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Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Schuleschwänzen zu verleiten. Die Rektorin glaubte ihr nicht, verdon-nerte Priscilla, die weder zu einer Erklärung noch zu einer Entschuldigung zu veranlassen war, aber dennoch zu einer Woche Schulausschluss, während Louise mit einer Verwarnung davonkam.
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    Wie vorauszusehen machte Priscillas Vater seinem Ärger mit einer Tracht Prügel Luft, worauf Cill wie angedroht irgendwann in den frühen Morgenstunden des 30. Mai von zu Hause weglief. Mr. Trevelyan sprach von »zwei Ohrfeigen«, als die Polizei wissen wollte, ob es einen Grund für die Flucht seiner Tochter gebe, und behauptete, er könne sich dieses ungewöhnliche Verhalten seiner Tochter nicht erklären. So etwas habe sie noch nie getan, sie lebe schließlich in einem or-dentlichen Zuhause und sei auch in der Schule gut.
    Ja, sicher, es habe mal eine Zeit lang Probleme gegeben, weil sie die Schule geschwänzt hatte, aber daran sei nur dieses moderne Gesamtschulsystem schuld. Priscilla langweile sich eben, wenn sie im Unterricht unterfordert werde.
    Louise, die von einer einfühlsamen Polizistin befragt wurde, erklärte zuerst, Cill würde sie umbringen, wenn sie mit der Wahrheit herausrücke, und berichtete dann von der Vergewaltigung. Die Namen der Jungen kannte sie nicht, aber dank ihrer Beschreibung konnten sie ausfindig gemacht und ihre Wohnungen nach Spuren des verschwundenen jungen Mädchens durchsucht werden. Sie bestritten alle die Vergewaltigung, ja sogar die beiden Mädchen zu kennen, und man fand nichts bei ihnen, was auf eine Verbindung mit den Mädchen hingewiesen oder den Tatvorwurf bekräftigt hätte. Es war keine Hilfe, dass Louise ihre Namen 25

    nicht wusste und sie nur vage beschreiben konnte, sich nicht erinnerte, wie sie gekleidet gewesen waren, und dass Cill ihre zerfetzten Kleider in den Müll geworfen hatte. Und als Louise unter Tränen erklärte, Cill sei selber schuld gewesen, sie habe getrunken und aufreizende Bemerkungen gemacht, glaubte die Polizei überhaupt nicht mehr an eine Vergewaltigung. Es hatte vielleicht eine wilde Knutscherei gegeben, aber ganz sicher keine Vergewaltigung durch mehrere Täter.
    Da das angebliche Opfer zu einer Aussage nicht zur Verfügung stand, wurden die Jungen am Montag, dem 1. Juni, um 13 Uhr 23 nach oberflächlicher Befragung auf freien Fuß gesetzt.
    Vergewaltigung wurde 1970 noch nicht so ernst genommen.
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    Es folgen Auszüge aus Dr. Jonathan Hughes’ Buch
    »Kranke Seelen«:
    Dr. Jonathan Hughes
    Kranke Seelen
    »Eine wichtige Studie über Justizirrtümer und Fehlurteile«
    Jeremy Crossley
    Jonathan Hughes, 34, wurde in London ge-
    boren und promovierte 1992 summa cum
    laude an der Universität Oxford. Sein beson-
    deres Studieninteresse gilt dem Nahen Osten.
    Er hat zahlreiche Vorträge auf dem Gebiet der vergleichenden Religionswissenschaften
    und zum Thema des gegenseitigen Vernich-
    tungskriegs gehalten. In seinen ersten beiden Büchern, Das Rassenstereotyp (1995) und Ausgrenzung (1997), untersucht er die Probleme der Gettoisierung und der gesellschaftlichen Ächtung. In Kranke Seelen rollt er noch einmal einige berühmt-berüchtig-te Justizirrtümer auf, bei denen die Rechte 27

    wehrloser Angeklagter mit Füßen getreten
    wurden. Er zeichnet sich durch eine kritische Einstellung zu den westlichen Demokratien aus, die Moral und Anstand gepachtet zu haben meinen.
    Dr. Hughes ist im Rahmen eines For-
    schungsstipendiums in europäischer Anthro-
    pologie als Dozent an der Universität London tätig.
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Kapitel 12
    Howard Stamp –
    Opfer oder Mörder?
    Es spricht viel dafür, dass der Fall Stamp, bei dem es um den brutalen Mord an der siebenundfünfzigjährigen Grace Jefferies im Juni 1970 in Bournemouth ging, ein weiteres Beispiel dafür ist, in welch hohem Maß öffentlicher Druck die polizeiliche Ermittlungsarbeit beeinflussen kann. Mit ihrer lauten Entrüstung über die Ermordung Grace Jefferies’, einer menschenscheuen, körperbehinder-ten Frau, die durch zahlreiche Messerstiche getötet wurde, heizte die Presse die öffentliche Stimmung derart an, dass die Polizei auf ihrer Suche nach einem Täter unter gewaltigen Druck geriet. In den Schlagzeilen vom Samstag, dem 6. Juni 1970, wurden gar Parallelen zu den knapp ein Jahr zuvor ver-
    übten Manson-Morden gezogen.1
    ›Manson-Prozess beginnt in wenigen Wochen –
    Polizei befürchtet Nachahmungstaten‹; ›Blutbad im 1 Der Prozess gegen Charles Manson, Susan Atkins, Leslie Van Houten und Patricia Krenwinkel begann sechs Wochen

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