Der Bann Der Magie
Oase begleiten? Ja, Esaria, du darfst natürlich mitkommen. Aral«, wandte sie sich völlig anderen Tones an ihren Gemahl, »es bestehen keinerlei Bedenken. Reite du einstweilen schon nach Hause, wir kommen dann nach.«
Der Edle Shafralain bedachte seine Gemahlin mit einem langen Blick.
»Mylady«, sagte Strick nun ruhig, »ich habe bedauerlicherweise bereits andere Pläne.«
»Oh-h!« hauchte Esaria sichtlich enttäuscht. Strick wollte sich ganz offenbar nicht in Familienangelegenheiten verwickeln lassen und zog deshalb Diplomatie und Achtung gegenüber ihrem Vater vor.
Zum ersten Mal drehte Shafralain sich um und sah den Hünen flüchtig an. Es war keineswegs ein unfreundlicher Blick.
»Firaqa«, murmelte er und schaute wieder geradeaus. »Firaqa - oh. Kommen nicht Perlen von dort?«
»Ja.«
»Süßwasserperlen!« rief Expimilia. »Natürlich! Firaqanische Austernseelen!« Abrupt drehte sie sich wieder halb zu dem ruhigen Mann um. »Ihr seid nicht zufällig hier, um solche Prachtstücke zu verkaufen, oder?«
Shafralain schnaufte unwillig. Strick lächelte. »Nein, leider nicht, Mylady.«
Sie gelangten in die Stadt und wurden innerhalb von hundert Metern von zwei jungen Männern aufgehalten. Beide trugen ein Stoffband derselben Farbe um den Oberarm und waren zusätzlich zu Schwertern in Scheiden mit Armbrüsten bewaffnet.
»Willkommen in Freistatt! Ihr braucht hier Passierbänder. Wir können Euch fünf Stück für nur zwei Silberlinge überlassen.«
»Passierbänder!« schnaubte Shafralain ungehalten. »Eher werdet ihr niedergeritten! Seit wann benötigt der Edle Shafralain ein schmutziges Stück Stoff, um sich durch seinen eigenen Wohnort zu bewegen!«
Die Mienen der beiden jungen Männer verfinsterten sich bedrohlich. Der eine, der sich bisher ein wenig abseits gehalten hatte, machte unmißverständlich auf seine entsicherte Armbrust aufmerksam. Vorüberkommende taten so, als bemerkten sie die angespannte Lage nicht. Die meisten trugen Armbinden wie jene, welche die beiden jungen Männer angeboten hatten.
»Seit geraumer Zeit, Edler«, entgegnete der Wortführer. »Habt Ihr vergangenes Jahr die Stadt verlassen, als es hier ungemütlich zu werden begann? Ihr müßt wissen, daß Bürgersicherheit auf mehrere Schutztrupps aufgeteilt ist, und wir können eure Sicherheit nicht garantieren, wenn nicht jeder von euch eine dieser schönen Armbinden trägt.«
»Oh, ich finde sie wirklich recht hübsch«, warf Esaria ein.
Ihre Mutter sagte: »Wenn die Leute jetzt so was tragen, nun dann.«
Aber Shafralain war Shafralain. »Ihr droht uns, Bursche?«
»Hier ist ein Silberstück«, sagte eine ruhige Stimme. »Das müßte genügen. Sorgt dafür, daß diesen Leuten nichts zustößt, ob sie nun Eure Armbinden tragen oder nicht. Ich werde es jedenfalls.«
»Ich auch«, hörte sich Fulcris selbst überrascht sagen, während der junge Mann vor ihm die Hand hob, um Stricks Münze zu fangen.
Er begutachtete sie. »Hab' noch nie so eine gesehen! Was ist das darauf, ein Feuer? Woher ist sie?«
»Firaqa«, erklärte ihm Strick. »Nordwesten, hoch oben. Gehört nicht zu Ranke. Prägt eigene Münzen, mit dem Flammenzeichen. Kriegt schon was dafür; ist Silber.«
Gleich nach dem letzten Wort schnalzte er seinem Falben zu. Fulcris schluckte, folgte dann jedoch sogleich seinem Beispiel. Beide Pferde setzten sich in Bewegung, und die zwei Burschen traten links und rechts davon zur Seite. Der Wortführer streckte Strick ein paar Armbinden entgegen.
»War ein Vergnügen, mit Euch zu verhandeln«, versicherte er dem Hünen, als dieser die »Passierbänder« entgegennahm.
»Fulcris«, sagte Strick und reichte dem Karawanenwächter eine Armbinde. »Edler Shafralain?«
Der Edelmann blickte nicht einmal auf das Band. »Ich würde diesem Schnösel lieber den Arm abhacken, als diesen dreckigen Fetzen umzubinden!«
»Ich auch«, erwiderte Strick ruhig wie immer. »Aber hätten wir das versucht, würde der andere auf den Abzug gedrückt und einen von uns erschossen haben.«
»Dieses Bürschchen?! Er hätte nicht getroffen!«
»Vater-r. «
»Möglich«, sagte die ruhige Stimme hinter dem empörten Shafralain. »Und allein wären Fulcris und ich diese Chance eingegangen. Aber wir befinden uns in Gesellschaft eines Edelmanns dieser Stadt - und zweier Damen.«
Da blieb Shafralain nichts mehr zu erwidern, außer er wollte vorgeben, daß er der Bemerkung zu entnehmen glaubte, man halte ihn für einen Feigling. Entweder vermied er
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