Der Autor und sein Werk
übertragen. Nach dem, was wir gesehen haben, sind wir entschlossen, die Begünstigung des Filmes auf einem internationalen Plan zu übernehmen.«
Gleichzeitig teilt der Direktor der World Veterans Foundation, R.A. Sandison , der Divina-Filmproduktion aus Paris nach einer Sondervorführung vor dem Rat der World Veterans Foundation mit, daß der Rat beschlossen habe, für den deutschen Film ›Der Arzt von Stalingrad‹ die Patenschaft zu übernehmen. Die World Veterans Foundation ist ein besonderes Kuratorium unter dem Protektorat des Prinzen von Luxemburg und der Präsidentschaft des Prinzen Albert Edouard de Ligne , das als Körperschaft die vielfältigen Aufgaben des Weltfrontkämpferverbandes unterstützt. Diese Körperschaft ist selbständig und im Großherzogtum Luxemburg eingetragen.
Hingegen hat die Filmbewertungsstelle der Bundesrepublik Deutschland, offiziell: ›Filmbewertungsstelle der Länder‹ in Wiesbaden, nun auch in der Revision eine Prädikatisierung des Films ›Der Arzt von Stalingrad‹ unter Vorsitz von Herrn Dr. Karl Korn abgelehnt. Es ist nicht uninteressant, in der Begründung der Ablehnung u.a. zu lesen, daß die filmische Darstellung des Kriegsgefangenenschicksals in Rußland durch ›die Liebesaffäre im Verlauf des Films‹ mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt würde. Wie unrichtig das ist, beweist der Protest des für Stalingrad zuständigen Generalarztes der Roten Armee, der gewiß keinen Protest wegen einer Liebesaffäre erheben würde. Weil die Darstellung des Kriegsgefangenenschicksals – frei von Haßmotiven – bei der Gewahrsamsmacht genau ins Schwarze getroffen hat, ist der Protest erfolgt! Aber unsere Filmbewertungsleute wissen das besser. Nach ihrer Meinung ist in dem Film das typische Kriegsgefangenenelend: »Hunger, Erschöpfung, moralische Zermürbung durch die Zeit kaum angedeutet, geschweige denn angepackt« worden. Nach Meinung der in der Kriegsgefangenschaft sicher sehr erfahrenen Gutachter wird »das Lagerleben insgesamt bis auf ein paar gelungene Bilder von den nächtlichen Baracken sowohl dramaturgisch als auch von der Kamera her nicht realisiert. Die Darstellung der zermürbenden Monotonie des Lagers bleibt der Film schuldig.« Und schließlich wird von Karl Korn das ärztliche Ethos in diesem Film selbst aufs Korn genommen: die ablehnende Begründung der Filmbewertungsstelle wirft dem deutschen Arzt von Stalingrad mangelnde humane ärztliche Gesinnung vor. Schließlich versteigt man sich zu der Zerrbewertung: »Der Film ist ein Beispiel falscher Gefühle«. Das ist denn wohl nun der Gipfel eines Fehlurteils.
Die zuständigen Fachkreise mögen nicht die Hand hochheben, wenn wir uns die Frage erlauben, ob bei solchen oder anderen Themen es nicht angebracht erschiene, die Zusammensetzung der Filmbewertungsstelle der Länder ad hoc durch einen entsprechenden und von der Filmproduktion unabhängigen Fach- oder Erlebniskreis zu erweitern. Es komme niemand mit der Erwiderung, daß dann ein Run der ›Interessenverbände‹ einsetzen würde. Man soll sich nicht unnötig Schwierigkeiten machen. Man soll aber auch nicht Schwierigkeiten aus dem Weg gehen und sich dadurch in die Gefahr begeben, mit blinder Sicherheit danebenzugreifen.
Es ist gewiß nicht in der Absicht der Divina-Filmproduktion oder des Gloria-Verleihs gelegen, nun etwa einen politisch umstrittenen Film zu schaffen. Wir haben einiges an Kritik an diesem Film ›Der Arzt von Stalingrad‹ schon selbst geäußert. Es ist aber außerordentlich fragwürdig, wenn man in Kreisen der Filmbewertungsstelle der Länder an die Beurteilung mit dem belastenden Vorsatz herangegangen sein soll, Ilse Kubaschewski habe doch nur mit dem Namen Stalingrad ein kommerzielles Geschäft verbinden wollen. Ist das die Grundlage für eine künstlerische Beurteilung? Wir meinen, daß das nicht nur eine Instinktlosigkeit, sondern fast ein Skandal ist.
Der Heimkehrer, 25.7.58
Sowjetprotest gegen Stalingrad-Film
Berlin. (Eig. B.) Die Sowjets haben am Wochenende die Absetzung des deutschen Films ›Der Arzt von Stalingrad‹ vom Westberliner Kinoprogramm verlangt. Das ist der zweite alliierte Protest gegen Filmvorführungen in Westberlin innerhalb weniger Wochen. Ende Juni hatte der französische Stadtkommandant in Berlin gegen die Aufführung des amerikanischen Films ›Wege zum Ruhm‹ protestiert und die weitere Vorführung des Films im französischen Sektor kurzerhand verboten. Der sowjetische Protest gegen den ›Arzt von
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