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Der Autor und sein Werk

Der Autor und sein Werk

Titel: Der Autor und sein Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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›Beststeller-Mechaniker‹ und ›Klischee-Fabrikanten‹ zur Kenntnis, zu einem Konsalik fällt ihnen kaum je etwas ein.
    Ihn freilich, beteuert Konsalik, ficht das nicht an; und blauäugig, rotwangig, rheinisch-jovial, die Hände über der prall gefüllten Weste verschränkt, beruft er sich auf seine enorme Beliebtheit nicht zuletzt im Ausland, vor allem in Frankreich und Südafrika, wo er als meistübersetzter Romancier deutscher Zunge geschätzt werde.
    Er begreift sich als ›Volksschriftsteller‹. Er weiß sich im Einklang mit seiner gewaltigen Leserschaft, die laut Hestia-Chef Anton Schupp »alle Gesellschaftsschichten von der Putzfrau bis zum Akademiker« und längst auch beachtliche Kontingente von Jugendlichen umfaßt. Er kann sich seinen Erfolg nur so erklären, daß er schreibt, »wie der Leser denkt und fühlt«.
    Dabei darf er auf viele Dankesbriefe etwa von alten Landsern verweisen, die ihm nach Lektüre seiner Kriegsbücher bestätigen: »Jawohl, genauso war's.« Ab und zu allerdings, auf Anfragen Jüngerer, ob's denn wirklich so schlimm gewesen sei, könne er, der ›entschiedene Feind des Kriegs und des Militärs‹, nur antworten: »Im Gegenteil, es war noch viel grauenhafter, als ich es beschreiben kann.«
    Nein, die ganze düstere, dreckige Realität möchte er, selbst wenn er sie zu beschreiben fähig wäre, dem breiten Publikum mit dem ›Konsalik-Syndrom‹ (Verleger Schupp) wirklich nicht zumuten. Um keinen Preis will er als einer jener Autoren gelten, »die den Leser, wenn er aus seinem grauen Alltag nach Hause kommt, mit einem Hammer von Problem-Roman auch noch psychisch und physisch belasten«.
    Deshalb wirkt ein Konsalik-Roman immer publikumsfreundlich. Er ist denkbar einfach in der Handlungsführung, verwirrt nicht durch psychologische Überzeichnung, schmälert nie das Lesebehagen durch den Streß quälender Spannung und hat stets ein tröstliches Ende.
    Er belästigt nicht, wie zum Beispiel ein Simmel, mit pessimistischer Sozial- und Kultur- und Zeitkritik, sondern preist das Allgemein- und Ewig-Menschliche, das sich vorzugsweise – denn »ein gesundes Nationalgefühl«, mahnt Konsalik, »sollte auch der Deutsche haben« – in sauberen teutonischen Helden mit Pflichtbewußtsein, Opfermut und ›eiserner‹ Disziplin verkörpert.
    Es sind Helden, die sich offenbar alle damals beim Iwan einen männlichen Jargon angewöhnt haben, von dem sie noch drei Jahrzehnte nach dem Krieg nicht lassen können, Männer von ›saumäßigem Charme‹, die auf gut deutsch ›den Arsch zusammenkneifen‹ und sich schnüffelnd erinnern, wenn es ›gegen den Wind stinkt wie eine Kompanie voller Schweißfüße‹. Doch zugleich bewährt sich Konsalik immer wieder als Autor der sanften Töne, als dezenter Chronist zügig sich kristallisierender Liebschaften, als zärtlicher Porträtist des ewig lockenden Weibes. Wie oft hat er es seinen Lesern schon plastisch vorgeführt, das ›herrliche Geschöpf‹ mit den ›spitzen Brüsten‹ und dem ›schlanken, geschmeidigen, katzenhaften Körper‹, blutvoll wie ›eine rassige Stute‹ oder ›hauchzart wie chinesisches Porzellan‹, mit einer Stimme ›wie Celloklang‹, mit ›diesem dunklen, faszinierenden Lachen, das ihn ins Herz traf‹, mit den ›vollen Lippen, die vor ihm aufbrachen wie eine Blüte, die die Schalen der Knospe sprengt‹, mit den ›Phosphoraugen‹, den ›weiten Augen, in denen die Unendlichkeit Rußlands schimmerte‹, mit Augen so hell, ›als seien sie aus der Wolga geschöpft‹.
    Das alles ist echter Konsalik – so echt wie manche Notoperation mit Hammer und Meißel; wie das Rühren an letzte Fragen (»Warum schweigt Gott? Warum schweigt er jetzt? Gerade jetzt …?«); wie jenes Ausharren im Sandsturm in der Wüste (»Der Tod pfiff vor Vergnügen«); wie die entsagungsvolle Dschungel-Liebe der schönen Burmesin Siri zum deutschen Dr. med. Reinmar Haller: »Als Haller seine Suche aufgab, kroch sie durch die Erdröhre zurück ins Dorf und versteckte sich bei einem taubstummen Leprösen, der ihr durch Handschlag Verschwiegenheit geloben mußte.«
    So schreibt er nun schon 20 Jahre lang, und seine Leser danken es ihm von Herzen. Hier, so fühlen sie, sendet jemand genau auf ihrer Wellenlänge. Hier, so empfinden sie beglückt, schafft einer Nachschub heran für die Populär-Mythen, die im Kalk des deutschen Normalhirns unauslöschlich abgelagert sind.
    Letzten Monat, als er zu einer 14tägigen Signier-Tournee durch Österreich, zu

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