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Der azurne Planet

Der azurne Planet

Titel: Der azurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Versammlung … einberufen … um … Maßnahmen … gegen … die … täglich … hochmütiger … werdenden … Rebellen … zu … beschließen.«

 
     
14
     
     
    Sechs Tage später erstattete Henry Bastaff der Ratsversammlung von Neuheim Bericht.
    »Unsere Ankunft war ungewiß, da unsere ursprünglich eingeschlagene Richtung sich als falsch erwies und unser Kurs uns mehrere Kilometer von der alten Heimat abtrieb. Beim nächsten Mal sollten wir darauf achten, uns weiter nördlich zu halten, um leichter landen zu können. Offenbar hatte Barquan Blasdels Boot mit den gleichen Problemen zu kämpfen, denn es erreichte Grünlicht erst etwa zu der Zeit, als wir uns schon auf Apprise befanden. Es kann aber auch sein, daß er sich mit seinen Leuten zunächst einmal auf eine von unseren hiesigen Plattformen zurückgezogen hatte, um abzuwarten, bis die Luft rein war. Als die Nachricht von seiner Ankunft verbreitet wurde, saß ich gerade bei der alten Taverne. Es gab natürlich eine starke Erregung, aber die Leute machten auf mich einen eher neugierigen als rachsüchtigen Eindruck. Niemand redete über König Krakon, allerdings konnte ich einmal die verhalten geäußerte Bemerkung aufschnappen, daß man die Rebellen willkommen heißen würde, wenn sie nur ein paar der kleineren Krakons erschlügen. Am folgenden Tag berief man eine Versammlung ein. Da daran auch die Leute von Almack teilnahmen, hielt ich es für das beste, wenn Maible und Barway in ihrem Versteck blieben.
    Ich malte mir das Gesicht mit Hochstaplerfarbe an, rasierte meine Augenbrauen, kämmte mir das Haar in die Stirn und versteckte mein Gesicht unter einer Kapuze. Obwohl ich sicherlich den ungewöhnlichsten Hochstapler aller Zeiten darstellte – und teilweise wie ein Klöpper oder Achtgroschenjunge aussah –, erkannte mich nicht einmal mein Onkel Fodor, mit dem ich einen Blick wechselte. Er hat mich kein zweites Mal angesehen.
    Die Versammlung dauerte ziemlich lange, es ging auf ihr heiß her. Blasdel nahm seine Stellung als Fürbitter von Apprise auf der Stelle wieder ein. Nach meiner Meinung war Vrink Smathe, sein Nachfolger, nicht sonderlich erfreut über Blasdels Rückkehr. Er saß drei Reihen hinter mir und folgte Blasdels Äußerungen mit wütenden Blicken. Man hatte ihm alle zeremoniellen Gegenstände wieder weggenommen. Blasdel, der überhaupt das große Wort führte und beinahe ununterbrochen sprach, verlangte mit allem Ernst eine Strafexpedition. Er nannte uns Bilderstürmer, Ungeheuer und bezeichnete uns als den Abschaum der Menschheit, den zu vernichten sich alle rechtschaffenen Menschen zum Ziel machen müßten.
    Ein paar Leute ließen sich durch diese Worte natürlich hochbringen, aber das waren hauptsächlich jene, die ich zur untersten Schicht zählen würde: Leute mit geringem Prestige, ohne Ausbildung und Wissen; jene, die einfach neidisch auf Fähigkeiten sind, die sie selbst nicht besitzen.
    Aber es waren nur wenige. Grundsätzlich kann man sagen, daß Blasdel nur lauwarme Aufmerksamkeit erntete. Niemand, der eine wichtige Position einnimmt, zeigte Begeisterung für sein Vorhaben. Die neuen Fürbitter waren am wenigsten enthusiastisch. Kein Wunder, denn für sie haben sich mit der Rückkehr von Blasdel und den anderen die Dinge am grundlegendsten geändert.
    Als Blasdel sah, daß er mit seinen Tiraden bei den Leuten nicht auf breite Sympathie stieß, verlor er beinahe die Beherrschung, was in seinem Fall wirklich eine Seltenheit ist. Er bezeichnete diejenigen, die unentschlossen waren, als Feiglinge und Verräter und brachte damit natürlich eine Menge Leute gegen sich auf. Jeder kennt zum Beispiel das Temperament von Emacho Feroxibus, dem Sippenältesten der Fassadenkletterer von Quatrefoil. Er ist zwar ein sturer Anhänger der alten Lebensweise, aber kein Schwachkopf. Er fuhr Blasdel ziemlich unwirsch an und forderte ihn auf, mit einer weniger giftigen Zunge zu reden. ›Niemand bezweifelt deinen Fanatismus‹, sagte er ›aber du solltest ihn besser konstruktiven Zwecken zuwenden! Was kann es uns schon einbringen, wenn wir diese Leute umbringen? Sie sind gegangen; wir sind sie los. Nun können wir uns wieder unseren geliebten alten Traditionen zuwenden, denn nun gibt es keine Abtrünnigen mehr, die uns ins Wort fallen! Ich habe jedenfalls keine Lust mehr, mir diese Hetztiraden weiter anzuhören!‹
    Ich muß allerdings zugestehen, daß Barquan Blasdel sich davon nicht einschüchtern ließ. Er sagte: ›Es ist sehr einfach, sich

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