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Der Ball spielende Hund

Der Ball spielende Hund

Titel: Der Ball spielende Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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wiederholen, die Sie damals sahen.»
    «Mein Gott», murmelte Miss Lawson wieder und gehorchte. Poirot sah in den Spiegel.
    Dann trat er auf den Flur und fragte, welches Licht gebrannt habe.
    «Hier – das vor Miss Arundells Tür.»
    Er schraubte die Glühlampe aus und betrachtete sie. «Vierzig Watt. Ziemlich schwach.» Er ging zum Treppenabsatz zurück. «Verzeihen Sie, Mademoiselle, aber bei dieser Beleuchtung und diesen Schatten können Sie wohl kaum deutlich gesehen haben. Sind Sie ganz sicher, dass Sie Miss Arundell sahen und nicht etwa irgendeine Frau im Schlafrock?»
    Miss Lawson war entrüstet. «Mr Poirot! Ich weiß es ganz bestimmt. Ich kenne Theresa. Sie war es. Sie trug ihren dunklen Schlafrock und die große, glänzende Brosche mit den Initialen – die habe ich deutlich gesehen.»
    «Also kein Zweifel möglich? Sie sahen die Initialen?»
    «Ja. T A. Ich kenne die Brosche. Theresa trug sie oft. Ich könnte beschwören, dass es Theresa war – und ich werde es beschwören, wenn nötig!»
    Sie sagte das mit einer Festigkeit, die in keiner Weise zu ihrem üblichen Ton passte. Poirot sah sie an. Wieder lag ein sonderbarer Ausdruck in seinem Blick – distanziert, abschätzend und von unerklärlicher Endgültigkeit. «Sie würden es beschwören?», fragte er.
    «Wenn – wenn es nötig ist. Aber wird es – nötig sein?»
    Abermals warf Poirot ihr einen prüfenden Blick zu. «Das hängt vom Ergebnis der Exhumierung ab.»
    «Ex – Exhumierung?»
    Poirot stützte sie, denn Miss Lawson wäre vor Erregung fast die Treppe hinuntergefallen.
    «Wie – unangenehm! Die Familie wird sehr dagegen sein.»
    «Wahrscheinlich.»
    «Sie wird es nicht zulassen.»
    «Aber wenn ein Exhumierungsbefehl des Innenministeriums vorliegt – »
    «Wozu, Mr Poirot, wozu? Es ist doch nichts – nichts geschehen!»
    «Sie glauben nicht?»
    «Natürlich nicht. Es kann doch nicht sein! Ich meine, der Arzt und die Pflegerin und – und – »
    «Keine Aufregung!», sagte Poirot beruhigend.
    «Aber das muss mich aufregen! Die arme Miss Arundell! Und dabei war doch Theresa nicht einmal hier, als sie starb.»
    «Nein, sie fuhr an dem Montag weg, an dem Miss Arundell erkrankte, nicht wahr?»
    «Sehr frühzeitig. Sie sehen also, dass sie nichts damit zu schaffen haben konnte.»
    «Hoffen wir!», versetzte Poirot.
    «Mein Gott!», sagte Miss Lawson mit zusammengepressten Händen. «So etwas Fürchterliches habe ich noch nicht erlebt. Ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht.»
    Poirot warf einen Blick auf seine Uhr. «Wir müssen jetzt nach London zurück. Und Sie, Mademoiselle? Bleiben Sie noch länger hier?»
    «Nein – nein… Ich fahre auch noch heute zurück. Ich kam nur für einen Tag, um nach dem Rechten zu sehn.»
    «Ich verstehe. Auf Wiedersehen, Mademoiselle. Verzeihen Sie, wenn ich Ihnen einige Aufregung verursacht habe.»
    «Aufregung, Mr Poirot? Ich bin ganz krank! O mein Gott, wie schlecht die Welt ist – wie schlecht!»
    Poirot unterbrach ihr Jammern, indem er ihre Hand ergriff. «So ist es. Und sind Sie noch immer bereit, zu beschwören, dass Sie Montag Theresa Arundell auf der Treppe knien sahen?»
    «Ja, das kann ich beschwören.»
    «Auch, dass Sie bei der Séance einen Heiligenschein um Miss Arundells Kopf sahen?»
    Miss Lawson sperrte den Mund auf. «Oh, Mr Poirot, machen Sie keine Scherze über solche Sachen.»
    «Ich scherze nicht. Ich spreche in vollem Ernst.»
    Miss Lawson erwiderte voll Würde: «Es war ein Heiligenschein. Es war wie eine beginnende Materialisation. Ein Band aus leuchtendem Dunst. Ich glaube, es begann sich ein Gesicht zu formen.»
    «Höchst interessant. Au revoir, Miss Lawson. Bitte, behalten Sie das Ganze für sich.»
    «Oh, natürlich – natürlich. Nicht im Traum würde ich daran denken, es jemandem zu sagen…»
    Als wir Littlegreen House verließen, stand Miss Lawson mit ihrem Schafsgesicht auf der Türstufe und starrte uns nach.

23
     
    Kaum hatten wir das Haus verlassen, als sich Poirots Miene verwandelte. Er machte ein grimmiges, entschlossenes Gesicht. «Beeilen wir uns, Hastings! Wir müssen so schnell als möglich nach London.»
    «Bitte, Poirot, wen verdächtigen Sie?», fragte ich. «Sagen Sie’s mir! Glauben Sie, dass Theresa Arundell auf der Treppe war, oder nicht?»
    Er beantwortete meine Frage nicht. «Sagen Sie, Hastings – aber denken Sie nach, bevor Sie antworten –, fiel Ihnen auf, dass irgendetwas an der Aussage von Miss Lawson nicht stimmte?»
    «Wie meinen Sie das –

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