Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)
gekommen? Rion ballte die Fäuste und wünschte, er könnte die Folterer wieder und wieder töten. »Wo ist er? Ich will ihn sehen.«
Marisa legte ihm die Hand auf die Schulter und strich dann über seinen Arm. Schon ihre reine Gegenwart gab ihm ein gewisses Maß an Trost.
»Die Ärzte haben den König in ihrer Obhut«, sagte Lex.
»Wie lautet die genaue Diagnose?«, wollte Rion wissen.
»Nicht gut. Es tut mir leid. Ich werde Euch unterrichten, sobald ich genauere Informationen habe.«
»Danke.« Rion dachte an bessere Tage. Während eines Besuches hier hatte ihn sein Vater einmal in die Luft geworfen und wieder aufgefangen. Rion erinnerte sich daran, wie sehr sein Vater gelacht hatte, als er seinem Sohn das Gleiterfliegen beigebracht hatte. Und wie seine Eltern in einem überraschenden Tanz durch das Zimmer gewirbelt waren und ihn am Ende darin einbezogen hatten.
Rion drückte Marisa an sich. Sie war immer für ihn da, unterstützte ihn, half ihm. Er wünschte, er hätte Zeit, ihre Beziehung in Ordnung zu bringen, doch er musste seine persönlichen Belange hintanstellen. In dieser kritischen Zeit brauchte ihn sein Volk an der Spitze der Rebellenbewegung. Sie mussten dafür sorgen, dass sie ganz Ehro aus der Hand der Unari befreiten – dass sie die Stämme vollkommen auslöschten, damit sie sich nicht wieder neu formieren konnten.
»Wie geht es mit der Rebellion voran?«, fragte Rion.
»Unser ganzes Volk befindet sich im Aufstand«, sagte Lex ruhig. »Diejenigen Unari, die noch nicht tot sind, ziehen sich im Augenblick zurück.«
Erik klopfte an die Tür und trat ein. »Rion, wir haben versucht, den Tyrannisierer zu zerstören, aber deine Eule hat uns plötzlich angegriffen.«
»Ihr habt Merlin doch nichts getan, oder?« Marisa schoss an Erik vorbei und eilte zu dem achteckigen Raum.
»Wir sind eher … vor ihr zurückgewichen«, sagte Erik zu Rion.
Lex, Rion und Erik folgten Marisa. Rion hatte sie gerade erreicht, als sie schlitternd zum Stillstand kam.
Der Tyrannisierer beherrschte den achteckigen Raum mit seinem goldenen, sich kräuselnden Glanz.
»Herr«, sagte einer der Rebellen, »der Vogel verteidigt die Maschine, als wäre sie seine Partnerin. Wir können nicht einmal ein Werkzeug in die Hand nehmen, ohne dass die Eule danach pickt.«
Marisa trat dicht hinter den Vogel. »Merlin, was ist denn los?«
Die Eule stieß einen hohen Schrei aus. Marisa sah Rion Hilfe suchend an. »Ich begreife ihn nicht.«
Rion schickte seine Männer fort. »Bitte, lasst uns ein wenig allein.«
Alle gingen hinaus, bis sich nur noch Marisa, Rion und Merlin in dem Zimmer befanden. Rion drehte sich um und sagte langsam: »Wenn du mich verstehst, fliege bitte dorthin.« Er zeigte auf das Fenster.
Merlin flog zum Fenster.
»Blinzle einmal für ein Ja.«
Merlin blinzelte einmal.
»Blinzle zweimal für ein Nein.«
Merlin blinzelte zweimal.
Rion umrundete den Tyrannisierer. »Ist diese Maschine wichtig?«
Merlin blinzelte einmal.
Marisa seufzte. »Ich wünschte, er könnte uns auch den Grund dafür nennen.«
»Ist der Tyrannisierer wichtig für dich?«, wollte Rion wissen.
Merlin blinzelte einmal und stieß wieder einen Schrei aus. Dann flog er hinunter, nahm einen Schraubenzieher in den Schnabel und ließ ihn vor Rions Füßen fallen.
Rion bückte sich und hob ihn auf. »Du willst einen Teil der Maschine haben? Gut. Sag mir einfach, an welchen du denkst.« Rion klopfte gegen die einzelnen Bestandteile. Jedes Mal antwortete Merlin mit einem Nein. Nach einigen Minuten des erfolglosen Anzeigens wischte sich Rion den Schweiß von der Stirn. Er hatte noch immer nicht das Teil gefunden, das Merlin bekommen wollte. »Mach dir keine Sorgen, mein Kleiner, ich gebe nicht auf.«
Merlin hüpfte auf die Maschine zu und hieb mit dem Schnabel auf ein bestimmtes Teil ein.
»Ist es das, was du haben willst?«
Merlin blinzelte nicht.
Marisa runzelte die Stirn. »Vielleicht will er, dass du dieses Teil entfernst, damit du an das herankommst, was er meint.«
Merlin stieß einen Schrei aus.
Rion lächelte. »Also gut, also gut.« Er entfernte drei Elemente von der Maschine, während Merlin schreiend herumflog und ihm so Anweisungen gab. Als Rion einen langen, mit Runen geschmückten Hebel berührte, schrie Merlin wieder, aber diesmal zustimmend.
Marisa hob die Brauen. »Das sieht aus wie … aber das kann ja nicht sein.«
»Was kann nicht sein?«
»Der Arthur-Legende zufolge besaß Merlin auf der Erde einen alten
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