Der Bastard und die Lady
Blickwechsel zwischen den Brüdern bemerkt zu haben, als Puck zustimmte, zur Stelle zu sein, und wollte ihn schon um eine Erklärung bitten, doch da verlangsamte die Kutsche ihr Tempo und bog wieder einmal in den Hof eines kleinen Gasthauses ein.
„Zeit, deine so schmeichelhaften Witwenkleider abzulegen, Mrs Claridge, da dein Mann sich auf wunderbare Weise erholt hat“, sagte Beau, und das Thema war abgeschlossen.
20. KAPITEL
C helseas selbst eingestandene Unfähigkeit, Norden von Süden zu unterscheiden, erwies sich als Gottesgeschenk.
Sie nahmen rasch ein Mittagessen in dem kleinen, aber halbwegs sauberen Gasthaus ein, das der Kutscher gefunden hatte, und zogen wieder ihre Reitkleidung an. Die Frau des Gastwirts war entzückt über die geschenkte Witwentracht, wenngleich ihr Gatte nicht annähernd so glücklich darüber zu sein schien. Dann nahmen sie Abschied von Puck und blickten der abfahrenden Kutsche nach, die jetzt direkt nach Westen zur alten Kutschstraße rollte, um jenseits der Grenze in Gretna Green wieder zu ihnen zu stoßen.
Und dann half Beau Chelsea in den Sattel, und sie ritten in nördliche Richtung.
Sein Plan war einfach: Gretna Green mochte ja der bekannteste Zufluchtsort für durchgebrannte Paare sein und hatte tatsächlich auch ein gewisses Prestige für Leute, die über dem Amboss heiraten wollten. Doch es war nicht die einzige schottische Stadt, die von den Einnahmen aus diesen Hochzeiten von Ausgerissenen profitieren wollte.
Genau genommen konnte Beau aus einer Reihe von Zielorten auswählen – Lamberton, Mordington, Paxton, Coldstream. Er hatte sich für Letzteren entschieden und trug nun eine vom Wirt grob gezeichnete Karte in der Tasche.
Sie konnten vielerorts querfeldein reiten, auf halbem Wege übernachten und gegen Mittag des folgenden Tages bei der Coldstream Bridge die Grenze überqueren. Gleich am Ende der Brücke stand das Zollhaus, inzwischen auch als Hochzeitshaus bekannt. Ihnen würde der Schmied fehlen und höchstwahrscheinlich auch ein nicht nur symbolischer Amboss, doch die Eheschließung wäre trotzdem gültig. Nach den Worten des Gastwirts war mittlerweile halb Schottland autorisiert, eine Eheschließung durchzuführen.
Erst danach würden sie geradewegs nach Gretna Green reiten, um sich Chelseas Verwandten zu stellen. Was nicht hieß, dass Beau weniger als eine Meile Abstand zwischen Chelsea und ihrem Bruder und ihrer Schwester dulden würde. Nein, sie würden sich außerhalb des Dorfs mit Puck treffen, sein Bruder würde Chelsea unter seine Fittiche nehmen, und Beau würde den Earl aufsuchen.
Jetzt drehte Beau sich halb im Sattel, um mit Chelsea zu sprechen, als sie ihre Pferde für eine Meile im Schritt gehen ließen, damit sie ein wenig ausruhen konnten. „Du magst Puck, nicht wahr?“
Sie sah ihn forschend an. „Hm, ja, natürlich. Er ist sehr liebenswert. Und nicht annähernd so albern, wie er die Welt glauben machen will. Aber albern ist er. Jung.“
Beau lachte. „Jung? Er ist gut fünf Jahre älter als du, wenn du mir den Hinweis gestattest.“
„Ach, das hat nichts zu sagen. Jungen bleiben viel länger albern als Mädchen. Wahrscheinlich, weil man sie lässt. Mädchen müssen früher erwachsen werden, sind angehalten, sich in Verhaltensweisen zu üben, durch die sie gleich in ihrer ersten Saison auf dem Heiratsmarkt Erfolg haben. Als ich vierzehn wurde, hatte ich schon gelernt, einen Haushalt zu führen, Dinnerpartys zu planen und die Gäste protokollgemäß am Tisch zu platzieren, von vielem anderen ganz zu schweigen. Was wurde von dir erwartet, als du vierzehn warst, Oliver? Dass du in hohem Bogen spucken konntest, ohne aufs Kinn zu sabbern?“
„Ich glaube eher, ich wollte lernen, zu fluchen wie ein Seemann und zu pfeifen wie ein Kutscher. Mit fünfzehn nahm Vater mich mit in die Kneipe am Ort und stellte mich Lottie vor, die die meisten jungen Burschen in der Umgebung … ausbildete. Verstehst du, das machte einen angeblich zum Mann. Und warum zum Teufel erzähle ich dir das? Komm, die Pferde haben sich genug ausgeruht.“
„Ja, Sir“, sagte Chelsea immer noch grinsend. „Aber zuerst noch eine Frage: Ist Lottie immer noch in dieser Kneipe?“
„Warum fragst du?“
„Ich weiß nicht. Vielleicht sollte ich mich bei ihr bedanken.“ Ihr Grinsen wurde eindeutig frech. „Jetzt komm schon, Oliver. Wir dürfen nicht bummeln. Morgen haben wir einen Termin beim Schmied in Gretna Green.“
Den Mund halb geöffnet, obwohl er nicht wusste,
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