Der Autor und sein Werk
in den Vereinigten Staaten hatten ihr nur noch zwei Monate Leben vorausgesagt, durch diesen Tee wurde ihr Leben aber noch um 5 Jahre verlängert, etwas, was ich selber nicht glauben wollte, aber zum Schluß doch anerkennen mußte.
Eine andere Therapie, die hier das Volk hat, ist Klapperschlangengift. Dieses Gift gewinnen die Indianer auf ihre Art, wie weiß ich nicht, sie verarbeiten es zu Staub und machen Pillen daraus. Von diesen Pillen muß nun der Patient bis zu 6 Stck. pro Tag schlucken. Es hilft. Ich weiß, daß meine Schilderung nach Scharlatanerie klingt, aber ich gebe auch zu, daß doch was Wahres dran ist.
Ich möchte Sie bitten, Herr Konsalik, wenn es Ihnen möglich ist, mit dem deutschen Doktor in Verbindung zu treten, ihm diesen Brief zu zeigen. Sollte er Interesse haben, so soll er mir schreiben, ich bin gerne bereit, ihm von der Baumrinde etwas als Muster zu schicken, damit er Analysen macht, um festzustellen, was die Rinde enthält, ob sie von Wichtigkeit für ihn sein könnte, natürlich kostenlos. Ich habe kein materielles Interesse an der Sache, nur möchte ich, daß dieser Dr. Isen von der Sache etwas erfährt. Ob ja oder nein, ist mir nur wichtig, wenn es der Menschheit hilft.
Da ich weder Ihre noch des Doktors Adresse weiß, so wende ich mich an den Heyne-Verlag und bitte die Herren, Ihnen diesen Brief zu schicken.
Im Laufe der Jahre habe ich mich etwas mit der Heilkunde der Indianer befaßt und einiges gelernt. Falls Sie mal Zeit haben und etwas davon wissen wollen, so schreiben Sie mir, ich werde Ihnen gerne verschiedenes erzählen können. Ihre Bücher lese ich sehr gerne, nur die Kriegsbücher nicht, nehmen Sie es mir nicht übel, aber als Frau weiß ich, wie furchtbar ein Krieg ist und wie ausgeblutet die armen Völker danach bleiben.
Ich hoffe, von Ihnen oder dem Doktor Isen etwas zu hören, und verbleibe
mit freundlichen Grüßen Ihre … …
Lahore/Pakistan, 29.12.75
Sehr geehrter Herr Konsalik!
Hier ist eine große Überraschung für Sie. Ich meine einen freundschaftlichen Brief an Sie von einem Ihnen bis jetzt völlig Unbekannten aus dem weit, weit entfernten Pakistan. Der Anlaß zu dieser Unverfrorenheit ist folgendermaßen zu erklären:
Seit langem lerne ich die deutsche Sprache aus eigener Initiative, gänzlich auf mich selbst gestellt und ohne jegliche fremde Hilfe. Ein gewagtes Unternehmen, nicht wahr? Anfangs kam mir alles unmöglich vor. Die Grammatik insbesondere, von der Aussprache ganz zu schweigen, schien mir auf den ersten Blick wie ein unlösbares Rätsel. Ich gab bei alledem die Hoffnung nicht auf und studierte in meinen freien Stunden sehr fleißig. Eine unsichtbare Kraft trieb mich auch ständig bei meiner Arbeit an. Mir ist gottlob endlich gelungen, solch einen deutschsprachigen Brief aus dem Stegreif schreiben zu können …
Bisher habe ich in aller Abgeschiedenheit arbeiten müssen. Ein Stadium ist aber nun erreicht, in dem ich ohne fremde Hilfe nicht mehr vorwärtskommen kann. Zum Beispiel: Neulich habe ich einige Erzählungen aus dem Deutschen in Urdu (meine Muttersprache) übersetzt. Alle davon sind in der hiesigen literarischen Monatsschrift ›SAYYARAH DIGEST‹ gedruckt worden. Die Redaktion geizte nicht mit Lob und bat mich um weitere Beiträge. Ich kann aber ihrem Wunsch nicht nachkommen, denn mir fehlt die einschlägige Lektüre, aus der ich etwas für die Leser hierzulande auswählen kann.
Zweitens: Ich brauche aufs dringendste die deutsche Literatur, um meine deutschen Sprachkenntnisse am Leben zu erhalten.
Ich suche deshalb wie der griechische Philosoph Diogenes am hellichten Tageslicht mit Laterne in der Hand einen Menschen.
Ich habe schon viele Türen vor der Nase zugeklappt gekriegt, bin aber noch optimistisch geblieben und will die Suche nach Sprachkenntnissen nie aufgeben. Voll Hoffnung klopfe ich diesmal an Ihre Tür an.
Ich heiße … bin 61 Jahre alt und von Beruf Drucker oder genauer gesagt Korrektor. 1972 wurde ich in den Ruhestand versetzt und bin seitdem arbeitslos. Außer meiner Muttersprache kann ich auch Englisch ziemlich gut.
Nun möchte ich mit Verlaub einige Fragen an Sie stellen!
1.
Was halten Sie von meinem selbstgebastelten Deutsch und was ist übrigens Ihre aufrichtige Meinung über meine noch ungehobelte Ausdrucksweise?
2.
Können Sie mir womöglich deutsche Lektüre irgendwelcher Art von Zeit zu Zeit zuschicken lassen?
3.
Dürfte ich Sie, in meiner Eigenschaft als ein Verehrer und Liebhaber der deutschen Sprache,
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