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Der Ball spielende Hund

Der Ball spielende Hund

Titel: Der Ball spielende Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Aber wie kann gerade ich Ihnen da behilflich sein!»
    Dr. Tanios schien ein wenig verlegen zu sein. «Ich vermutete, dass meine Frau vielleicht mit irgendeinem Hirngespinst zu Ihnen kam – oder noch kommt. Sie wird vielleicht behaupten, dass ihr Gefahr von mir droht oder dergleichen.»
    «Aber warum kommt sie da gerade zu mir?»
    Der Grieche lächelte, ein bezauberndes Lächeln, liebenswürdig und zugleich etwas schüchtern. «Sie sind ein berühmter Detektiv. Ich sah sogleich, welch tiefen Eindruck die Begegnung mit Ihnen gestern auf meine Frau machte. Höchstwahrscheinlich wird sie Sie aufsuchen und – und sich Ihnen anvertrauen. Das ist bei solchen Nervenzuständen immer so! Der Betroffene neigt dazu, sich gegen seine Nächsten und Teuersten zu wenden.»
    «Sehr bedauerlich.»
    «Ja. Ich liebe meine Frau sehr.» Tiefe Zärtlichkeit schwang in seiner Stimme. «Ich muss immer daran denken, wie mutig es von ihr war, mich, einen Ausländer, zu heiraten, mir in ein fremdes Land zu folgen und ihre Freunde, ihre eigene Umgebung hinter sich zu lassen. Seit ein paar Tagen bin ich außer mir… Ich sehe nur einen Ausweg…»
    «Und der wäre?»
    «Völlige Ruhe und entsprechende psychiatrische Behandlung. Ich kenne ein erstklassiges Sanatorium in Norfolk. Dorthin möchte ich sie bringen. Ruhe und Distanz von der Außenwelt, das hat sie nötig. Ich bin überzeugt, wenn sie ein, zwei Monate dort bleibt und behandelt wird, überwindet sie die Krise.»
    «Ich verstehe», sagte Poirot sachlich, und der Tonfall ließ nicht erraten, welche Gefühle ihn dabei bewegten.
    Dr. Tanios warf ihm einen raschen Blick zu. «Ich wäre Ihnen daher dankbar, wenn Sie mich gleich verständigen wollten, falls sie zu Ihnen kommt.»
    «Selbstverständlich. Wohnen Sie noch im Durham Hotel?»
    «Ja. Ich fahre jetzt gleich wieder zurück.»
    «Ihre Frau ist nicht dort?»
    «Sie ging nach dem Frühstück weg, ohne mir zu sagen, wohin. Das hat sie noch nie getan.»
    «Und die Kinder?»
    «Die nahm sie mit.»
    Dr. Tanios stand auf. «Vielen Dank, Monsieur Poirot. Ich brauche Ihnen nicht erst zu sagen, dass Sie ihr keinen Glauben schenken sollen, wenn sie Ihnen fantastische Geschichten von Einschüchterung und Verfolgung erzählt. Die gehören leider zu ihrer Krankheit.»
    «Sehr traurig», meinte Poirot teilnahmsvoll.
    «Ja. Man weiß als Arzt, dass das ein bekanntes Symptom einer geistigen Störung ist, aber es kränkt einen doch, wenn ein Mensch, der einem so nahesteht, sich gegen einen wendet und die Liebe sich in Abneigung verwandelt.»
    Poirot reichte ihm die Hand. Als der Arzt sich der Tür näherte, fragte er: «Übrigens – haben Sie Ihrer Frau einmal Chloral verschrieben?»
    Dr. Tanios fuhr überrascht zurück. «Ich – nein – doch, es wäre möglich. Aber in letzter Zeit nicht. Sie scheint eine Abneigung gegen alle Schlafmittel bekommen zu haben.»
    «Ah! Wahrscheinlich, weil sie Ihnen nicht traut.»
    Der Arzt machte zornig ein paar Schritte auf Poirot zu. «Monsieur Poirot!»
    «Das gehört zur Krankheit», sagte Poirot verbindlich.
    Dr. Tanios blieb stehen. «Ja – ja, natürlich.»
    «Sie ist vermutlich höchst misstrauisch gegen alles, was Sie ihr zu essen und zu trinken geben. Verdächtigt sie Sie, dass Sie sie vergiften wollen?»
    «Sie haben vollkommen Recht. Kennen Sie solche Fälle?»
    «In meinem Beruf begegnen sie einem gelegentlich. Aber lassen Sie sich bitte nicht aufhalten. Möglicherweise erwartet sie Sie im Hotel!»
    «Hoffentlich. Ich bin schrecklich besorgt.» Er eilte davon.
    Poirot trat zum Fernsprecher. « Allô – allô – dort Durham Hotel? Kann ich Mrs Tanios sprechen? Was? T-a-n-i-o-s. Ja. Nein? So!»
    Er legte den Hörer auf. «Mrs Tanios verließ das Hotel am frühen Morgen. Um elf kam sie zurück, wartete in einem Taxi, bis ihr Gepäck heruntergebracht wurde, und fuhr damit weg.»
    «Weiß ihr Mann, dass sie ihr Gepäck mitnahm?»
    «Noch nicht, glaube ich.»
    «Wohin fuhr sie?»
    «Unmöglich, das zu sagen.»
    «Glauben Sie, dass sie zurückkommen wird?»
    «Vielleicht. Man kann es nicht wissen.»
    «Möglicherweise schreibt sie.»
    «Kann sein.»
    «Was können wir tun?»
    «Vorläufig gar nichts.» Poirot schüttelte bedrückt den Kopf. «Essen wir rasch und gehen wir dann zu Theresa Arundell!»
    «Sie glauben, dass sie wirklich die Frau auf der Treppe war?»
    «Auch das lässt sich unmöglich sagen. Eines steht fest – Miss Lawson kann ihr Gesicht nicht gesehen haben. Sie sah eine große Gestalt in

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