Der Barbar aus den Highlands
war.
Da der Hof mehr oder weniger verlassen war, richtete er den Blick auf den Stall und spürte, wie sich das Gefühl drohender Gefahr steigerte. Er drehte sich um und lächelte Cecily an. Wenn im Stall Gefahr lauerte, wollte er nicht, dass sie darin verwickelt wurde.
»Wartet hier«, sagte er. »Ich bringe Euch Euer Pferd.«
»Ich kann mein Pferd selbst satteln, Sir, und ich tue es auch sehr gern.«
»Es ist gut, wenn eine Dame so etwas kann, aber meine Mutter hat mir beigebracht, höflich zu sein und solche Dinge für Damen zu erledigen.«
Cecily lächelte und nickte. Es war ihr tatsächlich lieber, draußen in der warmen Sonne und in der frischen Luft zu warten, denn nach dem Tod des alten Stallmeisters vor drei Jahren war es mit der Sauberkeit im Stall stetig bergab gegangen.
Die ungewöhnliche Wärme dieses Tages genießend, fragte sie sich, warum sie sich eigentlich so rebellisch fühlte. Seit Sir Artans Ankunft verhielt sie sich ganz anders als sonst. Sie hatte gedacht, dass sie sich mit ihrer Hochzeit abgefunden hatte, doch offenbar war das nicht so. Wann immer sie einen Blick auf Sir Artan warf, drängte sie eine kleine Stimme in ihrem Kopf, zu tun, was sie wollte, und nicht, was sie sollte – nämlich nicht zu vergessen, dass sie bald mit Sir Fergus verheiratet sein würde.
Eine seltsame Folge dumpfer Geräusche aus dem Stall holte sie aus ihren düsteren Gedanken über ihre Zukunft als Lady Ogilvey. Stirnrunzelnd blickte Cecily auf die dunkle Stallöffnung, hinter der sie nichts erkennen konnte. Die Geräusche hatten geklungen, als ob Körper an etwas Hartem landeten – Geräusche, die sie zum Glück nicht oft zu hören bekam. Es hatte jedenfalls nicht wie das Satteln zweier Pferde geklungen. Unwillkürlich machte sie sich Sorgen um Sir Artans Sicherheit, auch wenn sie nicht wusste, welche Gefahren im Stall auf ihn lauern könnten. Sie trat ein wenig näher.
»Sir Artan?«, rief sie. »Braucht Ihr Hilfe?«
»Nay, Mädchen«, tönte es aus dem Stall. »Bleibt, wo Ihr seid, ich bin gleich da.«
Auch wenn er munter und unversehrt klang, wurde Cecily nicht ruhiger. Sie beschloss, noch ein Weilchen abzuwarten, und wenn er dann nicht auftauchte, zu ihm zu gehen. Den Blick auf das Tor geheftet, versuchte sie Mut zu fassen für den Fall, dass sie ihn brauchte.
Artan musterte die drei bewusstlosen Männer, die im Stall herumlagen, und schüttelte den Kopf. Zwei von ihnen erkannte er von der gestrigen Nacht. Sir Fergus hatte seine Versuche, ihn aus Dunburn zu vertreiben, offenbar noch nicht eingestellt. Während er die Pferde sattelte, beschloss er noch einmal, all seine Kraft darauf zu verwenden, die Geheimnisse in Dunburn aufzudecken und Cecily zu überreden, diesen Ort gemeinsam mit ihm zu verlassen. Falls ihm Sir Fergus immer mehr Männer auf den Hals hetzte, würde er ihn vielleicht doch noch zu einem unrühmlichen Rückzug zwingen.
Als er mit den Pferden auf Cecily zukam, begegnete er ihrem besorgten Blick mit einem lässigen Lächeln. Stirnrunzelnd musterte sie ihn von oben bis unten, blickte auf den Stall und dann wieder auf ihn. Offenkundig fragte sie sich, was die Geräusche zu bedeuten hatten, die sie soeben gehört hatte. Zum Glück wies er keine verräterischen Spuren eines Kampfes auf.
»Sollen wir los?«, fragte er.
»Was war das denn für ein Lärm?«, fragte sie, als er ihr in den Sattel ihrer Stute half.
»Was für ein Lärm?« Er stieg auf Thunderbolt und lenkte ihn zu den offenen Toren.
»Dumpfe Geräusche. Es klang, als würde ein Körper an der Wand landen.«
»Ein Körper, der an der Wand landet? Hört Ihr solche Geräusche öfter?«
Sie merkte, dass er versuchte, sie abzulenken, und ärgerte sich über das Grinsen in seinem hübschen Gesicht. »Nicht oft, doch oft genug, um zu wissen, wie so etwas klingt.«
»Vermutlich ganz ähnlich wie Thunderbolt, der in seiner Ungeduld, nach draußen zu kommen, seinem Verschlag einen Tritt versetzt hat«, meinte er und tätschelte den Nacken seines Pferdes mit einer stummen Entschuldigung, dass er das brave Tier so verunglimpfte.
Cecily stellte erschrocken fest, dass sie dieser Erklärung keinen Glauben schenkte. Sie konnte Anabel schon fast kreischen hören, dass eine Frau nie die Wahrheit dessen hinterfragen sollte, was ein Mann ihr sagte. Was nicht hieß, dass Männer die Wahrheit sagten, denn das taten sie nur sehr selten, fügte Anabel dann stets hinzu. Erschrocken war Cecily darüber, dass sie sich diesen kalten Rat offenbar
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