Der Bann Der Magie
hell, als neige sie immer noch dazu, wie im Stimmbruch manchmal überzuschnappen.
»Ich kann es spiegelblank für Euch schleifen, wenn Ihr es offen zeigen wollt«, sagte sie. »Oder die Klinge dunkel lassen.« Sie hatte diese taktvolle Frage rasch gelernt, nachdem sie versehentlich ein paar potentielle Kunden vertrieben hatte, die für ihre Arbeit eine unauffällige Klinge benötigten. »Die Schneide wird in jedem Fall gleich scharf sein. Vier Kupfer.«
»Zwei.«
»Glaubt Ihr, Ihr hättet es mit einer Scherenschleiferin zu tun? Die Stiefsöhne brachten mir ihre Klingen, und des Prinzen Garde tut es immer noch. Euer Schwert wird einen Gedanken vom nächsten schneiden können, wenn ich damit fertig bin. Immer vorausgesetzt natürlich, daß Ihr Euch damit nicht an den Tischen im Einhorn vergeht.« Das sicherte ihr seine Aufmerksamkeit. Soviel hatte Mriga jedenfalls der Klinge entnehmen können, obwohl diese nicht sehr mitteilsam gewesen war. »Dreieinhalb, weil Ihr mir gefallt. Nicht weniger.«
Der junge Mann runzelte die Stirn. »Also gut«, sagte er schließlich. »Macht es dunkel. Wann kann ich es wiederhaben?«
»In einer halben Stunde. Nehmt inzwischen meines.« Sie händigte ihm ihre Leihklinge aus, ein Kurzschwert mit Parierstange aus brüniertem Stahl. »»Verliert es nicht«, warnte Mriga. »Sonst müßte ich Euch zeigen, was ich mit diesem machen kann.«
Der junge Mann zog den Kopf ein und tauchte in die dichter werdende Menge. Rahi sagte ausnahmsweise etwas, ohne zu brüllen, doch es ging in dem zunehmenden Geschrei der Händler unter, die Fische und Stoffe und Seife feilboten.
»Was?«
»Mußt du es je beweisen?« fragte er.
Mriga lächelte. Siveni, zu der so lange nicht mehr gebetet worden war, hatte einige Eigenschaften verloren. Und wie es der Zufall wollte, war eine davon - das Verständnis für alles mit Schneiden - in die Welt der Menschen entglitten und in die Person gelangt, die am besten damit umzugehen vermochte: in Mriga. »Nicht persönlich«, antwortete sie. »Das letzte Mal hat es die Klinge ganz allein getan. Sie hat plötzlich das Gleichgewicht verloren - ist der Hand der Diebin entglitten und hat sie - nun, wo auch immer - geschnitten. Das hat sich herumgesprochen. Deshalb ist es jetzt kein Problem mehr.«
Yark, der Walker, kam zum zweitenmal mit seinem Karren vorbei. Dieser Kübel schwappte über. »Letzte Gelegenheit!« sagte er.
»Töpfe!« brüllte Rahi neben Mriga. »Töpfe! Kauft Töpfe! Ihr, Madam! Sogar ein Fisch - verzeiht - sogar eine Beysiberin braucht einen Topf!«
Mriga verdrehte die Augen und begann das Kurzschwert zu wetzen.
Als Molin Fackelhalter bekanntgab, daß er die Mauer von Freistatt fertigbauen würde, war die Begeisterung über die Arbeitsstellen, die es dadurch geben würde, fast so laut wie Sturmbringers Feuerwerk gewesen war. Natürlich machte man sich auch in kleineren Kreisen darüber Gedanken, was der alte Fuchs wohl diesmal beabsichtigte. Einige wagten zu behaupten, daß sein plötzlicher Eifer im Namen des Reichs weniger damit zu tun hatte, Freistatt für die Kaiserlichen zu sichern, als vielmehr, es vor ihnen zu schützen. Eines gar nicht so fernen Tages, wenn Freistatts eigener Handel auf festen Füßen stand, wenn es genug eigenes Gold hatte und sich wieder sicher im Schutz seiner Götter fühlte - dann konnten die Tore geschlossen werden, und Molin und andere würden auf der Brustwehr stehen und dem Reich ins Gesicht lachen.
Natürlich wurden solche Mutmaßungen nur hinter verschlossenen Türen geflüstert. Jene, die ihre Meinung offener ausgesprochen hatten, waren nun ohne Zunge. Molin selbst kümmerte sich nicht um solche Kleinigkeiten; das taten seine Spitzel. Er selbst hatte viel zu viel zu tun. Ein neuer Gott mußte besänftigt, beim Verschwinden alter Götter nachgeholfen werden, und es galt, Kadakithis (und auf andere Weise) die Beysa im Zaum zu halten. Und dann war da die Mauer.
Allein die Planung bereitete schon genügend Ärger. Zuerst wurde wochenlang an den Plänen herumgeändert und die Änderungen wieder verworfen. Dann wurden die Steine bestellt, aus dem Steinbruch gehauen, Leute beauftragt, diese gewaltigen Lasten zu befördern, andere, die grobgehauenen Steine zur benötigten Größe zurechtzuschlagen. Man brauchte Aufseher, Steinmetze, Maurer, Zulieferer, Spitzel, um sicherzugehen, daß alles auch richtig getan wurde. Geld war glücklicherweise kein Problem, aber die Zeit, alles, was schiefgehen könnte, das beschäftigte
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