Der Außerirdische ist auch nur ein Mensch
Bernstein sei gefrorene Tränen der Nymphen. Oder aus dem Harn von Luchsen entstanden, der in der Sonne getrocknet sei. Dann schon lieber die Nymphen. Zumal mancher empfiehlt, Kinder sollten bei Zahnproblemen einen Beißring aus Bernstein (das Armband der Patentante tut es vielleicht auch) in den Mund nehmen.
Auch schön ist der hier: Man glaubte, sündige Ehefrauen zum Gestehen ihrer Taten zu bewegen, wenn man ihnen nachts einen Bernstein auf die Brust legte. Praktischerweise würden Trolle, Hexen und Dämonen, die sich möglicherweise im Zimmer der Gattin aufhalten, auch gleich die Flucht ergreifen. Vergessen Sie also Knoblauch und dergleichen, Sie müssen nur die antike Kleiderbürste hochhalten und schon wird alles gut.
Als Baumharzempfänger müssen Sie übrigens auch keine Angst haben vor »Podagraschmerzen und Dysenterie« (das schlagen Sie jetzt aber bitte selbst nach), davon ging zumindest der griechische Arzt Pedanios Dioskurides aus. Aber das war im ersten Jahrhundert nach Christus. Heute wissen wir: Alles Quatsch, ist einfach nur ganz schön altes Harz.
Ein Wasserbett für die Sahara
Fossiles Wasser
Also bei »fossilem Wasser« handelt es sich um Wasser, das, ja, ähm, das - ist alt. Fossil hat ja an sich schon etwas Altes, das merkt man auch an Sätzen wie: »Na, du altes Fossil!« Das sagt man für gewöhnlich weniger zu jungen Leuten, sondern eher zu denjenigen, die problemlos als Zeugnis vergangenen Lebens aus der Erdgeschichte durchgehen könnten. Weil sie so versteinert daherkommen. Oder eben so alt sind.
Aber denken Sie bei dem Begriff »fossiles Wasser« jetzt bitte nicht an versteinertes Wasser oder gar das Getier oder Gepflanz, das sich möglicherweise darin befindet, weil es die Kurve nicht rechtzeitig bekommen hat oder sich einfach selbst »ausgelesen« und an einem bewahrenden Ort das Zeitliche gesegnet hat. Denn das wären ja die Fossilien. Fossiles Wasser ist aber keineswegs versteinertes Wasser, sondern einfach nur altes Wasser. Und zwar richtig alt.
Über seine Entstehung gibt es zwei Theorien: Die eine Theorie sagt, dieses Wasser sei uralt. Also ewig und drei Tage alt. So alt, dass es noch nie an dem großen Wasserkreislauf - Sie wissen schon, Wasser kommt an die Oberfläche, verdunstet, wird dann zu Wolken, regnet ab, fällt also wieder herunter, versickert und dann das
Ganze wieder von vorn -, an diesem Wasserkreislauf hat es noch nie teilgenommen.
Das muss eine wirklich öde Erfahrung sein für so ein fossiles Wasser. Es sitzt seit Ewigkeiten da unten fest, möglicherweise sogar seit der Zeit, als sich der afrikanische Kontinent gerade erst bildete, und Herrschaften!, da kommen schnell mal ein paar hundert Millionen Jahre zusammen.Wenn diese Theorie stimmt, wäre fossiles Wasser also wirklich ganz, ganz altes Material, das sich während der Modellierung der Erde angesammelt hat, im Innern der Erde feststeckt und seitdem darauf wartet, dass mal was passiert. Da kann man schon schlechte Laune bekommen. Oder klaustrophobisch werden.
Eine ganz andere Variante sagt aber: Nee, nee, das fossile Wasser, das da im Wüstenboden versteckt ist, sei gar nicht so uralt, sondern gewissermaßen nur jung-alt. Es sei vor einigen Jahrmillionen, also während einer lang zurückliegenden Klimaperiode, als Grundwasser eingelagert worden. Und ist dann einfach nicht wieder an die Oberfläche gekommen. Nicht weil es ihm da unten zwischen den Gesteinsschichten so gut gefallen hätte, sondern weil sich der Sandboden einfach so drübergelegt hat. Ungefragt. Einfach so. Ein Wasserbett für die Wüste quasi.
Aber welche Theorie nun stimmt, weiß man noch nicht. Sicher jedenfalls ist: Man sollte bei fossilem Wasser grundsätzlich sehr vorsichtig sein, gerade diejenigen,
die in der Wüste leben und von diesem Wasser abhängig sind. Die sollten nicht zu schnell zu viel davon abpumpen. Nicht weil sie sich damit den Magen verderben könnten, sondern weil nach dem fossilen Wasser einfach nichts mehr kommt. Das ist nämlich wirklich der allerletzte Tropfen.
Wie Sand am Meer
Wüste Namib
Wenn Sie die Vorwahl 00264 wählen, kommen Sie in Namibia raus. Vorausgesetzt, Sie kriegen da überhaupt jemanden an die Strippe, denn in dem Land, das mehr als doppelt so groß ist wie Deutschland, wohnen gerade mal zwei Millionen Menschen. Das könnte auch daran liegen, dass es in Namibia jede Menge Wüsten gibt. Einer von ihnen, der Namib, verdankt das Land seinen Namen.
Die Namib ist vermutlich die älteste Wüste der
Weitere Kostenlose Bücher