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Der Barbar

Der Barbar

Titel: Der Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nach alten Steinen und Staub. Hier kam eine gewisse Feuchtigkeit dazu, die darauf hindeutete, dass sich in der Nähe Wasser befand oder zumindest ein Gebiet, in dem etwas wuchs.
    Ich machte Purdy auf den Geruch aufmerksam. Sie blieb stehen und schnüffelte.
    »Ja, du hast Recht. Und was bedeutet das?«
    »Dass wir zumindest ein Ziel haben. Ich gehe davon aus, dass es am Ende der Schlucht anders aussieht als am Beginn.«
    »Hoffentlich nicht zu schlimm.«
    »Abwarten.«
    Ich schaltete die Lampe aus. Es war hell genug. Hinzu kam noch, dass uns auch von vorn eine gewisse Helligkeit entgegenfloss. Sie besaß ihre Quelle dort, wo die Schlucht endete und wir nach wie vor nur einen schmalen Ausschnitt sahen.
    Mit jedem Schritt stieg unsere Spannung. Ich hatte bisher noch nichts gesehen, aber in einer völlig toten Gegend bewegten wir uns nicht. Das sagte mir einfach mein Gefühl.
    Organisches Leben kann sich auf vielfältige Art und Weise zeigen. Schon recht bald änderte sich die Beschaffenheit des Bodens. Er war nicht mehr so hart. Ich bückte mich und strich mit den Fingerspitzen über den Untergrund hinweg. Er war weich und recht feucht, fast wie eine dünne Moosschicht.
    Damals, als es gegen die blutige Bella gegangen und Eric La Salle gestorben war, hatten wir uns in einer ähnlichen Szenerie bewegt. Ebenfalls in der Einsamkeit eines längst versunkenen Kontinents, und wir hatten uns auch mit der Umwelt herumschlagen müssen. Hier war vieles gleich und trotzdem anders.
    Ich sah auch den Dunst!
    Er war typisch für diese Umgebung. In einer nebligen, dschungelähnlichen Welt hatte auch der Schwarze Tod gehaust, und aus den Verstecken waren seine fliegenden Skelette gestartet, um sich ihren Feinden zu stellen.
    Der Weg durch die Schlucht war nicht genau gerade geblieben. Er hatte sich ganz leicht gesenkt und lief schließlich auf dem Niveau der neuen Landschaft aus.
    Sie war das glatte Gegenteil von dem, was hinter uns lag. Aus den Wolken sickerte graues Licht und verteilte sich über ein Tal, das selbst in einem Kontinent wie diesem vergessen zu sein schien.
    Ein Tal oder eine Schüssel. Flach und trotzdem wellig, das sahen wir an den unterschiedlich hohen Bäumen. Hin und wieder ragten Felsstücke aus diesem dichten Bewuchs hervor. Manchmal zuckten Zweige oder Farbe unter leichten Böen eines warmen Windes.
    Wieder mussten wir schnuppern. Fäulnisgeruch hing in der Luft. Der Boden dieser Schüssel musste sehr feucht sein. Vielleicht sogar morastig, und wir würden uns beim Laufen schon in Acht nehmen müssen.
    Purdy stieß mich an. »Weißt du, an was mich das erinnert, John?«
    »Sag es.«
    »An eine Brutstätte. Hier kann wirklich jemand etwas ausbrüten. Egal, wer es ist.«
    »Nicht schlecht gedacht.«
    »Das ist ein riesiges Biotop.« Sie wies zur gegenüberliegenden Seite hin. »Schau mal dort genauer hin. Da gibt es keine hohen Felsen mehr. Da wuchert die Natur weiter oder hat andere überwuchert.«
    Das hatte Purdy sich nicht eingebildet. Das Gestein, das hinter uns eine hohe Wand bildete, sackte zu den Seiten hin ab, wurde immer flacher und war sehr bald von der Natur überwuchert worden.
    »Ist das die Welt des Barbaren, John? Hat er sich hier versteckt, um überleben zu können?«
    »Kann sein.«
    »Das ist nur ein Teil.«
    »Und der andere?«
    »Du hast geschossen, ihn getroffen und doch nicht erwischt. Das ist mein großes Problem, und ich weiß nicht, ob wir hier in der Gegend die Lösung finden.«
    Zu sehen war jedenfalls nichts. Es bewegte sich nichts in der Schüssel. Abgesehen von den mehr oder weniger großen Blättern an den Ästen und Zweigen, wenn der Wind mit ihnen spielte. Unter den grünen Dächern konnte sich alles Mögliche versteckt halten. Auch der Barbar.
    Beinahe vermisste ich schon das Singen seiner verdammten Kettensäge. Aber mir war noch immer keine Möglichkeit eingefallen, wie ich ihn stoppen sollte.
    Ich merkte, dass Purdy fror. Sie schüttelte sich dabei. Bevor ich eine Frage stellen konnte, sprach sie über den Grund. »Wenn ich mir vorstelle, dass ich hier mal gelebt habe und dazu noch als die Geliebte eines Barbaren, dann frage ich mich, wer ich damals wirklich gewesen bin.«
    »Ein Mensch. Eine Frau.«
    »Ich kann es kaum glauben.«
    Vor uns entstand eine Bewegung. Sie war sogar recht heftig, weil sich die Kronen gleich mehrerer Bäume bewegten. Lange mussten wir nicht warten. Was sich auf dem Boden versteckt gehalten hatte, stieg plötzlich in die Höhe.
    Schatten

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