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Der Bastard und die Lady

Der Bastard und die Lady

Titel: Der Bastard und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
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dass Ihr Bruder sich dem Glauben zugewandt hat. Eine Schwester wie Sie würde jedem anderen auch den letzten Nerv töten und ihn verzweifelt nach Erlösung suchen lassen.“ Er hakte die Lederblende auf seiner Seite auf, sodass erstes Tageslicht in die Kutsche fiel, und sah Chelsea an. „Sie sind nicht beeindruckt?“
    „Ich habe jene Weste gesehen, schon vergessen? Die Jahre mögen Ihre äußere Erscheinung verändert haben, Gott sei Dank, aber ich kenne Sie. Im Grunde verändern die Menschen sich nicht sonderlich. Sie lernen nur, sich besser zu tarnen. Deshalb weiß ich auch, dass Thomas’ neues Erscheinungsbild lediglich eine Tarnung für dasselbe langweilige Innere ist. Er trägt seine Frömmigkeit wie einen Mantel, der ihn versteckt und problemlos abgelegt werden kann.“
    „Das muss ich mir merken.“
    „Falls Sie bis zu unserer Verehelichung überleben wollen, sollten Sie das tun. Und Francis Flotley ist aus dem gleichen Holz wie mein Bruder, nur noch schlimmer. Thomas glaubt zumindest, auf Gottes Wegen zu wandeln. Der Reverend spielt seine Frömmigkeit für Geld.“
    Beau griff ihr ans Kinn und drehte ihren Kopf, um sie anzusehen. Merkwürdig, fand sie. „Sie sind kein Kind mehr, wie? Allmählich befürchte ich sogar, Sie könnten klüger sein als ich.“ Er ließ ihr Kinn los. „Doch dann sage ich mir, dass Sie es tatsächlich für klug halten, sich mit einem Bastard zu verheiraten, und bin wieder ganz beruhigt.“
    Solange er mich nicht so ansieht, solange er mich nicht berührt. Chelsea hüstelte in ihren Handschuh, um ihn glauben zu machen, so dächte sie tatsächlich, während sie in Wahrheit große Mühe hatte, zu verschweigen, dass sie durchaus nicht immer restlos von der Klugheit ihres Vorhabens überzeugt war.
    Ihr war nicht klar gewesen, wie männlich er war; in ihrer Erinnerung war er noch der unreife Junge von damals. Dumm, emotional, keineswegs weltgewandt.
    Leicht zu manipulieren.
    Der Mann neben ihr allerdings war, besonders ohne die Nachwirkungen eines Alkoholexzesses, alles andere als leicht zu handhaben, zu führen, zu kommandieren.
    Schlimmer noch, er schien sie tatsächlich attraktiv zu finden. Vielleicht waren Männer einfach schneller dazu bereit, jemanden anziehend zu finden. Sah ein Mann einen Rock und ein einigermaßen hübsches Gesicht, konnte er sich sehr schnell einreden, er fände die Frau attraktiv.
    Frauen waren anders. Oder zumindest sie war anders.
    Der Heiratsmarkt, die alljährliche Frühlingsjagd nach einem passenden Mann und Vater für ihre Kinder, war ihr wahrhaftig nicht neu. Sie hatte wohlhabende Gentlemen, adlige Gentlemen, wohlhabende adlige Gentlemen gewogen und für zu leicht befunden. Keinen von ihnen hatte sie auch nur annähernd geliebt, bis sie letztendlich zu dem Schluss gekommen war, dass diese Sache mit den Schmetterlingen im Bauch und Tagträumen von heimlichen süßen Küssen im Mondschein ein schönes Thema für einen Roman war, in der wirklichen Welt aber keinen Platz hatte.
    Doch dann hatte dieser Mann, dieser wahrhaft unpassende Mann, sie finster angesehen, sich über sie lustig gemacht, sie kaum in seiner Nähe geduldet … und plötzlich war sie interessiert, fasziniert und sogar auf seine Beleidigungen versessen.
    Vielleicht gehörte sie zu diesen schrecklich seichten Menschen, die immer wollten, was sie nicht haben konnten oder durften. Welch ein niederschmetternder Gedanke …
    Chelsea zwang sich gewaltsam in die Gegenwart zurück – denn ihren derzeitigen Gedanken wollte sie nun wirklich nicht weiter folgen – und lenkte das Gespräch wieder auf die groteske Enthüllung, dass die Marchioness Beaus Tante war. Sie wollte nicht über die andere Beziehung nachdenken, derzufolge die Geliebten des Marquess die Schwester der Marchioness war.
    „Wollen wir weiter über Ihre kürzlich verstorbene Tante reden? Anscheinend schweifen wir ständig vom Thema ab, was die Vermutung nahelegt, dass die Geschichte doch nicht so logisch ist, wie Sie mir einreden wollen.“
    Er nahm ihre Hand, kameradschaftlich – das sagte sie sich zumindest. „Mal sehen, wo fange ich an? Ah ja. Es war einmal …“
    „Wenn Sie nicht ernst sein wollen …“ Sie versuchte vergebens, ihre Hand zu befreien.
    „Ich bin ernst“, widersprach er. „So ernst, wie einer von uns nur sein kann. Schon gut, ziehen Sie nicht solch ein finsteres Gesicht. Es war ein… Verzeihung. Vor mehr als dreißig Jahren war meine Mutter, Adelaide ist übrigens ihr Name, die unglückliche

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