Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)
muss aufbrechen und mein Volk warnen, bevor die Unari Gelegenheit haben, dort einen weiteren Tyrannisierer aufzubauen.«
»Sobald sie fort ist, will ich dieses verdammte Portal in die Luft sprengen, damit kein Auswelter jemals wieder hierherkommen kann!«, tobte Erik.
»Aber dieses Portal ist für uns überlebenswichtig«, entgegnete Rion und drückte Marisas Hand. Er verstand ihren Drang, sofort abreisen zu wollen, doch er wollte, dass das Portal geöffnet blieb. Nicht nur, damit er und Marisa wieder zueinanderfinden konnten. Ehro musste sich doch auch wieder in die galaktische Gemeinschaft einfügen. »Wir sollten das Portal um jeden Preis schützen.«
Erik sah zuerst Marisa und dann Rion böse an. »Du darfst nicht das Wohlergehen jedes einzelnen Bewohners dieses Planeten für sie aufs Spiel setzen. Es waren Ausweltler, die uns ruiniert haben. Wir sollten uns zu unserem eigenen Schutz von den anderen isolieren.«
»Wir brauchen dieses Portal, damit wir uns mit den anderen Welten verbünden können. Wir benötigen es zum Handel und um Hilfe für den Wiederaufbau zu bekommen. Bitte, tu das, worum ich dich gebeten habe«, sagte Rion eilig, da er jetzt unbedingt mit seinem Vater sprechen wollte. »Ich muss gehen.«
»Natürlich«, stimmte ihm Erik zu, kniff aber die Augen zusammen. Offenbar hatte er noch mehr sagen wollen, doch für den Augenblick gab er nach. »Ich werde deinen Befehl ausführen.«
»Marisa, komm mit.« Rion zog sie aus dem Zimmer und den Gang entlang.
Während des Gesprächs hatte sie kein Wort gesagt, aber sobald sie allein im Korridor waren, flüsterte sie: »Ich kann aber wirklich nicht länger hierbleiben.«
»Ich weiß. Aber du brauchst Beweise dafür, dass die Unari fremde Gesellschaften unterwandern, und vielleicht haben sie hier etwas zurückgelassen, womit du die Erde von der drohenden Gefahr überzeugen kannst.« Er senkte die Stimme. »Ich bezweifle, dass sie auf der Erde einen weiteren Tyrannisierer aufbauen werden – nicht ohne Merlins Stab.«
Sie seufzte. »Das Risiko darf ich nicht eingehen. Vielleicht haben sie ja noch andere Kraftquellen.«
»Dann ist es gut.« Rion schob seine Gefühle beiseite, als er Mendel erblickte. Er beauftragte den Mann, nach allem zu suchen, was Marisa als Beweis für eine geplante Invasion der Unari auf der Erde verwenden konnte. Rion wollte nicht darüber nachdenken, dass Marisa ihn verließ – jedenfalls noch nicht. Zuerst musste er mit seinem Vater sprechen.
Sie eilten den Gang entlang und an dem achteckigen Zimmer vorbei. In den leeren Büros hatten die Ärzte Behandlungszimmer für die Rebellen eingerichtet, die in der Schlacht verwundet worden waren. Bei den Drachenwandlern mussten sie zuerst den Schmutz jahrelanger Vernachlässigung entfernen, bevor sie die Wunden vernähen und die Knochen richten konnten.
Zögernd blieb Rion vor dem Zimmer stehen, in dem sich sein Vater erholte. Marisa hielt noch immer seine Hand fest. »Willst du, dass ich hier draußen warte?«
»Ich möchte viel eher, dass du ihn kennenlernst.« Er zog sie mit sich in das Zimmer.
Als Rion die schlimmen Wunden und die ausgemergelte Gestalt seines Vaters sah, musste er einen Aufschrei unterdrücken. Sein Vater war früher einmal so groß wie Rion selbst und auch genauso kräftig und widerstandsfähig gewesen. Aber das war nun vorbei. Er hatte kein Gramm überflüssiges Fleisch mehr an sich, seine Haut war trocken und fleckig. In den letzten drei Jahren schien er um dreißig Jahre gealtert zu sein.
»Vater …« Rions Stimme versagte vor Kummer.
Der König hob die Hand und winkte Rion zu sich heran. »Mein Sohn, ich hatte schon befürchtet, dich verloren zu haben.«
»Und ich … dich ebenso.« Rion blinzelte die Tränen fort und auch die Augen seines Vaters waren feucht. »Vater, dies hier ist Marisa Roarke. Sie kommt von der Erde. Ihre Fähigkeiten …«
»… haben uns geholfen, die Freiheit wiederzuerlangen. Der Göttin sei Dank.« Die Kraft seines Vaters mochte vielleicht versiegt sein, aber seinen scharfen grauen Augen entging nichts. »Ich danke dir, meine Liebe.« Er hustete und sank auf das Bett zurück.
Ein Arzt trat an seine Seite und hob ihm einen Becher mit Wasser an die Lippen. »Ihr dürft Euch nicht überanstrengen.«
»Ich bin kein Narr. Ich weiß, dass ich sterbe.« Sein Vater winkte den Mann weg. »Ich will ein letztes Mal mit meinem Sohn reden. Lass uns allein.«
Rion hatte nie verstanden, wie es sein Vater fertigbrachte, mit großer
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