es Gwen. Sie wollte etwas oder jemanden schlagen.
    In dem Moment kam Timo mit Yaja herein, die er von der Bahn abgeholt hatte. Er machte ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter, und man sah ihm deutlich an, dass er jetzt möglichst nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte.
    Nur zu, Timo, schieb’s ruhig wieder mir in die Schuhe, hals mir ruhig noch mehr Verantwortung und Verpflichtungen auf.
    »Hi«, sagte Yaja ganz allgemein und warf ihre Tasche auf den Fußboden. Sie trug ein knöchellanges Kleid aus blutrotem Samt mit einer schäbigen Jacke aus schwarzem Kunstleder darüber.
    Bei ihrem Eintritt war Bobbie errötet. »Kommt dieser Mann auch?«, fragte sie Timo beunruhigt.
    »Relax«, kam es von Yaja. Sie nahm sich ein Stückchen Wurst vom Schneidebrett auf der Arbeitsplatte und schob es in denMund. »Mein Vater hat mich hier abgeladen, weil er mal schwer chillen musste.«
    »Ja, und wir haben unsere Freude dran«, sagte Timo und verdrehte die Augen.
    Er war stinkwütend über Yajas Einquartierung gewesen. Verdammt, Gwen, wir haben dieses Wochenende schon genug um die Ohren, wir müssen die Bienenweide räumen, im Laden und in der Kerzenmacherei Inventur machen, und du

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