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Der Baron und die widerspenstige Schöne

Der Baron und die widerspenstige Schöne

Titel: Der Baron und die widerspenstige Schöne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mallor
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hintersten Winkel ihres Gedächtnisses verbannt, in dem Bemühen, die einsamen Nächte, in denen sie sich in den Schlaf geweint hatte, zu vergessen. Mit einer einzigen Berührung aber hatte er die Erinnerung an diese Zeit wiederauferstehen lassen, hatte die Sehnsucht geweckt, die Leidenschaft und den qualvollen Schmerz, der sie schier zu verschlingen drohte, als sie feststellen musste, dass er fort war.
    Carlotta biss sich auf die Lippe. Sie wollte nicht länger an diese einsame Zeit denken, da sie befürchtete, ihr Kummer könne dadurch wieder wachsen und sie verzehren. Sie tat besser daran, sich auf ihre Wut zu konzentrieren. Er hatte sie schmählich belogen und ihr Vertrauen missbraucht, sie wollte ihn nun ebenso tief verletzen, wie er sie verletzt hatte. Allerdings musste sie sich noch überlegen, wie sie das am besten anstellen sollte. Einsilbig antwortete sie auf seine Versuche, ein Gespräch anzufangen, was ihr ein Stirnrunzeln von ihm eintrug. Als die Musik verklang, schlug er vor, den nächsten Tanz auszulassen und sich stattdessen auf einer Bank ein wenig zu erholen. Schweigend folgte sie ihm in eine stillere Ecke des Ballsaals. Nachdem sie Platz genommen hatten, sagte er lächelnd: „Du siehst gut aus, Carlotta. Ich erkenne dich kaum wieder.“
    Sie ließ ihren Fächer aufschnappen. „Nun, darüber kann ich nur froh sein, Mylord! Ich war ja ein solch naives, unbeholfenes Ding, als wir uns kennenlernten.“
    „Du warst bezaubernd.“
    Nun kam Carlotta ihre Zeit in Miss Curriers Akademie für höhere Töchter gut zupass. Sie entsann sich einer besonders reichen, besonders verwöhnten jungen Dame, deren Bekanntschaft sie dort gemacht hatte. Mit dem Ziel, ihn so schnell wie möglich zu vergraulen, ohne unhöflich werden zu müssen, ahmte sie nun das Gebaren jener jungen Dame nach und ließ ein albernes Kichern hören.
    „Ach, du liebe Güte“, erwiderte sie geziert. „Damals war ich ein unschuldiger, unerfahrener Backfisch. Gewiss hätte ich einen Fehler nach dem anderen begangen, doch zum Glück hat Lord Broxted, mein Onkel, mich genau zum richtigen Zeitpunkt zu sich geholt.“
    „Ist das deine ehrliche Ansicht?“
    „Oh, aber natürlich! Mir mangelte es ja völlig an Kultiviertheit und Manieren. Ich hätte niemals eine gute Partie machen können, aber nun, so sagt mein Onkel, kann ich mich dank seiner Unterstützung in den höchsten Adelskreisen nach einem passenden Gemahl umsehen.“ Himmel, dachte Carlotta, wie geschmacklos das klingt.
    „Aus diesem Grund weilst du also in der Stadt?“ Zweifelnd blickte er sie an.
    Carlotta zwang sich zu einem strahlenden Lächeln, obwohl sie sich innerlich völlig leer fühlte.
    „Natürlich. Ich muss für meine Zukunft vorsorgen, aber ich bin nicht in Eile. Ich kann mir Zeit lassen, bis ich einem Mann begegne, dessen Wesen und Vermögen mir zusagt.“ Sie legte die behandschuhte Hand auf seinen Arm. „Vergeben Sie mir, wenn ich so offen spreche, Mylord. Das tue ich nur, weil wir alte Freunde sind.“
    Mit bitterer Genugtuung beobachtete sie, wie er vor ihr zurückzuckte.
    Hölzern meinte er: „Vielleicht fragst du dich, warum ich dich nicht wie versprochen in Malberry aufgesucht habe.“
    Panik wallte in ihr auf. Sie konnte nicht zulassen, dass er diese immer noch nicht verheilte Wunde erneut aufriss. Bedächtig wedelte sie mit ihrem Fächer. Es ist zu spät für Erklärungen, der Schaden ist bereits angerichtet, sagte sie sich stumm. Lass ihn nicht merken, wie sehr er dich verletzt hat. „Ach, das hatte ich beinahe schon vergessen“, sagte sie bemüht fröhlich. „Als mein Onkel kam, um mich in seine Obhut zu nehmen, war meine Aufregung und Freude so groß, dass ich alles andere vergaß!“
    „Du willst dir in der Stadt also einen Gatten suchen.“
    Lächeln, Carlotta. Schenke ihm ein arrogantes, selbstzufriedenes, überlegenes Lächeln. Verweise ihn in seine Schranken. „Ja, in der Tat“, sagte sie. „Mein Onkel hat bereits mehrere passende Herren für mich im Sinn, die selbstverständlich alle außergewöhnlich wohlhabend sind.“
    Auf seiner Stirn bildete sich eine steile Falte. „Du hast dich sehr verändert, Carlotta.“
    Sie zuckte leicht mit den Schultern. „Ich denke lediglich praktisch und nüchtern, Mylord.“
    „Ich habe immer gedacht, Geld sei dir nicht so wichtig.“
    „Nun ja, nur ein Narr würde behaupten, dass Geld keine Rolle spielt. Ich weiß durchaus zu schätzen, welche Vorteile und Annehmlichkeiten Reichtum bringt, Mylord.

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