Der Baron und die widerspenstige Schöne
überwinden.
„Luke!“ Ich hatte schon geglaubt, dass du dich entschlossen hast, auf den Ausritt zu verzichten.“ James blickte ihn prüfend an. „Ist etwas vorgefallen? Du siehst ungewöhnlich grimmig aus. Geht es dir gut?“
„Mir geht es gut. Es ist nur, dass dringende Geschäfte mich zwingen, meinen Aufenthalt hier abzubrechen.“ Warum nicht? dachte er. Was hält mich denn jetzt noch hier? „Ich kam nur, um dich zu informieren.“
„Ja, willst du denn jetzt sofort in die Stadt reiten? Luke, so warte doch …“
Er galoppierte davon, ohne den verdutzten Rufen seines Bruders weitere Beachtung zu schenken, fest entschlossen, Malberry unverzüglich zu verlassen. Der Gedanke, ins Haus zurückzukehren, in dem Wissen, dass Carlotta für ihn nun für immer unerreichbar sein würde, war ihm unerträglich. Billy und seinem Diener würde er eine Nachricht schicken. Verflucht, er konnte gut eine Nacht ohne ihre Hilfe zurechtkommen.
Bald schon hatte er die Tore des Anwesens hinter sich gelassen und ritt ganz in seine düsteren Gedanken vertieft die Straße entlang, bis ungewohnt hektische Betriebsamkeit am Dorfrand seine Aufmerksamkeit gefangen nahm. Vor dem Haus der Durinis herrschte reges Treiben. Allerdings sah das Haus irgendwie anders aus. Wie ein Blitzschlag traf ihn unvermittelt die Erkenntnis, was anders war: Die eine Hälfte des Hauses war zur Ruine verbrannt.
12. KAPITEL
Das kann nicht wahr sein, ich träume. Der Gedanke kreiste wieder und wieder in Carlottas Kopf. Es war, als ob sich ihr Geist von ihrem Körper gelöst hatte, während Mr. Woollatt auf dem Axminster-Teppich vor ihr auf und ab tigerte, um ihr seine Lebensumstände darzulegen und ihr die Vorteile deutlich zu machen, die sie aus einer Ehe mit ihm ziehen würde. Carlotta fühlte sich wie betäubt. War das wahrhaftig sie, die ihm ihren Dank ausdrückte und behauptete, dass sie mit Freuden seinen freundlichen Antrag annehmen würde?
Kaum hatte sie die Worte geäußert, küsste Mr. Woollatt ihre Hand und erklärte, dass er der glücklichste aller Männer sei. Dann öffnete sich die Tür. Ihre Tante und ihr Onkel kamen herein. Lady Broxted lachte und weinte zur gleichen Zeit, und kurz darauf weinte auch Carlotta.
„Oh, Liebes, ich freue mich so für dich.“ Lady Broxted umarmte sie. „Und du trägst bereits einen Ring!“
Carlotta hob ihre linke Hand und schaute auf den großen glitzernden Diamanten an ihrem Finger. Er fühlte sich schwer an, wie eine Fessel, die sie unwiderruflich an ihr Schicksal kettete.
„Ja …“ Ein selbstzufriedener Ausdruck malte sich auf Mr. Woollatts Gesicht. „Ich weiß, wie viel diese kleinen Liebespfande den Damen bedeuten, also habe ich Vorkehrungen getroffen, den Ring mitzubringen.“
„Und er sitzt perfekt.“ Lady Broxted strahlte ihn an. „Wie klug und vorausschauend Sie doch sind, Sir.“
Wie zu erwarten, sollte die Verlobung nicht geheim gehalten werden. Lady Broxted wäre sogar am liebsten gleich mit den Verlobten ins Frühstückszimmer gestürmt, um sie von den anderen feiern zu lassen, hätte Mr. Woollatt nicht Einwände erhoben.
„Ich komme selbstverständlich kurz mit Ihnen, um die Glückwünsche anzunehmen. Danach aber müssen Sie mich bitte entschuldigen, Madam. Ich möchte gleich abreisen, um meine Mutter von der freudigen Kunde in Kenntnis zu setzen. Es ist keine Zeit zu verlieren, denn natürlich möchte ich ihr selbst davon berichten und verhindern, dass sie es von anderen erfährt. Zwar habe ich meine Absichten mit ihr besprochen, bevor ich nach Malberry kam, doch wird sie wissen wollen, ob sich meine Hoffnungen erfüllt haben. Ich werde meinen Anwalt bitten, mich hierher zu begleiten, Lord Broxted, damit wir nach meiner Rückkehr gleich den Ehevertrag aushandeln können. Anschließend werden wir eine Anzeige an die Zeitungen geben, um die Verlobung offiziell zu machen.“ Er hob Carlottas Hände an seine Lippen, eine nach der anderen. „Ich bedaure, dass ich Sie so bald schon wieder verlassen muss, meine Liebe, aber ich werde nur wenige Tage fort sein. Ich zähle die Stunden bis zu unserem Wiedersehen.“
Carlotta murmelte eine Antwort und sah ihm nach, wie er das Zimmer verließ. Die ganze Zeit über hatte sie nichts gefühlt. Überhaupt nichts.
Carlotta hoffte vergeblich, dass man sie nach der Abreise von Mr. Woollatt in Frieden lassen würde. Lady Broxted wich den ganzen Tag nicht von ihrer Seite, und die anderen Gäste kamen einer nach dem anderen zu ihr, um sie zu
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