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Der Azteken-Götze

Der Azteken-Götze

Titel: Der Azteken-Götze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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eine Tasse bringen.«
    »Nein, das ist nicht nötig.« Abe schaute hoch zu dem sich müde drehenden Ventilator. Er dachte daran, daß seine Flügel es geschafft hatten, die Erinnerungen der Menschen hier einfach wegzuwischen. Den Vergleich fand er selbst blöd, schaute den Händen der Frau zu, wie diese die Kanne und die Tasse packten und beides auf ein Tablett stellten. Bevor sie ging, stellte Abe noch eine Frage.
    »Kennen Sie Inez?«
    Die Frau blieb stehen. »Welche Inez? Es gibt viele Mädchen und Frauen, die Inez heißen.«
    »Ich kenne nur ihren Vornamen. In der vergangenen Nacht habe ich sie hier im Hotel gesehen.«
    »Wo?«
    »In der Halle.«
    Sie räusperte sich. »Das kann ich mir nicht vorstellen. Wir haben keinen Gast, der Inez heißt.«
    »So sah sie auch nicht aus. Ich nehme eher an, daß sie zum Haus gehörte, zum Personal.«
    »Nein!«
    Die Bedienung ging davon. Zudem war Pedro Wang erschienen, dessen Blicke Bände sprachen. Er wollte nicht, daß sich seine Angestellte mit dem Gast unterhielt.
    Abe Douglas ärgerte sich. Er zündete sich eine Zigarette an und schaute dem Rauch nach. Irgendwo hatte er das Gefühl, daß es an diesem Morgen nicht mehr so war wie am gestrigen Tag. Hier hatte sich einiges verändert, da stimmte die Atmosphäre nicht mehr, selbst die Stille störte ihn. Dieser kleine Grenzort Border Town schien regelrecht erstarrt zu sein, und nur der Ventilator bewegte sich mit quietschenden Geräuschen. Manchmal knarrte auch der Sessel, wenn sich Abe Douglas bewegte. Im Hintergrund schlug eine Tür zu. Es hörte sich an, als hätte jemand eine Waffe abgefeuert.
    Von der Straße hörte er nichts. Eigentlich gab es nur eine Hauptstraße in Border Town. Was von ihr abzweigte, verdiente den Namen Straße nicht.
    Hinter dem Haus kläffte ein Köter. Als Abe den Hals verrenkte, sah er einen struppigen Hund mit grauem Fell, der durch den Hinterhof turnte und dabei so nahe an die Scheibe herankam, daß der G-man ihn deutlicher sehen konnte.
    Das Fenster reichte ziemlich tief. Der Hund brauchte sich nicht erst auf die Hinterbeine zu stützen, um seinen Schädel zu zeigen. Plötzlich zwinkerte der FBI-Mann.
    Wenn ihn nicht alles täuschte, war die Schnauze des Hundes naß. Aber Wasser war das nicht…
    Mit einer geschmeidigen Bewegung kam Abe Douglas hoch. Er drückte die Zigarette in den Ascher und ging zum Fenster. Dem Hund war die Bewegung aufgefallen.
    Er blieb auf dem staubigen Boden stehen, fast schon sprungbereit. Sein Maul stand offen. Einige Male fuhr die Zunge hervor wie ein großer Lappen und leckte um die Schnauze. Dennoch hatte er die Flüssigkeit nicht ganz verschwinden lassen können, einige Tropfen hingen noch daran.
    Es war Blut!
    Abe sah es sehr deutlich, denn er war dicht vor dem Fenster stehengeblieben. Trotz der Hitze rieselten Eiskörner über seinen Rücken. Blut an einer Hundeschnauze, das konnte sich als völlig harmlos herausstellen, mußte aber nicht sein.
    Der Straßenköter knurrte, dann bellte er wütend und sprang sogar gegen die Scheibe.
    Erst als Douglas sich umdrehte, wurde er ruhig. In diesem Raum hielt ihn nichts mehr auf. Zudem war er mit Manuel Costa verabredet. Gemeinsam wollten sie den Gefangenen verhören, und Douglas rechnete fest damit, daß dieser Pablo Sidda sehr wohl etwas über eine gewisse Inez wußte und auch über die geheimnisvollen Vorgänge, die sich um den Azteken-Götzen drehten. Er hatte keinen Beweis dafür, ließ sich einzig und allein von seinen Gefühlen leiten. Die kleine Halle sah am Tag noch trauriger aus. In den Strahlen der Sonne tanzten unzählige Staubkörper. Pedro Wang war dabei, alte Magazine zu verteilen.
    Als er die Schritte seines Gastes hörte, drehte er sich um. »Sie wollen weg?«
    »Ja.«
    »Es wird ein heißer Tag werden.«
    »Das können Sie wohl annehmen.«
    Wang warf die letzten Magazine auf einen Tisch. »Dann wünsche ich Ihnen schöne Stunden.«
    »Danke, Mister. Und grüßen Sie Inez, falls Sie die Dame sehen. Sagen Sie ihr, daß wir bestimmt noch Spaß miteinander haben werden.« Er griff unter sein Jackett und holte das Obsidianmesser hervor. »Das hat sie übrigens vergessen.«
    »Ein Messer?«
    »So sieht es aus.«
    Wang zeigte ein unergründliches Lächeln. »Nettes Geschenk. Sie scheinen Eindruck auf die Person gemacht zu haben, die sich Inez nennt. Behalten Sie es ruhig.«
    »Das werde ich auch. Es kann ja sein, daß ich es noch einmal brauchen werde.«
    Wang hob die Schultern und verschwand durch eine Tür.

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