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Der Ball spielende Hund

Der Ball spielende Hund

Titel: Der Ball spielende Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Aufgabe, weil sie sich in so verschiedenen Formen, akut, subakut, nervös oder chronisch äußern. Erbrechen und Bauchschmerzen fehlen oft ganz; der Betreffende fällt manchmal einfach um und ist bald danach tot; ein andermal wieder treten narkotische Zustände und Lähmungserscheinungen auf. Die Symptome variieren von Fall zu Fall.»
    «Eh bien», fragte Poirot, «was ist Ihre Meinung, wenn Sie alles berücksichtigen?»
    Der Arzt überlegte eine Weile, dann antwortete er langsam:
    «Wenn ich alles berücksichtige und unvoreingenommen urteile, bin ich der Ansicht, dass keine Form von Arsenvergiftung mit Miss Arundells Symptomen übereinstimmt. Ich bin völlig überzeugt, dass sie an Leberatrophie starb. Ich habe sie, wie Sie wissen werden, jahrelang behandelt, und sie hatte wiederholt Anfälle ähnlich dem, an welchem sie starb. Das ist meine wohl erwogene Ansicht, Monsieur Poirot.»
    Dabei blieb es. Es wirkte ein wenig dürftig, als Poirot halb entschuldigend das Päckchen Leberkapseln aus der Tasche zog. «Miss Arundell nahm diese Kapseln, nicht wahr? Sie sind harmlos, wie?»
    «Die? Ganz unschädlich. Aloe – Podophyllin – alles mild und unschädlich. Sie nahm das Zeug gern, und ich hatte nichts dagegen.»
    «Sie verschrieben ihr gleichfalls gewisse Präparate?»
    «Ja – Leberpillen, nach dem Essen zu nehmen. Ganz schwache.» Er zwinkerte Poirot zu. «Sie hätte eine Schachtel voll schlucken können, ohne dass es ihr schadete. Ich pflege meine Patienten nicht zu vergiften, Monsieur Poirot.»
    Dr. Grainger stand auf, schüttelte uns die Hand und ging.
    Poirot öffnete das Päckchen. Es enthielt durchscheinende Kapseln, zu drei Vierteln mit einem dunkelbraunen Pulver gefüllt.
    «Sie sehen aus wie ein Mittel gegen Seekrankheit, das ich einmal nahm», bemerkte er.
    Er öffnete eine Kapsel und kostete den Inhalt vorsichtig mit der Zungenspitze. Dann schnitt er ein Gesicht.
    «Alles scheint ganz harmlos», sagte ich gähnend. «Doktor Barrows Kapseln, Doktor Graingers Pillen. Und Doktor Grainger ist anscheinend entschieden gegen die Arsen-Theorie. Sind Sie jetzt überzeugt, Poirot? Oder glauben Sie – trotz allem, was der Apotheker, die Pflegerin und der Arzt sagten – noch immer daran, dass Miss Arundell ermordet wurde?»
    Ruhig antwortete Poirot: «Ja. Daran glaube ich noch immer. Mehr noch: Ich bin fest überzeugt, Hastings.»
    «Es gibt nur eine Möglichkeit, es zu beweisen: Exhumierung.»
    Poirot nickte, und ich fragte: «Ist das der nächste Schritt?»
    «Mein Freund, ich muss vorsichtig zu Werk gehen.»
    «Warum?»
    «Weil», er dämpfte die Stimme, «weil ich eine zweite Katastrophe befürchte.»
    «Sie meinen –?»
    «Ich hege Befürchtungen, Hastings. Lassen wir es dabei!»

22
     
    Am nächsten Morgen kam ein Brief; er war in kraftloser, unsicherer, stark ansteigender Schrift geschrieben.
     
    «Geehrter Monsieur Poirot!
    Ich habe von Ellen gehört, dass Sie gestern in Littlegreen House waren. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich heute im Laufe des Tages besuchen würden.
    Hochachtungsvoll
    Wilhelmina Lawson.»
     
    «Sie ist in Basing!», sagte ich. «Wozu?»
    Poirot lächelte. «Ich glaube nicht, dass es einen besonderen Grund hat. Littlegreen House gehört eben ihr.»
    «Ja, das ist natürlich wahr. Sehen Sie, Poirot, das ist das Schlimmste an unserem Beruf. Jede Kleinigkeit lässt sich auf zweideutige Weise auslegen.»
    «Sie sind aber durch mein Motto ‹jeder ist verdächtig› geprägt.»
    «Gilt dieses Motto hier auch?»
    «Nein, jetzt hat sich die Sache vereinfacht. Ich habe nur gegen eine einzige Person Verdacht.»
    «Gegen wen?»
    «Da es vorläufig noch ein unbewiesener Verdacht ist, muss ich es Ihnen überlassen, Hastings, Ihre eigenen Schlüsse zu ziehen. Lassen Sie auch die psychologische Seite nicht unberücksichtigt, sie ist wichtig. Die Art und Weise des Mordes lässt auf den Charakter des Mörders schließen und ist ein wichtiger Anhaltspunkt.»
    «Ich kann nicht Betrachtungen über den Charakter des Mörders anstellen, wenn ich nicht weiß, wer der Mörder ist.»
    «Sie haben nicht richtig zugehört. Wenn Sie über die Art und Weise des Mordes nachdenken, dann werden Sie erkennen, wer der Mörder ist!»
    «Wissen Sie es wirklich, Poirot?», fragte ich neugierig.
    «Ich kann nicht sagen, dass ich es weiß, bevor ich die Beweise habe. Deshalb möchte ich jetzt nicht deutlicher werden. Aber ich bin ganz überzeugt, mein Freund, ganz überzeugt.»
    «Poirot», lachte ich, «geben

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