Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)
klang gezwungen; seine Worte sollten Rion einschüchtern.
Sie ergriff das Glas. Es war zwar keine großartige Waffe, aber mehr hatte Marisa nun einmal nicht.
»Aufgrund meiner Abstammung gehört der Thron mir.« Rion trat noch einen Schritt auf Erik zu.
»Mein Blut ist reiner als das deine. Ich bin durch und durch Ehronier, und du bist bloß ein Halbblut. Und jetzt willst du das königliche Blut noch weiter verdünnen, indem du eine Frau von einem anderen Planeten heiratest.«
»Eine Allianz mit der Erde wird uns stärken«, entgegnete Rion.
»Deine Mutter konnte es nicht ertragen, dich zu verlieren. Deshalb hat sie deinen Vater überredet, die Zukunft zu verändern. Auch das war ein fremder Eingriff in ehronische Angelegenheiten. Wäre sie nicht gewesen, hätte dein Vater überhaupt nicht geheiratet, und die Krone hätte mir gehört.« Eriks Tonfall wirkte gereizt. »Und jetzt stelle ich die rechtmäßige Ordnung wieder her.«
Was Erik sagte, ergab keinen Sinn. Selbst wenn Hirt keine toranische Frau geheiratet hätte, hätte er sich doch eine Gemahlin genommen. Erik wäre also niemals König geworden. Aber Marisa wollte gar nicht erst mit ihm streiten.
»Erik, du hast dein Leben aufs Spiel gesetzt, um das meine zu retten. Du kannst im Augenblick nicht folgerichtig denken …«
»Du Narr! Es war zwar vielleicht ein Fehler, die Unari hierher einzuladen …«
»Was?« Rions Blick bohrte sich in Eriks Augen hinein.
Erik zuckte mit den Schultern, hielt die Waffe aber weiter auf Rion gerichtet. »Die Unari haben versprochen, Ehro von allen Fremden zu befreien, damit ich endlich herrschen kann. Aber sie haben ihr Wort nicht gehalten«, murmelte er. »Ich habe mich wirklich gefreut, dass du bei deinem Fluchtversuch nicht gestorben und schließlich zurückgekehrt bist, um Chivalri von diesen Bastarden zu befreien. Alles hat sich gefügt. Hirt ist tot. Du wirst vor Trauer und Scham darüber, dass du Chivalri im Stich gelassen hast, als es dich am dringendsten brauchte, Selbstmord begehen. Wir werden eine dreifache Beerdigung haben. Zuerst töte ich diese fremde Frau …«
Rion sprang. Marisa warf das Glas, ließ sich zu Boden fallen und rollte davon.
Erik duckte sich unter dem Glas hinweg und feuerte.
Anstatt Eriks Kopf zu treffen, flog das Glas an seinem Ohr vorbei. Aber es spritzte ihm Wasser in die Augen, sodass er nicht mehr richtig zielen konnte.
Rion wirbelte unter Eriks Schuss herum, doch der Schwung trieb ihn weiter voran. Die beiden Männer kämpften um die Waffe, und Marisa kroch aus dem Weg.
Rion stieß einen Schmerzenslaut aus, und Marisa warf einen Blick über die Schulter. O Gott!
»Rion!« Blut klebte auf Rions Brust – so viel Blut, dass sie die Wunde nicht einmal sehen konnte. Blut durchtränkte auch seine Kleidung und tropfte auf Erik, während die beiden Männer auf dem Boden miteinander rangen und jeder die Waffe auf den anderen zu richten versuchte.
Vor Angst um Rion krampfte sich ihr der Magen zusammen. Sofort musste sie etwas unternehmen: Rion helfen.
»Wachen!«, schrie sie und betete, dass Rions Männer sie hörten.
Mit einer raschen, hinterhältigen Bewegung versuchte Erik, das Knie in Rions Gemächt zu rammen.
Rion drehte jedoch die Hüfte zur Seite und trug nur einen Streifhieb davon.
Als die Männer um die Waffe kämpften, rammten sie sich gegenseitig mit Ellbögen und Knien. Rion erhielt einen bösen Stoß in die Rippen und ächzte auf, dafür stieß er Erik das Knie in die Nieren. Erik kreischte zwar auf, hielt die Waffe aber fest. Er riss daran und hatte sie in der Hand.
Marisa sprang auf Eriks Rücken, legte ihm den Arm um die Kehle und würgte ihn. Eriks Finger krümmten sich um den Abzug. Sie riss ihn zurück, gerade als er schoss.
Rion drückte Eriks Arm hoch, und so ging der Schuss über seinen Kopf hinweg. Erik warf Marisa ab, als wenn sie nur ein lästiger Floh wäre. Sie taumelte, schlug gegen die Wand und stieß sich den Kopf.
Einen Moment lang verengte sich ihr Blickfeld. Im Raum wurde es schwarz, Sterne explodierten vor ihren Augen.
Obwohl sie nichts sehen konnte, zwang sie sich, wieder auf die schwankenden Beine zu kommen, und hielt sich dabei an der Wand fest, an der sich sogleich Blut von Marisas Hand verteilte. Es war aber nicht ihr eigenes Blut, sondern das von Rion. Als sie sich endlich zitternd aufgerichtet hatte, war ihr Blick wieder klarer. Rion hatte Eriks Waffe beiseite getreten, und nun schlitterte sie auf Marisa zu.
Sie bückte sich und
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