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Der Automatische Detektiv

Der Automatische Detektiv

Titel: Der Automatische Detektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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Zimmer«, bemerkte Grey.
    »Ihres auch nicht.«
    Er nickte, sehr langsam, methodisch, als habe er die Geste eben erst gelernt und sei sich bei der Ausführung noch nicht ganz sicher. Ich kannte das, denn wenn ich selbst nickte, tat ich es manchmal auf dieselbe Art.
    »Das kann zweierlei bedeuten«, sagte er. »Entweder Sie sind ins falsche Zimmer eingebrochen. Oder Sie suchen einen Anthony Ringo – ebenso wie wir.«
    Er ließ die Bemerkung in der Luft hängen.
    »Welche Antwort trifft zu?«
    Es wäre schlau gewesen zu lügen, aber selbst die beste künstliche Intelligenz macht mal einen Fehler. Ich würde mich von diesen Kerlen nicht einschüchtern lassen.
    »Ich suche Ringo.«
    »Dachte ich mir. Was, wenn ich fragen darf, ist die Art Ihrer Beziehung zu Mr. Ringo?«
    »Wir sind keine Freunde.«
    »'türlich nicht. Ein Schwachkopf wie Ringo hat keine Freunde. Niemand mag Verlierer. Das macht sie ja zu Verlierern.« Grey besah sich mit großer Geste seine Fingernägel. »Ich fange an zu bezweifeln, dass er hierher zurückkommen wird.«
    »Dann bringt es wohl nichts, hier rumzuhängen.« Ich wandte mich zur Tür.
    »Einen Moment, Mack.«
    Knuckles trat zwischen mich und den Ausgang. Er griff mit seinen schraubstockartigen Manipulatoren nach meiner Schulter. Ich schnappte ihn am Handgelenk.
    »Finger weg, Auslaufmodell!«
    Knuckles fauchte schrill.
    »Kommen Sie, Mack. Wir sind doch bisher gut miteinander ausgekommen. Fangen wir also jetzt nicht an, uns gegenseitig ans Bein zu pinkeln.«
    Während Knuckles und ich uns gegenseitig niederstarrten (eine automatische Pattsituation für zwei Roboter, die nicht blinzeln konnten), hielt Grey seine Armbanduhr an den Mund und murmelte etwas. Meine Audios waren nicht hoch genug eingestellt, um es verstehen zu können. Ich dachte daran, Knuckles beiseitezuschieben, während Grey sein Gespräch beendete, aber das konnte nur Ärger bedeuten.
    Grey schaltete seine Uhr aus und wandte sich mir mit einem kaum merklichen Lächeln zu. »Also, Mack, es sieht aus, als hätten wir ein … wiesagtmandochgleich … gemeinsames Ziel. Wir beide suchen Ringo.«
    »Gut. Sie suchen auf der einen Seite, ich auf der anderen.«
    »Genau das dachte ich auch. Wenn wir beide suchen, erhöhen sich die Chancen, vorausgesetzt, Sie lassen sich überzeugen, uns anzurufen, wenn Sie ihn finden.«
    »Gut. Geben Sie mir Ihre Karte. Wenn ich ihn finde, rufe ich Sie an.« An diesem Punkt hätte ich mit halbherziger Ehrlichkeit gelächelt. »Ich versprech's.«
    »Oh, ich weiß, dass Sie das tun werden. Knuckles, wenn du so nett sein könntest …«
    Knuckles packte mich an den Schultern. Er war stärker als ich, na gut, aber Mark 3er hatten einen Konstruktionsfehler. Ihr Schwerpunkt lag zu hoch. Es war kein schwer wiegender Mangel, weil wenige Gegner stark und wendig genug waren, das auszunutzen. Trotz meiner Masse war ich im Vergleich zu Knuckles so anmutig wie ein Balletttänzer. Ich ließ mein Bein hinter sein Fußgelenk gleiten, trat es unter ihm weg und lehnte mich zurück. Seine klobige Bauart war dem nicht gewachsen, und so stürzte er zu Boden, krachte durch die Wand und riss den halben Türrahmen mit sich.
    Ich fegte Grey fast mühelos beiseite. Er flog durch den kleinen Raum und knallte gegen einen Beistelltisch.
    Mark 3er waren im Hochkommen notorisch langsam. Knuckles hatte Mühe, sich aufzusetzen. Ich hieb ihm einen Fuß auf die Brust. »Bleib unten!«
    Der Automatische piepte leicht, hörte aber auf, um sich zu dreschen.
    »Sie müssen es immer auf die harte Tour machen«, sagte Grey. Auf seiner rechten Wange unter dem Auge trug er die Anzeichen eines frisch entstehenden Blutergusses. »Ich weiß Ihren Wunsch nach Unabhängigkeit zu schätzen, Mack, aber leider ist die Sache … wiesagtmandochgleich … irrelevant.«
    Ich stand eins Komma zwei Sekunden davor, ihm zu zeigen, wie relevant meine Impulse sein konnten, indem ich ihn aus dem Fenster warf. Bevor ich die Bewegung aber machen konnte, blockierten meine Beine. Ein seltsames Surren strömte durch meine Audios, und mein sensorisches Netz kribbelte und prickelte unerklärlich. Knuckles stand auf, ich fiel fast um und stützte mich mit einem Arm an der Wand ab.
    Greys Augen waren jetzt von einem kalten, funkelnden Grün, das leuchtend genug war, um smaragdfarbene Schatten auf den Rest des Raums zu werfen.
    »Sie haben übernatürliche Kräfte«, sagte ich überflüssigerweise. Es war ja nicht so, dass er es nicht schon wusste.
    Nicht alle Mutanten

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