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Der Außerirdische ist auch nur ein Mensch

Titel: Der Außerirdische ist auch nur ein Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Lesch
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etwas am Himmel beobachten können, das man Parallaxe nennt. Das kommt, natürlich, aus dem Griechischen und bezeichnet die scheinbare Änderung der Position eines Objekts, wenn der Beobachter seine eigene Position verschiebt. Für den Kinosessel der Erde heißt das: Nimmt die Erde in einer anderen Reihe Platz, und hat dann vielleicht noch irgendeinen Bumsschädel vor sich, dann ändert sich natürlich der Blick auf den kosmischen Film. Im konkreten Fall: Die Sternenpositionen verändern sich.
    Wenn Sie das jetzt zu Hause mal nachstellen wollen - wann sitzt man schon mal im Kino neben der Erde und kann sich mitfühlend erkundigen, ob sie auch gut sieht -, dann heben Sie Ihren Daumen. Und fixieren ihn einmal mit dem linken und einmal mit dem rechten Auge. Na? Wie ändert sich die Position des Daumens? Eben. Das ist Parallaxe, Daumenkino einmal anders.

    Die Geozentriker sind also davon ausgegangen, dass man eine Parallaxe beobachten können müsse, wenn sich die Erde um die Sonne herum drehte. Weil sich ja dann die Position des Betrachters ändern würde. Und wie haben die das jetzt gemacht? Sie versuchten mit allerlei Geräten die Position von Sternen und deren Bahnen genauestens zu bestimmen. Was ist dabei herausgekommen? Man hat keine Parallaxe gefunden. Und damit war klar: Die Erde muss im Mittelpunkt stehen, alles dreht sich um sie.
    Bis Kopernikus, Kepler und Galilei das Ruder übernahmen, war das die gültige Weltmeinung.Wäre ja auch zu schön gewesen - und hätte auch die Erklärung geliefert, warum die Außerirdischen allesamt so darauf brennen, uns zu besuchen. Einmal im Leben die Erde sehen, den Hot Spot des Universums. Hat denen eigentlich immer noch keiner gesteckt, dass das gar nicht stimmt? Oder haben die etwa keine Fernrohre? Dann sind sie wirklich zu bedauern.
    Aber gut, bei uns hat es auch eine Weile gedauert, bis die Rohre entwickelt waren und das geozentrische Weltbild in die Klamottenkiste der Irrungen und Wirrungen der Weltgeschichte gepackt wurde. Man hatte damals nämlich nicht bedacht, dass die Sterne so weit von uns entfernt sind, dass man ohne ein »bewaffnetes Auge« die Parallaxe gar nicht messen kann. Das geozentrische Weltbild ist also gewissermaßen das Weltbild des menschlichen Auges.

    So gesehen eigentlich die natürliche Variante - aber leider falsch.

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    Monde
    Wo wir gerade schon bei Goethe sind, sei mir ein kleiner Exkurs gestattet, der einen Moment von der dramatischen Geschichte der Weltbilder ablenken mag. Goethe hatte es ja irgendwie mit dem Mond. Und weil er den offenbar von seinem Fenster aus gut sehen konnte, hat er Sätze darüber geschrieben wie: »O sähst du, voller Mondenschein, zum letzten Mal auf meine Pein.« (Faust I, für diejenigen, die in der Schule mal wieder nicht aufgepasst haben. Sie können das aber leicht nachholen, steht ziemlich am Anfang, versteckt in dem ganzen Habe-nun-ach-Sums).
    Oder: »Füllest wieder Busch und Tal still mit Nebelglanz, lösest endlich auch einmal meine Seele ganz.« Ja, man kann schon etwas mürbe werden, wenn man zu lange in den Mond guckt. Dann sieht man auch irgendwann den Mann, der dort oben wohnen soll - das ist gar nicht so abwegig, schließlich sind Monde die einzigen Plätze im Sonnensystem, von denen wir noch nicht ganz genau wissen, ob sich dort oben Leben entwickelt hat.

    Eine Frage, die sich die ganzen Literaturwissenschaftler, die sich mit Goethes Ode an den Mond beschäftigen, offenbar noch nicht gestellt haben, ist die Frage, welchen Mond der große Meister eigentlich besingt.
    Denn das Auftreten von Monden ist ja gewissermaßen inflationär: Die Erde hat einen. Und was für einen. Einen, der ihr dienstgradmäßig gar nicht zusteht. Sie müsste eigentlich einen viel kleineren Mond haben. Der Mars hat zwei, Phobos und Deimos, aber das sind eigentlich nur eingefangene Brocken, sie stammen von woanders. Jupiter hat viele Monde und einige davon sind auch richtig, richtig groß. Der Saturn hat viele Monde, der Neptun auch, genauso der Uranus. Und der Pluto? Der hat keinen, aber er ist ja auch kein Planet. Und Monde sind nun einmal die Begleiter von Planeten.
    Ja, die gehen nicht mit jedem, da sind sie ganz eigen. Und es sind Objekte, die durch ihre eigene Schwerkraft geformt sind. Wenn nämlich ein Objekt hinreichend schwer ist, sodass die Gravitationsenergie größer wird als die Verformungsenergie, die das Material braucht, um sich überhaupt erst zu einer Kugel zu verformen, dann spricht man von

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