Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)
Runenstab, den er zum Schutz seines Königs verwendet hat. Ich habe Abbildungen davon gesehen.«
Rion fuhr mit der Hand über den Stab, der noch immer in dem Tyrannisierer feststeckte. »Und ich habe diesen Stab einmal in einer meiner Visionen bemerkt. Die Stämme hatten sich zusammengeschlossen und ihn gestohlen.«
Als Rion den Stab aus der Maschine zog, hörte sie auf zu glühen, und die Luft schlug keine Wellen mehr.
»Dieser Stab war die Energiequelle«, sagte Marisa.
Rion legte ihn auf den Boden und trat zurück. Merlin hatte plötzlich ein Kristallstück im Schnabel – es war jenes, das er auf Tor gefunden hatte – und flog damit auf den Stab zu. In dem Augenblick, da die Eule den Stab berührte, verwandelte sie sich in einen Menschen.
Marisa keuchte auf.
»Merlin?«, fragte Rion.
»Unter diesem Namen war ich bekannt. Ich selbst bevorzuge allerdings den Namen Jordan.« Der Mann sprach mit tiefer, kehliger Stimme. Er war groß und dünn, hatte brennende blaue Augen und stand aufrecht da, ohne sich um seine Nacktheit zu kümmern. Er hob den Schlüssel auf und drückte ihn in eine Einkerbung des Stabes.
»Jordan, ich schulde dir großen Dank. Ohne dich und den Schlüssel, den du gefunden hast, hätten wir es nicht einmal bis hierhergeschafft. Meine Welt wäre jetzt nicht frei.« Rion trat einen Schritt nach vorn. »Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft du mir das Leben gerettet hast. Gibt es etwas, das wir für dich tun können?«
Jordan fuhr mit der Hand über den Stab und berührte nacheinander drei zusätzliche leere Aushöhlungen. »Ich muss noch die restlichen Schlüssel finden. Habt ihr Kenntnis von ihnen?«
»Ich fürchte nicht«, antwortete Rion.
»Sie wurden mir gestohlen.« Jordans Augen brannten. Er packte den Runenstab so fest, dass seine Fingerspitzen weiß wurden. »Aber ihr schuldet mir nichts. Ich habe euch das Leben gerettet, ihr aber habt mir ebenso das meine gerettet.«
Rion nickte.
»Ihr habt jetzt alles unter Kontrolle«, fuhr Jordan fort. »Lasst es nicht zu, dass die Unari jemals zurückkehren.«
»Das werden wir nicht.«
Bevor Rion noch ein weiteres Wort sagen konnte, klopfte Jordan mit dem Stab auf den Boden. Und verschwand.
Mit großen Augen durchquerte Marisa den Raum. »Wo ist er?«
»Ich habe keine Ahnung, aber ich bin mir seltsamerweise sicher, dass wir ihn nicht zum letzten Mal gesehen haben werden.«
Erik kam wieder herein; sein Gesicht hatte einen grimmigen Ausdruck angenommen. Er schluckte schwer. »Dein Vater hat inzwischen den Operationssaal verlassen können. König Hirt fragt nach dir.«
»Danke.« Rion war sicher, dass die Überbringung dieser Botschaft sehr schwer für Erik gewesen war, darum legte er die Hand auf die Schulter seines Vetters. Schließlich hatte Hirt Erik wie sein eigenes Kind aufgezogen. Doch obwohl Onkel und Neffe ein enges Blutsband einte, hatte sein Vater zuerst nach seinem Sohn gefragt.
Rion räusperte sich. »Wie geht es ihm?«
Erik weigerte sich, Rion in die Augen zu blicken. »Er ist in keinem guten Zustand. Wir sollten uns auf das Schlimmste gefasst machen. Vielleicht überlebt er nicht.«
Lex betrat den Raum. »Herr, alle Ehronier sind Eurem Plan gefolgt. Ohne Ausnahme haben sie sich erhoben und die Unari in einer weltweiten Revolte niedergemacht. Unsere eigenen Verluste sind zwar geringfügig, aber wir müssen viele schwache Flüchtlinge versorgen. Alle sind hungrig.«
Rion richtete sich auf. »Plündert die Vorratslager, die uns die Unari hinterlassen haben. Sorgt dafür, dass die Nahrung gerecht verteilt wird. Bringt so viele Menschen wie möglich in den Palast. Fangt mit den Alten, den Kindern und den Kranken an.« Rion streckte zwar Marisa die Hand entgegen, doch er sprach dabei Erik an. »Und sucht nach dem Gral. Sollte ich die Zeichen falsch gedeutet und die Unari ihn doch bereits hierhergeschleppt haben, dann müssen wir ihn schnell in Sicherheit bringen.«
»Einige Unari konnten durch das Portal fliehen«, berichtete Erik.
»Was?«, keuchte Marisa. »Ich dachte, das Portal funktioniere nicht.«
»Die Unari hatten es geschlossen, um die Ehronier am Entkommen zu hindern. Aber dann haben sie es für ihre eigene Flucht wieder geöffnet.«
»Wohin sind sie geflohen?«, fragte Rion.
Erik blickte finster drein und zögerte. Schließlich spuckte er die Antwort aus. »Auf die Erde. Die Koordinaten des Portals waren auf die Erde eingestellt.«
»Nein!«, rief Marisa und riss die Augen vor Entsetzen weit auf. »Ich
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