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Der Autor und sein Werk

Der Autor und sein Werk

Titel: Der Autor und sein Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Unzahl ehemaliger deutscher Kriegsgefangener unterstanden und das für viele von ihnen tödliche Folgen hatte. In der Begründung der ablehnenden Haltung wird immer wieder der Einwand erhoben, die romanhafte Ausschmückung und Abwandlung der Handlung glätte das Milieu allzu sehr und überdecke das eigentliche Thema, nämlich die innere Auseinandersetzung der Kriegsgefangenen mit dem harten Los des Vegetierens in einer menschenunwürdigen Umwelt. Es wird dabei auch vermerkt, daß die Regie nie die Wahrhaftigkeit einer Bildsprache erreicht, die das furchtbare Schicksal zu beschwören imstande gewesen wäre.
    Auch an den schauspielerischen Leistungen hatte die Filmbewertungsstelle einiges auszusetzen, wenn sie feststellte, daß durch die engen Grenzen, die das unzulängliche Buch den einzelnen Rollen steckte, diese Leistungen zum Teil hinter dem zurückblieben, was angesichts der Besetzung erwartet werden konnte.
    Nach der hohen Bewertung des deutschen Films im Ausland kann man sich des früher schon aufgekommenen Eindrucks noch viel weniger erwehren, daß die deutsche Filmbewertungsstelle sich bei ihrer Beurteilung von einem falschen Objektivismus leiten ließ, der dem deutschen Filmschaffen entschieden mehr schadet als nützt. Zweifellos hat der Film Mängel, die sich für diejenigen Beschauer noch stärker herauskristallisieren werden, die im kommenden Herbst Gelegenheit haben, den zweiten Kriegsgefangenenfilm ›Taiga‹ zu sehen. Es ist indessen eine brennende Frage, ob nicht das Wagnis der deutschen Filmschaffenden im eigenen Land Anerkennung verdient hätte dafür, daß sie sich des düsteren Themas der Kriegsgefangenschaft im ›Arzt von Stalingrad‹ erstmalig annahmen. Sie betraten Neuland, eine Tat, die immerhin Einsatzfreudigkeit erforderte. Das allein hätte schon ein Grund sein können, durch eine Prädikatisierung ermutigend auf die deutsche Filmproduktion einzuwirken, damit sie sich auch in Zukunft bereitwilliger an Stoffe heranwagt, die einschneidende Geschehnisse aus der Nachkriegsgeschichte zur künstlerischen Auswertung und Verdichtung anzubieten haben. Die Filmbewertungsstelle tat das Gegenteil: sie versagte sich jeder weiterreichenden Überlegung.
    Die in Vichy vergebene hohe Auszeichnung läßt erkennen, daß es auch andere Maßstäbe gibt, mit denen man ein ehrliches Bemühen werten kann, selbst dann, wenn dieses Bemühen nicht gleich seine Krönung in einem vollendeten Werk findet. Vichy hat gutgemacht, was Wiesbaden versäumte.
    So überraschend die Auszeichnung des Films nach der ablehnenden Haltung ist, die ihm in seinem Herstellungsland begegnete, um so weniger scheint es verwunderlich, daß die Russen aus Protest gegen die Zulassung des ›Arzt von Stalingrad‹ ihre Filme von den Festspielen zurückzogen. Das Thema muß ihnen sehr unbequem sein. Um so mutvoller war es, sich mit ihm zu beschäftigen. Diese Tatsache verkannt zu haben, spricht gegen den Weitblick unserer Filmbewertungsstelle.
    Der Heimkehrer, 10.7.58
    Fast ein Skandal:
Bundesrepublik stößt ›Arzt von Stalingrad‹ zurück Weltfrontkämpferverband übernimmt internationales Protektorat
Sowjetischer Generalarzt protestiert
    Die Bewertung des ersten deutschen Kriegsgefangenenfilmes ›Der Arzt von Stalingrad‹ hat außer der Auszeichnung auf den Filmfestspielen in Vichy als bester ausländischer Film fast weltweite Konturen angenommen. Nicht nur, daß die Sowjets ihre Beteiligung in Vichy wegen dieses Filmes zurückgezogen haben. Moskau hat den für den Bezirk Stalingrad verantwortlichen Generalarzt der Roten Armee veranlaßt, über die Nachrichtenagentur TASS zu verlautbaren, daß die in dem genannten Film gezeigten Verhältnisse im sowjetischen Sanitätswesen nicht der Wahrheit entsprechen und daß ärztliche Hilfeleistung niemals mit politischen oder privaten Forderungen verknüpft worden sei. Die ehemaligen deutschen Kriegsgefangenen werden sich über diesen Protest ihr eigenes Urteil bilden, weil ihre eigenen Erfahrungen die beste Voraussetzung hierfür bieten.
    Nun hat nach einer Vorführung des Films vor dem Präsidenten des Weltfrontkämpferverbandes der Generalsekretär des WFV, Curtis Campaigne , der Divina-Filmproduktion mitgeteilt, »wie sehr wir alle beeindruckt waren von der hohen Qualität dieses ausgezeichneten Filmes, der uns eine sorgfältig ausgearbeitete Botschaft für den Weltfrieden mit einer Massenanziehungskraft zu verbinden scheint, die helfen sollte, die Botschaft auf die breiten Massen zu

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