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Der Bann Der Magie

Der Bann Der Magie

Titel: Der Bann Der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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geklungen? Oder Wahnsinn? In Freistatt war es schwierig, den Unterschied zu erkennen. Vielleicht sollte er nachsehen, vielleicht. Nein. Seine Illusionen, der große Held zu sein, waren schon lange verflogen, sie hatten in jener Nacht aufgehört, die ihm die normale Sterblichkeit geraubt hatte.
    Er würde Cade helfen, wie er es immer tat. Anfangs, weil Cade ihn nur gebeten hatte, ihm beim Töten jener zu helfen, die es wirklich verdienten - schuldbeladene Unholde. Und dann, weil Cade seinen Fluch erkannt hatte und trotzdem keine Furcht zeigte, keinen Abscheu - eigentlich so gut wie überhaupt nichts.
    Wie könnte er Cade erklären, daß er Freistatt mochte. Hier gab es etwas, das seinen Fluch linderte. Seit er hierhergekommen war, hatte er nur zweimal töten müssen. Seit zwei Monaten lebte er bereits mit der ehemaligen Sklavin zusammen, und es war ihm gelungen, die Wahrheit vor ihr zu verbergen. Und beide Male hatte er Schurken getötet, die es wahrhaft verdient hatten. Ein leises Knurren kam aus Targs Kehle, als er sich an ihre Schreie und ihr Blut erinnerte. Mörder und Frauenschänder waren sie gewesen. Ja, sie hatten es verdient. Und wie sie es verdient hatten!
    Er hatte gehört, daß es hier einen Vampir gab. Ischade. Eine Vampirin, um genau zu sein. In all den Jahren, in denen er den Großen Krieg geführt hatte, war er nie einem echten Vampir begegnet und auch keinem echten Werwolf.
    Cade sah zu, wie die Sonne allmählich aufging und die Umrisse Freistatts sich scharf in ihrem Licht abhoben. Er langte über die Schultern und flocht sein langes Haar zum ilsigischen Kriegerzopf; etwas, das in Freistatt lange nicht mehr gesehen worden war; etwas, das Cade tun mußte. Er kehrte zurück, aber er würde es nicht ruhig und unauffällig tun. Er war zurück, und der Zopf war seine Weise, etwas klarzumachen: niemand und nichts würde ihn dazu bringen, sich zu beugen. Er war nicht mehr derselbe Junge, der vor so langer Zeit davongelaufen war, weil das Blut eines Kaufmanns an seinen Händen klebte, Blut, das er nicht hatte vergießen wollen. Doch eines war noch dasselbe. Er hatte die Stadt als Killer verlassen und kehrte als Killer zurück.
    Sanft streichelte er die Nase seines Pferdes und lächelte, als es versuchte, nach seinem neuen Zopf zu schnappen, dann schwang er sich geschmeidig in den Sattel und nahm sich einen Augenblick, um seine Waffen zurechtzurücken.
    Er war kein Krieger, nicht im üblichen Sinn des Wortes. Er kämpfte nicht in großen Schlachten, ritt nicht für Ehre und Ruhm. Er war genauso dazu bereit, im Dunkeln mit dem Messer zuzustechen oder mit der Würgeschnur zu erdrosseln, wie ein Schwert zu schwingen, doch das bedeutete nicht, daß er kein ernstzunehmender Schwertkämpfer war. Tatsächlich könnten nur die Besten es im Schwertkampf mit ihm aufnehmen, und noch weniger im Kampf ohne Waffen.
    Er hatte immer gewußt, daß er eines Tages zurückkommen würde, auch wenn er es sich bisher nie eingestanden hatte. Er hatte die Gaben Freistatts genommen und nun brachte er sie zurück.
    Mit einem Schenkeldruck lenkte er das Pferd zum Haupttor, der breiten Lücke in der halbfertigen Mauer. Aufrecht saß er im Sattel, im Einklang mit den Bewegungen des Pferdes. Seinen Umhang hatte er über die Schultern zurückgeworfen, damit die prächtige Rüstung nicht übersehen werden konnte. Sein Schwert allein war mehr wert, als die meisten Freistätter in ihrem ganzen Leben zusammenkratzen würden.
    Er lächelte. Es gefiel ihm, so zurückzukommen, mit seinem Reichtum und seinen Narben zu prangen. Die Narben überzogen seine Hände, verliefen kreuz und quer über seine Züge. Sein Gesicht war glatt barbiert; sein hartes Lächeln betonte das starke Kinn. Der gleichmäßige Paßgang seines Pferdes brachte ihn der Mauer näher.
    Sie ragte hoch über ihn, winkte ihn zu sich, auf den Weg in den Höllenrachen. Die anderen auf der Straße machten Platz für ihn. Sie wußten, wann das angebracht war. Vielleicht lag es an den angespannten Muskeln, die sie unter der Rüstung ahnten, vielleicht an den scharfen Waffen, die er bei sich führte. Vielleicht lag es auch an etwas anderem.
    Er war heimgekommen, heim nach Freistatt. Er ist Cade, und er ist hier, um die Gaben der Stadt zurückzubringen. Er ist Cade, und er reitet in die Hölle mit dem Tod als seinem einzigen Gefolgsmann.
    Sarah wanderte ziellos durch das Wohngemach. Hin und wieder berührte ihre Hand wie von selbst da eine Truhe, dort einen Wandbehang. Es steckte kein

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