Der Barbar
versuchen.«
»Außerdem wird es in Atlantis leichter sein als in eurer Zeit«, erklärte Kara.
»Wieso?«
Sie lächelte Purdy zu. »Ich bezweifle, dass er sich in der Vergangenheit in einer Zeitblase aufhält. Das hatte er damals vor dem Untergang noch nicht nötig.«
Wenn man es so sah, dann stimmte alles. Anders konnten wir es auch nicht sehen, und als ich Purdy anblickte, da sah sie schon wieder etwas sicherer aus.
»Gut, John, lass uns in den sauren Apfel beißen.«
»Der Apfel befindet sich dort.« Ich deutete auf das Viereck, das von den Steinen eingerahmt wurde.
»Und was machen wir dort?«
»Lass dich überraschen. Jedenfalls tut es nicht weh.«
»Das ist tröstlich.«
An der Hand führte ich sie zu den Steinen hin.
***
Wir blieben dort stehen, wo sich die diagonal verlaufenden Linien kreuzten und einen Mittelpunkt bildeten. Das war der Ort, an dem die Magie ihre größte Wirkung entfaltete. Von diesem Punkt aus würde unsere Reise losgehen.
Wir standen uns gegenüber und hielten uns an den Händen fest. Purdy’s Lippen zuckten hin und wieder, aber sie hielt sich mit einem Kommentar zurück. Wahrscheinlich begriff sie noch nicht richtig, was hier überhaupt ablaufen würde. Es war auch schwer, denn es gab nichts, was auf das bevorstehende Ereignis hinwies. Keine Bewegungen, keine Laute, einfach nur die Stille.
Hinter mir hörte ich ein leises Rascheln. Es stammte nicht von einem Tier, das durch das Gras lief. Die Schöne aus dem Totenreich gesellte sich zu uns.
Sie legte ihre Hände auf unsere. Zu reden brauchte sie nicht, ich kannte den Vorgang dieser ungewöhnlichen Reise. Nur für Purdy Prentiss war er neu.
Nach einigen Sekunden sagte sie doch etwas und meinte damit Purdy. »Bitte, versuche es mit Konzentration. Du musst ruhig werden. Du musst abschalten. Gib dich voll und ganz diesen wunderbaren Kräften hin, denen du vertrauen kannst.«
»Das muss ich ja wohl.«
Kara sagte jetzt nichts mehr. Jedes weitere Wort hätte ihre Konzentration beeinträchtigt.
Der Barbar war eine Sache zwischen Purdy und mir. Kara würde sich nicht aktiv einmischen. Ebenso wenig wie Myxin. Beide gaben uns nur eine gewisse Hilfestellung, die auch sehr wichtig war. Ich fragte natürlich in mich hinein, wie ich mich fühlte, aber ich kam zu keinem richtigen Ergebnis. Es war eine gewisse Spannung vorhanden, doch keine Angst. Mehr eine Neugierde, denn ich wusste nicht, wo unsere Reise uns in Atlantis hinführen würde. Und ich hoffte darauf, dass wir von unseren Freunden auch wieder zurückgeholt wurden.
Der Druck der Hände blieb. Die Umgebung auch, aber sie veränderte sich. Etwas drang in dieses Gebiet hinein und erfasste auch die hohen Stelen. Jetzt war zu erkennen, warum die Flammenden Steine diesen Namen trugen. Eine dichte rote Farbe drang vom Boden her in sie hinein und stieg langsam höher. Sie füllte sie mit dieser Kraft aus, die dann von ihnen abgegeben wurde und auch uns erreichte. Die Linien auf dem Boden dunkelten ebenfalls ein. Sie erinnerten mich an rote Blutstreifen, und ich veränderte meinen Blickwinkel, weil ich mich um Purdy kümmern wollte.
Auch sie hatte sich nicht von der Stelle bewegt. Sie schaute mich an, ich blickte in ihr Gesicht. Ich sah die großen Augen, und ich merkte, dass sich die uns umgebende Realität allmählich zurückzog.
Da gab es Kräfte, die an uns zerrten. Sie drangen in uns ein. Ich löste mich auf, oder war es die Umgebung, die sich auflöste?
So genau wusste ich es nicht. Es war mir letztendlich auch egal, denn jetzt waren Purdy und ich voll und ganz in die magische Kraft der Steine geraten.
Für mich verwandelten sie sich in einen blutroten Teppich. Der Blick verschleierte. Etwas zerrte an meinem Körper, und das an den verschiedensten Stellen.
Ich war da und nicht mehr da.
Etwas brauste durch meine Ohren. Es gab keinen Kontakt mehr mit dem Erdboden. Ich war zusammen mit Purdy in eine unbegreifliche Maschinerie hineingeraten, die uns in die tiefe Vergangenheit führte. Ob dabei viel oder wenig Zeit verstrich, konnten wir nicht nach vollziehen. Die andere Kraft hielt uns gefangen – und spie uns wieder aus.
Wir waren da!
***
Meine Finger wurden hart zusammengequetscht, so sehr drückten die Hände der Purdy Prentiss gegen meine. Erst als ich die Arme bewegte, lösten sie sich.
»John...«
»Ich bin hier.«
Purdy musste nicht die Augen öffnen, um zu sehen, aber erst jetzt konnte sie wieder etwas erkennen, und sie sah mich.
»Du bist noch
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