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Der Ball spielende Hund

Der Ball spielende Hund

Titel: Der Ball spielende Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Ursache war eine dunkle Schnur, die etwa dreißig Zentimeter über dem Boden vor der ersten Stufe gespannt war.»
    «Aber – ein Hund kann doch nicht – »
    «Natürlich nicht. So klug ist er nicht und auch nicht so schlecht… Ein Mensch hat diese Schnur gespannt…»
    Miss Lawson war totenblass geworden. Sie hob zitternd die Hand zur Stirn. «Oh, Mr Poirot – das kann ich nicht glauben – das wäre ja furchtbar! Sie meinen, es geschah mit Absicht?»
    «Ja. Mit Absicht.»
    «Um Gottes willen! Das ist doch fast – Mord!»
    «Wenn es gelungen wäre, Miss Lawson, dann wäre es Mord gewesen. Und nun bitte ich Sie, mir eine Frage zu beantworten! Der Nagel, an dem die Schnur befestigt war, wurde mit Fußbodenlack überstrichen, damit man ihn nicht sah – erinnern Sie sich, einen unerklärlichen Geruch nach Lack bemerkt zu haben?»
    Miss Lawson stieß einen leisen Schrei aus. «Oh, es ist kaum zu glauben, dass Sie darauf kommen! Natürlich! Und ich hätte mir nicht träumen lassen – wer hätte denn auch so etwas vermutet? Aber es kam mir damals gleich sonderbar vor.»
    «Sie können uns also weiterhelfen, Mademoiselle? Bitte, erzählen Sie!»
    Miss Lawson fuhr sich über die Stirn. «Wann war das nur – zu Ostern jedenfalls, als wir die vielen Gäste hatten – nicht am Sonntag, nein – auch nicht Dienstag, da hatten wir Doktor Donaldson zum Dinner. Mittwoch fuhren alle weg. Nein, es war Montag! Ich konnte nicht einschlafen – wir hatten kalten Braten zum Essen gehabt, und es reichte gerade eben, und ich war besorgt, dass Miss Arundell deswegen böse sei. Wissen Sie, ich hatte Samstag das Fleisch bestellt – ich hätte sieben Pfund bestellen sollen, nicht fünf – aber ich dachte mir, es würde reichen. Miss Arundell war immer ungehalten, wenn nicht genug da war – sie war so gastfreundlich – »
    Sie holte tief Atem und sprach hastig weiter. «Und deshalb lag ich wach und fragte mich, ob sie mich wohl am Morgen deswegen schelten würde – und es dauerte so lange, bis ich einschlief – und auf einmal wurde ich durch etwas geweckt ein Hämmern und Klappern. Ich setzte mich im Bett auf und – und schnupperte. Wissen Sie, ich fürchte mich immer so schrecklich, dass ein Brand ausbricht – oft werde ich zwei-, dreimal in der Nacht wach und bilde mir ein, Brandgeruch zu spüren. Aber es roch nicht nach Rauch oder dergleichen. Das riecht mehr wie Farbe oder Lack, sagte ich mir – aber woher käme denn mitten in der Nacht Farbgeruch? Es war jedoch immer deutlicher zu riechen, und ich setzte mich im Bett auf – und da sah ich sie im Spiegel – »
    «Wen?»
    «Im Spiegel, wissen Sie – ich ließ die Tür immer ein wenig offen, damit ich es hörte, wenn Miss Arundell rief, und ich sehen konnte, wenn sie aufstand und hinunterging. Das Flurlicht brannte immer die ganze Nacht. Daher sah ich sie auf der Treppe knien – Theresa, meine ich. Sie kniete etwa auf der dritten Stufe, den Kopf auf etwas gesenkt. Ich dachte mir: ‹Merkwürdig! Ist ihr vielleicht übel?›, und da stand sie auf und ging weg. Ich erklärte es mir so, dass sie ausgeglitten war oder sich gebückt hatte, um etwas aufzuheben. Natürlich habe ich dann das Ganze vergessen.»
    «Es muss das Einschlagen des Nagels gewesen sein, das Sie weckte», sagte Poirot in tiefen Gedanken.
    «Wahrscheinlich. Aber Mr Poirot, wie furchtbar! Ich hielt Theresa immer für ein wenig verrückt – aber das – das – »
    «War es bestimmt Theresa?»
    «Ganz bestimmt.»
    «Nicht etwa Mrs Tanios oder eine der Hausangestellten?»
    «Nein, es war Theresa.» Miss Lawson schüttelte den Kopf und murmelte: «O Gott, o Gott!»
    Poirot starrte sie mit unergründlichem Ausdruck an. «Gestatten Sie», sagte er plötzlich, «dass ich ein Experiment mache. Gehen wir hinauf und rekonstruieren wir den Vorfall!»
    «Rekonstruieren? Ich – ich weiß nicht – ich verstehe nicht – »
    «Ich werde es Ihnen zeigen», antwortete Poirot herrisch. Ein wenig verschreckt ging Miss Lawson uns voran.
    «Hoffentlich ist das Zimmer aufgeräumt – es gibt so viel zu tun – », plapperte sie.
    Das Zimmer war tatsächlich in einiger Unordnung; tausend Kleinigkeiten lagen umher. Offenbar hatte Miss Lawson die Schränke ausgeräumt. Mit ihrer gewohnten Fahrigkeit zeigte sie uns, wo sie sich befunden hatte, und Poirot vergewisserte sich, dass man im Wandspiegel in der Tat ein Stück der Treppe sehen konnte.
    «Und jetzt, Mademoiselle, haben Sie die Güte, hinauszugehen und die Bewegungen zu

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