Der Baron und die widerspenstige Schöne
beglückwünschen. Mrs. Price nannte sie eine listige kleine Katze und brachte Julia zum Erröten, als sie meinte, ihre Tochter müsse sich mit der Gattensuche ranhalten, wenn sie nicht als alte Jungfer enden wollte. Sir Gilbert schaute gedankenverloren auf den großen Diamanten an ihrer Hand, während er ihr gratulierte, und Mr. und Mrs. Ainslowe bedachten sie mit strahlendem Lächeln und verkündeten, dass sie sich persönlich für ihr Glück verantwortlich fühlten. Bloß Luke fand sich nicht in der Reihe der Gratulanten ein. Doch erst als sie sich alle vor dem Dinner im Salon trafen, erfuhr sie, dass er abgereist war.
„Dringende Geschäfte in der Stadt“, erklärte James.
„Ah, so sagt man jetzt also, wenn man sich seine Gläubiger vom Hals halten muss.“ Mr. Price zwinkerte seinem Gastgeber vielsagend zu.
James’ Lächeln gefror. „Nein, so weit ist es denn doch noch nicht gekommen“, meinte er betont freundlich.
Mrs. Price lachte, bevor sie mit Wehmut in der Stimme sagte: „Wahrscheinlich ist dem Sündhaften Baron unsere Gesellschaft schlicht zu langweilig geworden.“
„Ich kann Ihnen versichern, mein Schwager fühlte sich keineswegs gelangweilt“, warf Adele ein. „Nur eine Angelegenheit von größter Dringlichkeit konnte ihn veranlassen, seinen Aufenthalt vorzeitig abzubrechen.“
„Es ist zu schade, dass auch Mr. Woollatt uns verlassen hat“, sagte Mrs. Price. „Nun, da nur noch so wenige Gentlemen uns Gesellschaft leisten, werden sich Lord Fairbridge und Sir Gilbert wohl doppelt so stark bemühen müssen, uns zu unterhalten.“
Der Viscount errötete ob ihrer Bemerkung, Sir Gilbert indes lachte bloß.
„Oh ich bin sicher, an Amüsement wird es uns nicht mangeln“, sagte Adele. „Wollen wir jetzt das Dinner einnehmen?“
„Wenn ich gewusst hätte, dass Darvell in die Stadt reist, hätte ich ihm einen Scheck mitgegeben“, meinte Sir Gilbert, während sich erhoben, um sich ins Speisezimmer zu begeben. „Ich hatte kürzlich Glück im Spiel, Ainslowe, deshalb möchte ich Ihnen den Tiepolo gerne wieder abkaufen. Reed könnte das Gemälde gleich für mich in die Stadt bringen.“
„Oh, oh, Sir Gilbert, werden Sie denn ohne Ihren Diener überhaupt zurechtkommen?“, rief Mr. Price und zwinkerte seiner Gemahlin zu.
„Selbstverständlich, sogar ausgezeichnet, Sir. Einige Tage kann ich gut ohne Hilfe beim Ankleiden auskommen. Das Gemälde werde ich gleich morgen in mein Stadthaus bringen lassen.“
„Ach ja?“, warf James ein. „Nun, es ist mir verhasst, Sie enttäuschen zu müssen, Mattingwood, aber ich will es gar nicht verkaufen.“
Sir Gilbert lachte. „Kommen Sie, Ainslowe, Sie werden mir doch nicht mein Eigentum verwehren wollen?“
„Bedauerlicherweise habe ich besonderen Gefallen an dem Gemälde gefunden“, erklärte Adele. „Ich stimme James zu, es macht sich ausgenommen gut in der Bibliothek. Ich möchte es nicht mehr missen, weshalb ich kaum glaube, dass Sie es nun noch zurückerhalten werden.“
Froh, dass ihre Verlobung nicht mehr das Hauptgesprächsthema war, setzte sich Carlotta an ihren Platz. Müde, wie sie war, brachte sie das Essen nur mit Mühe herunter und war froh, als Mrs. Ainslowe die Damen schließlich zurück in den Salon geleitete, während die Herren im Speisezimmer noch ein Glas Brandy nahmen. Im Salon erklärte Lady Broxted Mrs. Price ausführlich, dass Mr. Woollatt nach Norden gereist sei, um seiner Mutter von der Verlobung zu berichten.
„Ich denke, er wäre besser beraten gewesen, zu warten, bis Miss Rivington ihn hätte begleiten können“, meinte Mrs. Price. „Wenn … Das heißt, falls meine Julia während unseres Aufenthaltes in Malberry einen Heiratsantrag erhält, entspräche es ganz gewiss nicht meinem Wunsch, das glückliche Paar so bald schon wieder zu trennen.“
„Da mögen Sie recht haben. Andererseits hat es durchaus etwas für sich, wenn sich beide die Zeit nehmen, sich auf die bevorstehenden Änderungen in ihrem Leben einzustellen“, erwiderte Lady Broxted.
„Ja, die arme Carlotta scheint die ganze Aufregung sehr erschöpft zu haben“, bemerkte Adele.
Carlotta beschloss, die Gelegenheit zu nutzen. „Ich bin in der Tat ein wenig müde, Mrs. Ainslowe. Wenn Sie mich entschuldigen würden, dann ziehe ich mich jetzt auf mein Zimmer zurück.“
„Selbstverständlich entschuldigen wir Sie“, sagte Adele. „Wir wollen doch, dass Sie Ihrem Verlobten mit einem strahlenden, ausgeruhten Gesicht begegnen, wenn er von
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