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Der azurne Planet

Der azurne Planet

Titel: Der azurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Plattform auszuwandern? Dort könnten sie ihm huldigen, wie es ihnen gefällt, und der Rest von uns könnte in Frieden leben.«
    »König Krakon dient uns allen«, erwiderte der Fürbitter würdevoll. »Es wäre eine äußerst schändliche Tat, ihn seiner Beschützerfunktion zu berauben.«
    Die Frau aus der Kaste der Achtgroschenjungen hatte daraufhin einen heftigen Einwand zu machen, aber im gleichen Augenblick gelang es Sklar Hast, sich beiseite zu drücken. Nun sah er auch Meril Rohan, die an einer Bude in der Nähe stand und aus einem Becher Tee trank. Er schaffte sich eine Gasse und stellte sich neben sie. Meril quittierte seine Gegenwart mit einem kühlen Nicken.
    »Komm«, sagte Sklar Hast und ergriff ihren Arm. »Laß uns ein wenig beiseite gehen, damit die Leute uns nicht erdrücken. Ich habe eine Menge mit dir zu besprechen.«
    »Es kümmert mich nicht, was du mir zu sagen hast. Möglicherweise ist mein Verhalten nur kindlicher Trotz, aber genau dieses Gefühl habe ich jetzt in mir.«
    »Und genau darüber möchte ich jetzt mit dir sprechen«, sagte Sklar Hast.
    Meril Rohan lächelte müde. »Du denkst dir besser ein paar gute Argumente aus, die deinen Hals retten. Immerhin besteht die Möglichkeit, daß die Versammlung zu dem Schluß kommt, daß dein Leben länger gedauert hat, als es wünschenswert ist.«
    Sklar Hast zuckte wie unter einem Hieb zusammen. »Und wie wirst du stimmen?«
    »Die ganze Abstimmerei langweilt mich zu Tode. Wahrscheinlich werde ich nach Quatrefoil zurückkehren.«
    Da er einsah, daß die Situation für ihn allmählich peinlich wurde, entschied Sklar Hast sich dazu, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, und zog sich zurück.
    Unter dem Sonnendach der Taverne von Apprise stieß er auf Rubal Gallager. »Die Plattform ist verwüstet. Du hast dir Feinde gemacht«, sagte er zu Sklar Hast. »Aber nach meiner Meinung ist dein Leben nicht länger in Gefahr.«
    Sklar Hast grunzte frustriert. »Manchmal frage ich mich, ob sich diese Anstrengungen überhaupt lohnen. Aber auf uns wartet noch viel Arbeit. Zumindest der Signalturm muß wieder aufgebaut werden. Und außerdem muß ich meine neue Stellung überdenken.«
    Rubal Gallager lachte breit. »Mit Semm Voiderveg als Fürbitter und Ixon Myrex als Schiedsmann wird es kein reines Zuckerschlecken werden.«
    »Das ist das letzte, worüber ich mir den Kopf zerbreche«, erwiderte Sklar Hast. »Wobei ich natürlich von der Annahme ausgehe, daß ich die Versammlung lebend verlasse.«
    »Ich glaube, daß du damit rechnen kannst«, sagte Rubal Gallager mit einem etwas grimmigen Ton in der Stimme. »Zweifellos gibt es viele, die dich tot sehen wollen – aber es gibt auch genügend viele, die andere Ansichten vertreten.«
    Sklar Hast dachte einen Moment lang nach, dann schüttelte er unschlüssig den Kopf. »Ich weiß kaum, was ich sagen soll. Zwölf Generationen lang haben wir in äußerster Harmonie gelebt … Wir verachten Menschen, die gegen andere die Hand erheben … Muß ausgerechnet ich zum Angelpunkt einer Auseinandersetzung werden? Soll es so kommen, daß der Name Sklar Hast den kommenden Generationen als abschreckendes Beispiel für einen Menschen eingebleut wird, der Zwist und Streitigkeiten auf die Plattformen brachte?«
    Rubal Gallager schenkte ihm einen amüsiert-fragenden Blick. »Ich habe gar nicht gewußt, daß du auch philosophieren kannst.«
    »Es ist nicht gerade eine Tätigkeit, die mir Freude bereitet«, erwiderte Sklar Hast. »Aber ich gewinne mehr und mehr den Eindruck, daß mich etwas zwingt, mich mit solchen Dingen zu beschäftigen.«
    Er warf einen Blick auf die Erfrischungsbude, an der Meril Rohan auf einer Bank Platz genommen hatte und sich mit einem Mann unterhielt, den er nicht kannte. Der Fremde war dürr; ein junger Mann mit einem hellen, scharfkantigen Gesicht und nervöser Gestik. Er trug weder Zunft- noch Abkunftsembleme, aber anhand der grünen Paspelierung am Hals seiner Bluse erkannte Sklar Hast, daß er von Sankston stammen mußte.
    Phyral Berwicks Rückkehr auf die Rednertribüne riß Sklar Hast aus seinen Gedanken.
    »Wir werden nun unsere Beratungen fortsetzen, und ich hoffe, daß alle, die von nun an sprechen, sich jeglicher gefühlsmäßigen Äußerung enthalten werden. Dies hier ist eine Versammlung vernunftbegabter und der Selbstkontrolle fähiger Wesen und kein fanatisierter Mob. Ich möchte, daß ihr alle daran denkt. Sollte irgend jemand die Absicht haben, andere Menschen in pöbelhafter Manier

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