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Der Automatische Detektiv

Der Automatische Detektiv

Titel: Der Automatische Detektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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Gelehrte Rat war viel zu fixiert auf seine Vision der utopischen Zukunft, um großen Wert auf eine antiquierte Vergangenheit zu legen. Irgendwie war das Hotel Swallow entweder dem Umbau oder der Abrissbirne entkommen, aber es fiel auch von selbst schon ganz gut auseinander.
    Die Lobby war ein baufälliges Stückwerk aus Möbeln vom Schrottplatz, und statt Glühbirnen hingen durchsichtige Plastikeimer mit radioaktivem Schleim von der Decke. Der giftige Regenbogen von Farben beleidigte meine Optiken so sehr, dass ich auf Schwarzweiß umstellen musste. So ungefähr das einzige Nette, was man über die Ausstattung sagen konnte, war das tatsächliche Vorhandensein – wenn auch in einem sehr theoretischen Sinn – von Teppichen. Ich scannte die diversen Individuen, die herumstanden, aber Ringo war nicht darunter. Es schien unwahrscheinlich, dass er noch hier lebte. Dies war die Art von Ort, wo Leute herein- und hinaustrieben, aber irgendwo musste ich eben anfangen.
    Hinter der Rezeption stand eine dünne Lady mit sehr bleicher Haut und genug Schnurrbart und Bart, dass man es bemerkte, aber nicht genug, um zu bestimmen, ob sie eine Mutantin oder eine Normale war. Sie starrte auf einen Fernseher und wandte den Blick nicht davon ab.
    Ein Fuzzoid schwebte neben ihr. Fuzzoide waren Drohnen in Baseballform, fellbedeckt, mit großen Welpenoptiken. Wie Furballs waren sie ein Versuch, die Haustiere der Menschheit zu verbessern. Aber bisher war noch keines in der Lage gewesen, die alten Standards zu ersetzen. Zu viel gemeinsame Geschichte, nahm ich an.
    Das Fuzzoid pfiff. Es schwebte nahe an mich heran und klimperte mit seinen grün glänzenden Optiken.
    »Sie wird gern im Arm gehalten«, erklärte die Frau. »Am einfachsten wird sein, Sie geben einfach nach.«
    Ich hielt meine riesige Pranke auf, und sie machte es sich auf meiner Handfläche bequem. Dann schloss sie ihre Optiken und schnurrte.
    »Violet«, sagte die Frau.
    »Können Sie mir helfen, Violet?«, fragte ich. »Ich suche jemanden.«
    Die Frau warf einen Blick über ihre Schulter. »Warum fragen Sie sie danach? Fuzzoide sind nur ungefähr so schlau wie Hunde.«
    »Ich hatte Sie gefragt«, antwortete ich.
    »Ich heiße nicht Violet.«
    »Aber Sie sagten eben …«
    »Das Fuzzoid heißt Violet. Mein Name ist Winifred.« Sie tippte auf das kleine Schild auf ihrem Tisch, das dies bestätigte. »Können Sie nicht lesen?«
    Ich hatte das Schild zwar gelesen, aber gedacht, es gehöre jemand anderem, als sie ihren Namen verkündet hatte. Die Wiedergabe des Gesprächs aus meiner Speichermatrix bestätigte, dass es ein kleines Missverständnis gegeben hatte. War nicht meine Schuld, dass sich Biologische nicht immer klar ausdrückten, aber ich hatte vor langer Zeit gelernt, ihre Defizite zu akzeptieren.
    »Waswollnsie?«, bellte Winifred plötzlich.
    Mein Spracherkennungsprogramm brauchte zwei Sekunden, um die einzelnen Worte voneinander zu trennen und einen identifizierbaren Satz zu bilden.
    »Ich suche Tony Ringo.«
    Sie wandte ihren Kopf dem Fernseher zu, aber eines ihrer Augen blieb auf mich gerichtet, und wieder stellte ich mir die Frage nach ihrer genetischen Art. »Warum suchen Sie ihn?«
    Ich beantwortete ihre Frage mit einer Gegenfrage. »Ist er hier?«
    »Vielleicht.« Sie zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Er kommt und geht.« Ihr irrendes Auge rutschte in seiner Höhle herum und musterte mich von oben bis unten, bevor es zurück in Richtung Fernseher glitt. »Sind Sie hier, um ihm wehzutun?«
    »Vielleicht.« Ich zuckte die Achseln. »Keine Ahnung.«
    Ihre Lippen verzogen sich zu einer Art Lächeln. »Drei B.«
    »Danke.«
    »Vergessen Sie's. Ich konnte diesen kleinen Bastard sowieso nie leiden.«
    Das Hotel Swallow verfügte nicht nur über keine Aufzüge, es besaß tatsächlich Holztreppen. Sie waren gesprungen und mussten dringend repariert werden, aber ich hätte gewettet, dass es in Empire keinen einzigen Zimmermann mehr gab. Die Stufen knarrten und ächzten unter jedem meiner Schritte, aber sie schafften es, nicht zusammenzubrechen, bevor ich es in den zweiten Stock geschafft hatte.
    Ich machte mir gar nicht erst die Mühe, an die Tür von Drei B zu klopfen. Wenn Ringo zu Hause war, wollte ich ihn nicht warnen. Falls er es nicht war, konnte ich mich genauso gut selbst einlassen und mich umsehen. Die Tür war eine nachgerüstete Metallschiebetür, die aber nicht stark genug war, um mich auszusperren. Ich hätte direkt hindurchgehen können, doch ich entschied

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