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Der Autor und sein Werk

Der Autor und sein Werk

Titel: Der Autor und sein Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sechzehn Jahren, es war die Geschichte eines alten Schuhs. Konsaliks Weg war vorbestimmt von dem Tag an, an dem er das Abc beherrschte: Schriftsteller! Ist das nun eine Legende oder …?
    K.: Nein, das stimmt. Der erste Roman, den ich mit zehn Jahren schrieb in ein Schulheft, das war ein Roman über einen Indianerstamm. Es waren also – heutzutage würde man sagen – Stilübungen, aber es stak ja nun irgendwie drin, sich zu artikulieren durch einen Roman. Dann kam eine Novelle ›Heimat kehre wieder‹, eine Auswanderergeschichte, Deutsche, die nach Afrika auswanderten. Und mit fünfzehn, sechzehn Jahren habe ich damals in einer Kölner Tageszeitung schon eine Reihe Kurzgeschichten veröffentlicht, und nachher als Student kamen theaterwissenschaftliche Essays dazu und so weiter … Also mein Weg als Schriftsteller war irgendwie vorbestimmt. Nun gibt es im Verlaufe meines Lebens die Wahl für drei Berufe. Schriftsteller war ich durch die Begabung, die Phantasie, die man nicht lernen kann, die ist angeboren – Schriftsteller war vorbestimmt. Der zweite Beruf, der in Frage kam, war der Beruf eines Arztes, und ich wurde ja auch nach München geschickt nach dem Abitur, um Medizin zu studieren, und bin dann heimlich übergeschwenkt zur Philosophie.
    Mein Vater wußte davon nichts. Nach drei Semestern bekam er das raus, und da war der Teufel los. Und der dritte Beruf, der hätte auch in Frage kommen können, war der Beruf eines Opernsängers. Ich hatte einen phantastischen Heldentenor. Ob ich ihn jetzt noch habe, weiß ich nicht. Ich singe ab und zu auch noch. Also diese drei Möglichkeiten – und zwar, wenn man es betrachtet, drei künstlerische Berufe: denn auch der Arzt, vor allem der Chirurg, ist ein Künstler, und dieses Arztsein ist mit der Zeit wie eine Art Trauma geworden für mich. Ich hab es ja angefangen und nicht zu Ende geführt, und es gibt keinen Roman von mir, in dem nicht ein Arzt oder ein medizinisches Problem eine Rolle spielt. Also das ist immer dabei.
    R.: Nun aber: Arzt sind Sie nicht geworden. Sie wurden, wie man weiß, Schriftsteller. Wie sind Sie konkret zum professionellen Schreiben gekommen?
    K.: Der Weg, den ich mir vorgestellt habe, sollte über den Dramaturgen gehen. Ich hatte Theaterwissenschaft studiert, Zeitungswissenschaft, Literaturgeschichte, und wollte Dramaturg werden. Meine ersten großen Arbeiten waren auch Theaterstücke und dramatische Werke. Und dann kam der Krieg. Ich wurde als Kriegsberichter eingezogen, und das war für mich eine ungeheure Schule … Als ich zurückkam, war mein Elternhaus in Köln vollkommen zusammengebombt, ich wohnte damals im Sauerland in einer Baracke, in einem Behelfsheim. Das einzige, was ich hatte, war eine Schreibmaschine, und dann fing man eben an zu schreiben.
    R.: Ihr erster großer Erfolg war, wenn ich das richtig sehe, der ›Arzt von Stalingrad‹.
    K.: Das war der Durchbruch. Vor dem ›Arzt von Stalingrad‹ gab es eine ganze Reihe anderer Romane, die in Zeitschriften und Illustrierten erschienen sind, auch als Paperbacks; aber der große Durchbruch, der internationale Erfolg, war der ›Arzt von Stalingrad‹.
    R.: Überhaupt: Rußland ist ja eines Ihrer zentralen Themen – der ›Kölner mit der russischen Seele‹ …
    K.: Ja. Man hat mal geschrieben: Es ist erstaunlich, daß Konsalik kein Russe, sondern ein Kölner ist. Das mag vielleicht zusammenhängen mit dem Namen und mit der Herkunft der Konsaliks eben über den ostischen Kulturkreis. Also irgendwie steckt diese ostische Seele in dem Konsalik drin.
    R.: Nun, Ihre Rußlandliebe bleibt ja, wenn ich das richtig sehe, zumindest vom offiziellen Rußland weitgehend unerwidert, um es mal milde auszudrücken.
    K.: Sehr milde ausgedrückt. Ja, und das ist verständlich. In den russischen Menschen, in das russische Land, in das, was man Rußland nennt, bin ich von Natur aus, ich möchte sagen, verliebt. Womit ich mich nicht befreunden kann, das ist die sowjetische Ideologie. Und da für einen Russen, für das offizielle Rußland, Mensch und Land und Ideologie eines sind – während ich sage: Der Mensch und die Ideologie sind zweierlei –, bin ich natürlich in Rußland unerwünscht, und ebenso meine Bücher wie ›Arzt von Stalingrad‹ oder ›Liebesnächte in der Taiga‹. Da schildere ich ein Schweigelager – und der Russe behauptet, es gäbe keine Schweigelager, die gibt es; man weiß heute an offiziellen deutschen Stellen, daß noch 114.000 deutsche Kriegsgefangene drüben in

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