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Der Automatische Detektiv

Der Automatische Detektiv

Titel: Der Automatische Detektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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meine Sprachsoftware blockierte und mich davon abhielt, etwas über Grey oder unsere Begegnung zu sagen. Das gefiel mir nicht. Es war zwar ein eher kleineres Problem, aber ich wollte gar nicht daran denken, welche größeren Motivationsminderungen er mir noch eingepflanzt haben könnte.
    Ich scannte die beschädigte Wand, gegen die ich Knuckles geschleudert hatte. »Tut mir leid wegen des Schadens.«
    »Machen Sie sich keine Gedanken. Das Hotel ist sowieso ein Dreckloch.« Sie kratzte sich an ihrem flaumigen Kinn. »Also, was ist passiert?«
    »Nichts.«
    Ich sagte es ihr aus zwei Gründen nicht. Erstens war es peinlich, so leicht besiegt zu werden. Zweitens hielt mich dieser Bug davon ab, Grey und Knuckles auch nur zu erwähnen. Ich würde meine Systeme von oben bis unten säubern müssen. Und zwar bald. Immer noch stand ganz oben auf meiner Liste: Tony Ringo finden. Und zwar bevor Grey es tat. Andernfalls, sagte mir die Logik, würde ich ihn gar nicht finden.
    »Ringo«, sagte ich. »Wissen Sie noch irgendetwas über ihn? Stammlokale? Freunde?«
    Winifred runzelte die Stirn. »Ich weiß gar nichts über niemanden. Geht mich auch nichts an.«
    »Danke«, sagte ich sarkastischer, als ich es meinte. »Sie waren eine große Hilfe.« Ich hatte nichts, womit ich weitermachen konnte. Die Logik kam wieder auf, sagte mir, dass es Zeit war, nach Hause zu gehen und dieses Chaos hinter mir zu lassen.
    Aber da war dieses kleine Mädchen, diese Familie. Verdammt, an manchen Tagen wünschte ich, ich wäre ein Toaster geworden.
    Ich war auf halbem Weg den Flur entlanggetrottet, als Winifred meinen Namen rief.
    »Hey, Mack! Warten Sie!«
    Ich blieb stehen. »Ja?«
    Sie war keine dicke Frau, hatte aber einen seltsam schlingernden Gang, der ihr fleckiges grünes Sommerkleid von einer Seite zur anderen schwingen ließ. »Es ist also ziemlich wichtig für Sie, Ringo zu finden, was?«
    »Ja. Es ist wichtig.«
    Sie walzte mir nach. »Dann kommen Sie mit.«
    Winifred führte mich in die Lobby, zurück an ihre Rezeption. »Das Hotel hat kein Sicherheitssystem«, erklärte sie unterwegs, »aber Violet sieht eine Menge Sachen. Und die meisten Leute achten nicht genug auf sie, um darauf zu achten, was sie machen.«
    Das Fuzzoid piepste zufrieden, als wir näher kamen.
    »Speicher abspielen, Vi«, wies Winifred sie an. »Datei zwölf.«
    Violet schwirrte in die Luft und projizierte aus ihrer linken Optik ein Bild an die Wand. Ich erkannte die Lobby des Hotel Swallow und Tony Ringo, der gerade mit einer jungen Frau im Schlepptau hereinkam. Sie hielten kurz an, fummelten ein bisschen und setzten ihren Weg dann fort, offenbar nach oben in sein Zimmer, um ein bisschen DNS zu tauschen, was die Biologischen ja so toll fanden.
    »Und?«, sagte Winifred erwartungsvoll. »Was haltense davon?«
    Ich hielt nicht viel von alledem, aber sie hatte zumindest versucht, mir zu helfen, also versuchte ich, meine Enttäuschung nicht zu zeigen. »Äh, danke. Das ist wirklich hilfreich.«
    Sie runzelte die Stirn. Dann zeigte sie ein zahnlückiges Lächeln. »Sie erkennen sie nicht, oder?«
    »Sollte ich?«
    Sie befahl Violet, die Datei noch einmal abzuspielen. Winifred piekte ihren Finger in die projizierte Frau. »Sie müssen sie sich mit blonden Haaren und ohne Sonnenbrille vorstellen. Jetzt klarer?«
    »Nein«, antwortete ich ehrlich.
    Winifred stöhnte. »Himmel, sehen Sie keine Nachrichten?«
    »Hab keinen Fernseher.«
    »Zeitung. Sie sollten Zeitung lesen.«
    Ich schüttelte langsam den Kopf, als würde ich einen schmerzlichen Fehler zugeben.
    Brummelnd ließ sie Violet die Projektion anhalten. »Verdammt, Mack, wie wollen Sie ein ordentlicher Privatdetektiv sein, wenn Sie nicht einmal wissen, was in dieser Stadt vor sich geht?«
    »Ich bin gar kein Privatdetektiv. Ich bin Taxifahrer.«
    »Kann trotzdem nicht schaden, ab und zu eine Zeitung aufzuschlagen. Dann würden Sie Lucia Napier erkennen.«
    Sie warf einen Zeitungsteil nach mir, den ich fing. Gut zu wissen, dass mein Reflexmodell noch zu hundert Prozent funktionierte, trotz Greys Fummelei. Ein Blick auf die Zeitung zeigte mir das Foto einer jungen, weiblichen Normalen bei einer Gala-Sache. Meine Unterscheidungssoftware hatte immer noch Probleme damit, attraktive Menschen von hässlichen zu trennen, aber ich kapierte, dass sie heiß war, angesichts der Tatsache, dass sie in guter körperlicher Form schien und eine Menge Typen um sich versammelt hatte. Die Bildunterschrift besagte: »Lucia Napier,

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