Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der azurne Planet

Der azurne Planet

Titel: Der azurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
Vom Netzwerk:
solchen Umständen würde man nichts zustande bringen. Und dann säßen wir in der Tinte!«
    Meril Rohan spielte unruhig mit ihren Fingern. Schließlich meinte sie: »Na gut, das sehe ich ein. Deine Äußerung deckt sich übrigens mit einer Feststellung von Lester McManus. Ich weiß nicht mehr genau, wie die betreffende Stelle lautet, aber er sagt, da wir Menschen seien, sei es auch unser Bestreben, uns zu vervollkommnen. Wir wollen, daß nicht der geringste Schatten auf unser Handeln fällt, und neigen dazu, Aspekte, die dies am Rande tun, zu negativ zu bewerten.«
    »Leider«, sagte Sklar Hast, »gibt es nur sehr wenige Handlungsweisen, die absolut moralisch sind. Am wenigsten lädt man sich Unmoral natürlich dann auf den Hals, wenn man sich völlig passiv verhält – aber damit könnte ich mich nicht abfinden. Möglicherweise existiert so etwas wie einwandfrei moralisches Handeln überhaupt nicht. Je entschiedener und energischer wir ein Problem anpacken, desto geringer wird die Chance, daß wir es moralisch einwandfrei erledigen.«
    Meril Rohan reagierte amüsiert. »Das wiederum hört sich wie das nach James Brunet benannte Prinzip der Unsicher heit an, dessen Bedeutung mir noch nicht klar geworden ist … Es kann sein, daß du recht hast – von deinem Standpunkt aus gesehen. Aber vom Standpunkt Semm Voidervegs aus gesehen stimmt das sicher nicht.«
    »Es stimmt ebensowenig vom Standpunkt König Krakons aus.«
    Meril nickte. Ein feines Lächeln überschattete ihre Züge, und Sklar Hast fragte sich, wie er je auf die Idee gekommen war, die anderen Mädchen der Plattform zu prüfen, wo doch einwandfrei feststand, daß sie diejenige war, die er haben wollte. Er musterte sie einen Moment lang eingehend und stellte sich die Frage, worin eigentlich Merils Charme lag. Obwohl ihre Figur unzweifelhaft weiblich war, war sie nicht gerade aufregend. Er hatte hübschere Gesichter gesehen, aber das mit kaum sichtbaren Unregelmäßigkeiten ausgestattete Antlitz Merils, das mehr Schönheit und Ausdruckskraft aufzuweisen hatte, als man auf den ersten Blick vermutete, faszinierte ihn einfach.
    Jetzt warf sie einen nachdenklichen Blick nach Osten und schaute über das Wasser, wo die Linie der Plattformen zu sehen war, die sich bis an den Horizont dahinzog: Thrasneck, Bickle, Sumber, Edelrebe, Grünlicht, Fleurnoy, Aumerge, Quincunx und Fee. Sie schienen sich bis in die Unendlichkeit dahinzuziehen und verschmolzen mit dem hellen Blau des Horizonts. Die entferntesten von ihnen waren kaum mehr als graue Flecke auf dem dunklen Blau des Ozeans. Und über allen türmte sich eine mächtige weiße Wolke aus.
    Als würde Sklar Hast den Angelpunkt ihrer Gedanken spüren, holte er tief Luft. »Ja … es ist eine wunderschöne Welt. Wenn es nur nicht König Krakon gäbe.«
    Meril wandte sich impulsiv zu ihm um und nahm seinen Arm. »Es gibt noch andere Plattformen, sowohl im Osten als auch im Westen. Warum gehen wir nicht fort von hier und vergessen König Krakon?«
    Sklar Hast schüttelte finster den Kopf. »Er würde uns nicht gehen lassen.«
    »Wir könnten warten, bis wir sicher sind, daß er sich im fernen Westen aufhält. Wenn er in der Nähe von Almack oder Sciona ist, könnten wir ostwärts segeln. Er würde es nie bemerken.«
    »Das könnten wir natürlich tun – und König Krakon damit das Feld überlassen. Glaubst du, die Ersten hätten an unserer Stelle genauso gehandelt?«
    Meril dachte nach. »Ich weiß nicht … Immerhin sind sie auch vor den Tyrannen geflohen und nie zurückgekehrt, um sie zu bekämpfen.«
    »Sie hatten keine Wahl! Das Weltraumschiff ist im Ozean versunken.«
    Meril schüttelte den Kopf. »Sie hatten gar nicht die Absicht, irgend jemanden anzugreifen, und waren froh, daß ihnen die Flucht geglückt war … Ehrlich gesagt, in den Aufzeichnungen stehen Dinge, die mich verwirren. Sie wimmeln geradezu von Andeutungen, aus denen ich nicht schlau werde, ganz besonders, was die Tyrannen angeht.«
    Sklar Hast nahm das zu den Aufzeichnungen Merils gehörende Wörterverzeichnis in die Hand und öffnete es. Da er an die Signalsymbole gewöhnt war, bereitete es ihm ziemliche Schwierigkeiten, die Wörter zu buchstabieren, aber schließlich fand er den Eintrag »Krakon«.
    Meril, die bemerkte, auf welchen Abschnitt er sich konzentrierte, sagte: »Dieser Abschnitt ist nicht sonderlich ausführlich.« Sie glitt mit dem Finger über die Eintragungen und öffnete andere Bände.
    »Dies hier hat Eleanor Morse geschrieben:

Weitere Kostenlose Bücher