Der Autor und sein Werk
wiederherstellende Chirurgie erst am Anfang war. Er wagte sich früh an das Thema Krebs heran und schrieb das Buch ›Diagnose Krebs‹, als die Medizin dieser Krankheit noch viel ohnmächtiger als heute gegenüberstand.
Heinz G. Konsalik ist schreibend seiner Zeit immer von neuem voraus. Er antizipiert Geschehnisse, mit denen seine Leser in der Realität oft erst lange nach der Lektüre seiner Bücher konfrontiert werden. Er sorgt solchermaßen dafür, daß seine Mitmenschen ihnen nicht gänzlich unvorbereitet entgegengehen müssen. Und dies nicht nur im Bereich wissenschaftlich-fachlicher Entwicklungen:
Die Olympischen Spiele in München standen bevor. Konsalik setzte sich mit diesem bedeutenden sportlichen Ereignis vorweg auseinander und durchdachte die Probleme von Terror und Gewalt. Er schrieb den Roman ›Die Drohung‹, die Geschichte eines terroristischen Mordanschlages während der Olympiade. All jene, die ihn gelesen hatten, erstarrten in der Erinnerung an ihre Lektüre, als sie von der Geiselnahme im israelischen Trainingslager und dem anschließenden blutigen Massaker erfuhren. Konsalik hatte die Katastrophe mit unheimlicher Genauigkeit vorausgesehen.
Ein ›Prophet‹ an der Schreibmaschine? Jedenfalls ein Mann, den Ahnung und Klarsicht erfüllen wie nur wenige und dem die Zukunft daher kein Buch mit sieben Siegeln sein muß.
Rolf Schlegel
›Die Drohung‹ wurde blutige Wirklichkeit
Konsaliks Roman erschien bereits im Frühjahr
Nordhorn. Mit großer Erregung hat man in den Frühjahrsmonaten des Jahres H.G. Konsaliks Roman ›Die Drohung‹ gelesen, in dem die XX. Olympischen Spiele in München zu einem ›Festival des Todes‹ gemacht werden sollten. Es war damals nicht zu ahnen, daß es tatsächlich ein furchtbares Blutbad geben würde, bei dem 18 Menschen ihr Leben verloren. Konsalik schrieb vor einem halben Jahr diesen Roman, in dem eine dramatische Jagd auf einen geheimnisvollen internationalen Erpresserring erfolgreich abgeschlossen wird. Er konnte nicht ahnen, daß nur die Figuren vertauscht und stattdessen palästinensische Mörder den olympischen Frieden brechen würden.
In seinem Vorwort schreibt der Autor, daß er sich lange mit dem Verlag überlegt habe, ob dieses Buch geschrieben und herausgegeben werden soll. »Auch wenn es kein Tatsachenbericht, sondern – aus der Phantasie geboren – ›nur‹ ein Roman ist, zeigt es doch eine keineswegs phantastische, ebenso grandiose wie schreckliche Möglichkeit auf. Sollte sie je zur Wirklichkeit werden, so wäre es freilich zu spät, ihre Auswirkungen zu beschreiben. Und so ist dieser Roman geschrieben und veröffentlicht worden, um zu zeigen, auf welch dünner Schicht von Sicherheit wir alle leben. Er soll keine Panik erzeugen, sondern zum Nachdenken anregen, zum Nachdenken darüber, wozu der Mensch fähig ist, wenn Intelligenz und Brutalität, Geldgier und Machthunger sich vermählen.
Es gibt heute nichts mehr, was nicht möglich wäre – auch das Geschehen dieses Romans kann morgen bereits Wirklichkeit sein. Eine ernste Drohung.«
Konsalik hat am wenigsten mit den palästinensischen Mördern rechnen können, er wollte nur aufzeigen, welche Unmenschlichkeiten sich in einer pervertierten politischen Umwelt in die Tat umsetzen lassen. Bei ihm geht es um einen internationalen Erpresserring, der mit eingemauerten, ferngezündeten Sprengsätzen die vollbesetzten Tribünen des großen Stadions in die Luft jagen oder dafür 10 Millionen Dollar kassieren will.
Fast minuziös beschreibt Konsalik in seinem Roman den gleichen Ablauf des blutigen Geschehens, wie ihn die Welt als Augenzeuge miterlebt hat. Im Münchner Polizeipräsidium wird über den ersten Erpresserbrief beraten, im Beisein von Innenminister Genscher. »Bei den Olympischen Spielen sind alle Völker friedlich vereint«, schreibt Konsalik, »die sich sonst am liebsten gegenseitig ausrotten würden. Ein Fanatiker scheidet aus … politische Fanatiker sind finanzielle Bettnässer. Kein Volk der Erde hat ein Interesse daran, seine eigenen Leute im Rahmen der Olympiade zu pulverisieren«.
An einer anderen Stelle heißt es in einem Telefonat des Innenministers mit einem Bundesanwalt in Karlsruhe: »Mein Gott, das ist ja unausdenkbar. Ich fliege sofort mit einem Hubschrauber nach München. Setzen Sie sofort eine Sonderkommission des Bundeskriminalamtes ein und eine der Sicherungsgruppe Bonn«.
In einer Lagebesprechung charakterisiert einer der Teilnehmer den bevorstehenden Coup so:
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