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Der Autor und sein Werk

Der Autor und sein Werk

Titel: Der Autor und sein Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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daß sie die Verlogenheit der ›Heldenverehrung‹ aufdecken sollen, denn der Tod da draußen an der Front ist kein glorreicher ›Heldentod‹, sondern das dreckigste Krepieren, das es gibt! – Irgendwie – bei 73 Büchern es einzeln aufzuzählen, wäre hier unmöglich – hat jeder Roman von mir ein Anliegen. Es geht dabei nicht um Gefühle oder Emotionen, sondern um Wahrheiten, die man im guten, fetten Leben so schnell vergißt.
5.
Ein Gut-und-Böse-Schema gibt es nicht. Das Schema ist der Mensch selbst. Im täglichen Leben – das werden Sie sehen, wenn Sie älter sind und selbst nach allen Seiten boxen müssen – wohnen Gut und Böse so eng zusammen, daß ein Philosoph einmal gesagt hat: »Es gibt keinen guten Menschen, es gibt keinen bösen Menschen … es gibt nur den Menschen, und der übertrifft alles!« (Ich glaube, es war Sartre). So ist auch in den Romanen das Gut-Böse-Verhältnis bewußt herausgearbeitet, weil der Leser ein Anrecht darauf hat, ausgeleuchtete Charaktere in den Büchern zu finden und nicht verschwommene Gestalten, die er nicht einordnen kann. Dazu kennt er ja selbst zu viele Typen aus seiner nächsten Umgebung, die er genau einordnen kann … und da liest er dann einen Roman, wo alle Menschen wie im Nebel schweben. Das ist keine Realität mehr! Aber der Leser – mein Leser – will, bei allen sonstigen Illusionen, die Romane wecken, wenigstens in den Personen des Buches reale Figuren sehen, mit denen er sich selbst oder seine Umgebung identifizieren kann.
Um es vorwegzunehmen: Das ist eines der Geheimnisse, warum meine Romane bisher eine Weltauflage von 29 Millionen in 17 Sprachen haben. Der Leser ›spürt‹ den Menschen im Buch … das Gute und das Böse. Und so schrecklich es klingt: Der Mensch ist von Natur zunächst böse! Erst Erziehung, religiöses Ethos, Intelligenz und Erfahrungen überdecken das Böse. Ich sage bewußt ›überdecken‹ … den ›edlen, guten Menschen‹ gibt es nicht, auch wenn Brecht ihn im ›Guten Menschen von Sezuan‹ beschrieb. Das ist Schwarz-Weiß-Dichtung. Auch ein Albert Schweitzer war nicht nur ›gut‹ … er war als Mensch (gottseidank) mit genug Schattenseiten behaftet.
6.
Ihre Frage 6 ist mit den obigen Antworten – glaube ich – deutlich geklärt. Ich will den Menschen in seiner ganzen Vielfalt zeigen … im eigenen gewöhnten Milieu und in Ausnahmesituationen. Und ich will zeigen, zu was der Mensch fähig ist … ganz gleich, wo er steht und was er macht. – Das ist ein Thema, das man nie ausschöpfen kann.
7.
Nein. – Wenn man Menschen beschreibt, hat man eine Vielfalt von Schicksalen in der Hand. Jeder Mensch erlebt im Laufe eines Er dendaseins eine Reihe ›Romane‹. Selbst wenn einer in einer Fabrik am Automaten sitzt und 50 Jahre lang tagaus-tagein die gleiche Feder stanzt … ist das nicht ein grandioses menschliches Thema?! 50 Jahre eine Feder stanzen … 20 mm lang, 0,4 mm dünn … und sonst nichts!Und wenn man einen Roman schreibt, hat man zehn oder zwanzig Menschenschicksale zu beschreiben, Schicksale, die sich mit den anderen verquicken. Das ist Leben … und meine Bücher sollen das Leben widerspiegeln.
8.
Die Werbung übernimmt der Verlag. Ich habe keinen Einfluß darauf.
9.
Zuerst gibt es ein Exposé, das die Rohhandlung fixiert. Dann, beim Schreiben selbst, entstehen durch die zum Eigenleben erwachten Romanpersonen so viele andere Handlungen, die man vorher gar nicht ahnen kann. Die Generallinie des Romans aber bleibt … nur die Wege zum Ziel verlaufen oft anders als geplant, eben, weil die Personen mich als Autor dazu zwingen.
10.
Auch diese Frage ist oben beantwortet worden. Vorarbeiten können bis zu 2 Jahren dauern, manchmal sogar 3 Jahre … ich bereite z.B. jetzt eine Roman-Trilogie seit 15 Jahren vor und bin mit den Vorarbeiten noch nicht am Ende! – Die Niederschrift ist dann kürzer. Bei Nichtbeachtung von Uhrzeiten und Stundenzahl (denn manchmal geht es bis in die Nacht hinein) muß ich für die Niederschrift 4 - 5 Monate rechnen, manchmal sogar weniger, je nach Thema und Länge des Romans.
11.
Der gleiche Typ Frau, wie Sie meinen, stimmt nicht. Sie haben sich allerdings mit ›Strafbataillon 999‹, ›Natascha‹ und ›Der Arzt von Stalingrad‹ gerade 3 Romane ausgesucht, die a) in Rußland spielen, b) sowjetische Ärztinnen als Hauptfiguren haben und c), sei es im Krieg oder im Frieden, russische Gebiete in der Taiga, an Wolga und Don berühren, die Menschen zu ganz bestimmten Charakteren

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